Behandelter Abschnitt 4. Mose 4,1-15
Der Dienst der Kehatiter
Bevor wir dieses Kapitel beenden, müssen wir noch einen Blick auf die Kehatiter und ihre Arbeit werfen. „Und der Herr redete zu Mose und zu Aaron und sprach: Nimm . . . Das ist es, was die Söhne Kehats vom Zelt der Zusammenkunft zu tragen haben“ (4Mo 4,1-15).
Hier sehen wir, welche wertvollen und geheimnisvollen Dinge der Sorge der Kehatiter anvertraut waren. Die Bundeslade, der goldene Tisch, der goldene Leuchter, der goldene Altar und der Brandopferaltar – alles das waren Schatten zukünftiger Dinge, Abbilder der Dinge im Himmel, Darstellungen des Wahrhaftigen, Gegenbilder Christi in seiner Person, in seinem Werk und in seinen Ämtern, wie ich es in den „Gedanken zum zweiten Buch Mose“ darzulegen versucht habe (in Kap. 24– 30).
Wir sehen diese Dinge hier in der Wüste in ihrem Reisekleid vorgestellt – wenn dieser Ausdruck hier einmal erlaubt ist. Außer der Bundeslade boten diese Dinge alle den gleichen Anblick, nämlich den einer rauen Decke von Seekuhfell. Mit der Lade war es insofern anders, als über dem Seekuhfell ein Tuch „aus blauem Purpur“ lag, das ohne Zweifel den ganz und gar himmlischen Charakter des Herrn Jesus Christus in seiner göttlichen Person vorstellte. Der himmlische Charakter, der sein ganzes Wesen kennzeichnete, war in seinem Leben hier auf der Erde sichtbar. Er war der himmlische Mensch, der Herr vom Himmel. Unmittelbar unter dieser Decke aus blauem Purpur lagen die Seekuhfelle, die als Symbol davon angesehen werden können, was vor dem Bösen bewahrt. – Auf diese besondere Weise wurde, wie gesagt, nur die Bundeslade zugedeckt.
Auf dem „Tisch der Schaubrote“, ein Abbild unseres Herrn Jesus Christus in seiner Verbindung mit den zwölf Stämmen Israels, lag zuerst ein „Tuch aus blauem Purpur“ und dann ein „Tuch aus Karmesin“, und darüber wurden die Seekuhfelle gedeckt. Mit anderen Worten: Zuerst sehen wir das, was wesenhaft himmlisch ist, dann das, was menschliche Herrlichkeit darstellt, und über allem das, was vor dem Bösen bewahrt. Es ist der Plan Gottes, dass die zwölf Stämme Israels einen hervorragenden Platz auf der Erde einnehmen sollen und dass in ihnen die höchste Form menschlichen Glanzes dargestellt werden soll. Deshalb ist auch die Karmesindecke auf dem Schaubrotetisch so passend. Die zwölf Brote weisen offenbar auf die zwölf Stämme Israels hin; und was die Karmesinfarbe angeht, so braucht man nur die Schrift durchzugehen, um zu sehen, dass sie andeutet, was ein Mensch für prächtig hält.
Der goldene Leuchter und der goldene Altar wurden auf die gleiche Weise zugedeckt, nämlich zuerst mit der himmlischen Decke und dann von außen mit dem Seekuhfell. In dem Leuchter sehen wir unseren Herrn Christus, wie Er in Verbindung mit dem Werk des Heiligen Geistes Licht und Zeugnis gibt. Der goldene Altar zeigt uns Christus und seine Mittlerrolle – den Wohlgeruch und Wert dessen, was Er für Gott ist. Beide Gegenstände wurden auf ihrer Reise durch die Wüste mit dem, was himmlisch ist, umhüllt und von außen durch die Seekuhfelle geschützt.
Schließlich bemerken wir im Hinblick auf den Altar aus Kupfer einen bemerkenswerten Unterschied. Er wurde mit rotem Purpur statt mit blauem Purpur oder mit Karmesin bedeckt. Warum? Zweifellos deshalb, weil der Altar aus Kupfer Christus als denjenigen zeigt, der „für Sünden gelitten“ hat und der deshalb das Zepter des Königtums tragen wird. Roter Purpur ist die königliche Farbe. Dieser Eine, der in der Welt gelitten hat, wird regieren; der Eine, der die Dornenkrone trug, wird die Krone der Herrlichkeit tragen. Daher war der rote Purpur die passende Decke für den Altar aus Kupfer – denn auf diesem Altar wurde das Opfer dargebracht.
In der Heiligen Schrift hat alles seine eigene von Gott gegebene Bedeutung, und es ist unser Vorrecht und unsere Pflicht zu versuchen, die Bedeutung dieser vielen Einzelheiten zu verstehen, die unser Gott uns zu unserer Belehrung hat niederschreiben lassen. Das können wir nur erreichen, wenn wir demütig, geduldig und betend auf ihn warten. Und nur so wird auch unsere Phantasie kontrolliert. Nur der Geist Gottes kann uns die Schrift öffnen. Gott ist sein eigener Ausleger, und je mehr wir uns wirklich auf ihn stützen, ohne die Meinung, selbst etwas zu wissen, umso tiefer werden wir Einsicht in sein Wort und in seine Wege haben.
