Behandelter Abschnitt Mt 5,14-16
Doch jetzt, in Vers 14, haben wir nicht nur den Grundsatz der Gerechtigkeit, sondern der Gnade – das Ausströmen und die Kraft der Gnade. Und hier finden wir einen neuen Titel, der den Jüngern gegeben wird und der ihr öffentliches Zeugnis beschreibt –„das Licht der Welt“. Das Licht ist eindeutig das, was sich ausbreitet. Das Salz ist das, was innerlich sein sollte, aber das Licht ist das, was sich selbst ausstreut. „Eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein.“ Es sollte eine Verbreitung seines Zeugnisses um sich hergeben. Der Mensch zündet nicht eine Lampe an, um sie unter den Scheffel zu stellen, sondern auf einen Lampenständer, „und sie leuchtet allen, die im Haus sind“ (V. 15).
Ebenso lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen (5,16).
Merke dir das gut!
Wir haben diese beiden markanten Skizzen des Zeugnisses der Gläubigen hier unten betrachtet, als das Salz der Erde, die bewahrende Kraft inmitten des Bekenntnisses, und als das Licht der Welt, das in den Aktivitäten der Liebe zu einer armen Welt hinausgeht. Die Gefahr ist jedoch, dass das Salz kraftlos wird und dass das Licht unter den Scheffel gestellt wird.
Nun finden wir in diesem zweifachen Zeugnis das große Ziel Gottes. Es geht nicht nur um den Segen der Menschen, denn hier ist nicht von Evangelisieren oder der Errettung von Sündern die Rede, sondern um den Wandel der Gläubigen. Es gibt eine gravierende Frage, die Gott uns als den Gläubigen stellt, und das ist die nach ihrem eigenen Weg abseits von anderen Menschen. Aufrufe an die Unbekehrten finden wir an anderer Stelle reichlich, und niemand kann ihre Bedeutung für die Welt zu stark betonen. Die Bergpredigt hingegen ist Gottes Aufruf an die Bekehrten. Es ist ihr Charakter, ihre Stellung, ihr Zeugnis in besonderer Weise. Wenn durchweg an andere gedacht wird, geht es nicht so sehr darum, sie zu gewinnen, sondern darum, dass die Gläubigen das widerspiegeln, was von oben kommt. Dieses Licht ist das, was von Christus kommt. Es heißt nicht: Lasst eure guten Werke vor den Menschen leuchten. Wenn Menschen über diesen Vers sprechen und dabei an ihre eigenen Werke denken, sind das im Allgemeinen gar keine guten Werke; aber selbst, wenn sie es wären, sind Werke kein Licht. Licht ist das, was von Gott kommt, ohne das, was Menschen beimischen. Gute Werke sind die Frucht seiner Wirkung auf die Seele.
Es ist jedoch das Licht, das vor den Menschen leuchten soll. Es ist das Bekenntnis zu Christus, das der Punkt vor Gott ist. Es sind nicht nur bestimmte Dinge, die getan werden sollen. Das Licht, das leuchtet, ist hier das große Thema, obwohl das Tun des Guten daraus hervorgehen sollte. Wenn ich das Tun des Guten zu allem mache, ist das ein niedrigerer Gedanke als der, der vor dem Geist Gottes steht. Ein Ungläubiger kann spüren, dass ein frierender Mensch einen Mantel oder eine Decke braucht. Der natürliche Mensch mag die Bedürfnisse anderer durchaus wahrnehmen, aber wenn ich nur diese Werke nehme und sie zum Hauptziel mache, tue ich wirklich nicht mehr, als ein Ungläubiger es könnte. In dem Augenblick, in dem du gute Werke zum Inhalt machst und sie vor den Menschen glänzen, befindest du dich auf dem gleichen Boden wie Juden und Heiden. Das Volk Gottes ist geneigt, auf diese Weise sein Zeugnis zu zerstören.