In diesem ganzen Evangelium erinnert der Heilige Geist ganz besonders an die Beziehungen unseres Herrn zu Israel. Daher wurde in den vorangegangenen Kapiteln, in denen die Zerstörung Jerusalems vorausgesagt wurde, darauf geachtet, auch die Bewahrung eines gottesfürchtigen Überrestes Israels hervorzuheben – eine Tatsache, die für sein eigenes Volk ein besonderer Trost sein würde. Und wie wir in diesem prophetischen Zeugnis gesehen haben, so wird auch in der Erzählung von der Kreuzigung im Matthäusevangelium der Anteil Israels an dieser feierlichen Handlung besonders deutlich, indem es das erfüllt, was im Gesetz, in den Psalmen und in den Propheten über die Verwerfung des eigenen Messias geschrieben steht. Der Evangelist Matthäus schrieb mit ausdrücklichem Blick auf die Juden, und daher war es von größter Wichtigkeit, sie davon zu überzeugen, dass Gott die Verheißungen in der Sendung des Messias erfüllt hatte, den Israel im Unglauben abgelehnt und durch heidnische Hände an das Kreuz gehängt hatte. Welchen besonderen Wert sollte es haben, für die Heiden aus dem Gesetz und den Propheten zu zitieren? Die alttestamentlichen Schriften bildeten ein Buch, von dem die Heiden nur sehr wenig Kenntnis hatten. Wir finden zwar Hinweise auf diese Schriften bei Lukas, gerade genug, um eine Verbindung herzustellen, aber das ist alles. Aber Matthäus, obwohl sicher für alle geschrieben, hat Israel besonders im Blick. Daher wird der Herr in diesem Evangelium so deutlich und sorgfältig als Messias dargestellt; aber von Anfang an gibt es ausreichend deutliche Hinweise, die seine Verwerfung zeigen. In den nachfolgenden Einzelheiten sehen wir nicht nur die Erfüllung der allgemeinen Vorhersagen, sondern auch den Fortschritt und die Entwicklung dieser Feindschaft. Die Schuld der religiösen Führer steht im Vordergrund, und ihre religiösen bösen Werke, die Gott besonders beleidigen; der Teufel bringt den Namen Gottes ins Spiel, um zu bewirken und gutzuheißen, was von Menschen getan wird.
Daher geht die Aktivität des Bösen hier von den Priestern aus:
Als es aber Morgen geworden war, hielten alle Hohenpriester und Ältesten des Volkes Rat gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen (27,1).