Aus diesem Grund möchte ich jedem Christen, der diese Zeilen liest, raten, die ersten fünfzehn Verse von 4. Mose 4 in der Gegenwart Gottes zu lesen. Bitte ihn, dir die Bedeutung jedes Satzes zu zeigen – die Bedeutung der Lade und warum nur sie mit einem blauen Purpurtuch bedeckt wurde usw. Ich habe versucht – und ich sage es voller Demut –, Hinweise zu geben; aber von ganzem Herzen wünsche ich, dass jeder Leser die Bedeutung dieser Verse für sich selbst von Gott erbittet und es nicht bloß von irgendeinem Menschen annimmt. Ich bekenne, dass ich schreckliche Angst vor aller Phantasie habe und überzeugt bin, dass wirklich nur der Heilige Geist alles erklären kann.
Es mag jemand einwenden: Warum schreibt der Verfasser dann aber das alles? Nun, ich schreibe es in der Hoffnung, dadurch ein wenig denen, die voller Ernst die Heilige Schrift untersuchen, zu helfen, die Edelsteine zu sehen, die auf jeder Seite zu finden sind, und sich daran zu erfreuen. Tausende lesen vielleicht wieder und wieder 4. Mose 4 und nehmen nicht einmal wahr, dass nur die Lade unter all den Geräten des Heiligtums nicht nach außen hin ein Seekuhfell zeigte. Und wenn man diese simple Tatsache schon übersieht, wie kann man dann ihre Bedeutung erkennen? Dasselbe gilt für den Altar aus Kupfer. Wie viele haben nicht einmal wahrgenommen, dass nur er mit rotem Purpur bedeckt war!
Nun, wir können sicher sein, dass beides seine geistliche Bedeutung hat. Die Lade war damals die höchste Offenbarung Gottes. Wir können deshalb auch verstehen, warum an ihr für einen ersten Blick das sichtbar wurde, was nur zum Himmel gehörte. Der Altar aus Kupfer war der Platz, an dem die Sünde gerichtet wurde. Er stellte sinnbildlich Christus in seinem Werk als Sündenträger vor, er zeigte, bis zu welch einem tiefen Platz Er sich für uns erniedrigt hat – und doch war nur der Altar aus Kupfer in eine königliche Decke gehüllt. Kann es etwas Vorzüglicheres geben als das, was uns dieses hier lehrt? Welch unendliche Weisheit tut sich in all diesen feinen Unterschieden kund! Die Lade führt uns zum höchsten Platz im Himmel, der Altar aus Kupfer zum tiefsten auf der Erde. Sie standen an den beiden äußersten Enden der Stiftshütte. Im ersteren sehen wir den Einen, der das Gesetz verherrlichte, und im letzteren ihn, der zur Sünde gemacht wurde. An der Lade erkannte man zunächst das, was himmlisch war, und erst, wenn man tiefer sah, entdeckte man das Seekuhfell; und wenn man dann noch tiefer blickte, so begegnete man endlich jenem geheimnisvollen Vorhang, dem Bild von dem Fleisch Christi (s. Heb 10). An dem Altar dagegen sah man als Erstes das Seekuhfell und dann darunter die königliche Decke. Wir erkennen in allem Christus, jedoch von verschiedenen Seiten aus betrachtet. Die Bundeslade zeigt Christus, wie Er die Ehre Gottes bewahrt, und im Altar aus Kupfer sehen wir ihn als Den, der dem Bedürfnis des Sünders begegnet. Welch eine segensvolle Zusammenstellung für uns!
Weiter fällt an dem hier behandelten Abschnitt auf, dass ein Gegenstand nicht erwähnt wird, von dem wir aus 2. Mose 30 und anderen Stellen wissen, dass er im Zelt der Zusammenkunft einen wichtigen Platz einnahm: das Waschbecken aus Kupfer. Warum hat Gott es in 4. Mose 4 fehlen lassen?
Der Grund mag sowohl in dem Material, aus dem es gefertigt wurde, als auch in seinem Zweck liegen. Wir haben es bereits im 2. Buch Mose bemerkt. Das Waschbecken war aus den Spiegeln der Frauen, die sich an der Tür des Zeltes der Zusammenkunft versammelt hatten, gemacht worden (2Mo 38,8), und sein Zweck bestand darin, ein Mittel zur Reinigung für die Menschen zu sein. Nun, in allen jenen Dingen, die der besonderen Obhut der Kehatiter anvertraut waren, sehen wir ausschließlich die verschiedenen Offenbarungen Gottes in Christus – angefangen von der Lade im Allerheiligsten bis zum Altar aus Kupfer im Vorhof der Stiftshütte. Und weil das Becken keine Offenbarung Gottes darstellte, sondern ein Mittel der Reinigung für den Menschen war, wird es dem Schutz und der Obhut der Kehatiter nicht übertragen.
Ich möchte jetzt diesen so tiefen Teil des vierten Buches Mose (Kap. 3 und 4) verlassen und jeden bitten, ihn selber noch einmal genau zu überdenken. Er ist wirklich unausschöpfbar. Man könnte darüber Bände statt Seiten füllen – und würde am Ende doch fühlen, dass man nur wenig weiter als gerade unter die Oberfläche vorgedrungen ist.