Er wachte und betete und geriet nicht in Versuchung, obwohl Er bis aufs Äußerste versucht wurde. Aber die Jünger findet Er schlafend; sie konnten nicht eine Stunde mit ihm wachen.
Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach (26,41).
Und so war es immer wieder bei ihnen, bis Er sie schlafen ließ, sie aber warnte, dass die Stunde nahe sei, da der Verräter herankäme.
Aber dasselbe Fleisch, das sich zum Schlaf niederlegt, wenn der Herr zum Wachen und Beten aufruft, ist eifrig genug mit fleischlichen Waffen, als Judas mit seinem betrügerischen Kuss und einer Schar, die ihm folgt, kommt (V. 47ff.), obwohl es nicht davor bewahrt, sondern eher dazu verleitet, den Meister zu verlassen oder Ihn zu verleugnen. Jesus, der den Kampf in Gethsemane hinter sich gelassen hat, geht in aller Würde und in Frieden vor den Menschen her, um den Willen Gottes durch ihre bösen Hände zu erfüllen; in sanftmütigen Worten (V. 50–54) entlarvt Er die niedere Bosheit des Judas, die unbesonnene Schwäche seines rücksichtslosen Verteidigers und weist auf seinen nahenden Tod hin, trotz seiner Macht, Legionen von Engeln in seinem Namen zu befehlen – der damit Welten ins Dasein ruft und die Bösen durch sein Wort niederwirft. Doch Er war ein Gefangener für den Willen Gottes, nicht für die Macht des Menschen.
Vor Kajaphas (V. 57–68) wird Er des Todes schuldig gesprochen –nicht, weil die Falschheit der Zeugen Erfolg hatte, sondern wegen seines eigenen Bekenntnisses der Wahrheit. Er, der Sohn Gottes, der in der Fülle der Gnade und der Wahrheit gekommen war. So wie Er war, sollten sie Ihn, den Sohn des Menschen, von nun an zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen – seine gegenwärtige Stellung und seine Offenbarung, wenn Er in Macht und Herrlichkeit kommt.
Doch inmitten seiner Verwerfung und Schmähung durch die Hohen und Niedrigen unter seinem eigenen äußeren Volk lässt Jesus den armen Petrus, der Ihn nun kühn mit Fluchen und Schwören verleugnet, an sein mächtiges Wort erinnern (V. 69–75). „Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“ O, was für ein Knecht, was für ein Herr ist Er!