Behandelter Abschnitt 3Mo 25
In diesem Kapitel wird ein weiteres Merkmal festgelegt, um das Bild zu vervollständigen, nämlich die Regelung des Prinzips des Sabbats, nicht nur für das Volk, sondern auch für das Land; nicht nur ein Sabbatjahr, sondern das volle Jubeljahr – alles auf demselben gegenwärtigen Prinzip des Sabbats.7 Dementsprechend stellt dieses Kapitel ein höchst gesegnetes Vorrecht durch die Hand des gütigen Gottes vor, aber eine elende Sache, wenn der Mensch sich einmischt. Die Vernachlässigung des Sabbats – nicht nur in seiner wöchentlichen Form, sondern in größerem Umfang für das Land – wurde von Gott als eine Tatsache in der Geschichte des auserwählten Volkes angezeigt.
Was ist das Ergebnis in Gottes Hand? Angenommen, das Land ginge durch irgendeine Ungerechtigkeit denen verloren, denen Gott es zugewiesen hatte, dann war das Jubiläum Gottes Prinzip, um seine eigenen Rechte zu bewahren. Denn in Wahrheit waren die Israeliten nur Pächter; der Herr war der Eigentümer. Deshalb behält der Herr die Erde in seinem eigenen Besitz. „Und du sollst dir sieben Jahrsabbate zählen, siebenmal sieben Jahre, so dass die Tage von sieben Jahrsabbaten dir 49 Jahre ausmachen. Und du sollst im siebten Monat, am Zehnten des Monats, den Posaunenschall ergehen lassen; am Versöhnungstag sollt ihr die Posaune ergehen lassen durch euer ganzes Land. Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und sollt im Land Freiheit ausrufen für alle seine Bewohner. Ein Jubel-Jahr soll es euch sein, und ihr werdet jeder wieder zu seinem Eigentum kommen und jeder zurückkehren zu seinem Geschlecht. Ein Jubel-Jahr soll dies, das Jahr des fünfzigsten Jahres, euch sein; ihr sollt nicht säen und seinen Nachwuchs nicht ernten und seine unbeschnittenen Weinstöcke nicht lesen; denn ein Jubel-Jahr ist es: Es soll euch heilig sein; vom Feld weg sollt ihr seinen Ertrag essen. In diesem Jubeljahr sollt ihr jeder wieder zu seinem Eigentum kommen“ (V. 8–13).
Welche Mühen, welche Sorgen, welche Sünden auch immer das Land denen entfremdet haben mögen, die dort seine Pächter waren, das Jubeljahr berichtigt alles. Das Land muss an den Eigentümer zurückgegeben werden. Er hatte ein vollkommenes Anrecht darauf und würde sicherlich sein eigenes Recht zum Segen seines eigenen Volkes aufrechterhalten. So ist der Weg der Gnade immer. So sehen wir, dass Gerechtigkeit, ein so schreckliches Wort für den schuldigen Menschen, wenn sie durch göttliche Gnade ausgeübt wird, die einzige Hoffnung für die Ruinierten wird. „Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus unseren Herrn“ (Röm 5,21). So ist es für uns, die wir an Jesus glauben; aber für Israel wird es in der Rechtfertigung dessen gefunden werden, was Gott versprochen hat, als sie die Verheißungen soweit durch Sünde aufgehoben hatten, wie der Mensch es konnte. Gott wird sie in seiner Barmherzigkeit aufrechterhalten und sie so für das Volk am zukünftigen Tag der Herrlichkeit erfüllen.
Das Gesetz des Jubeljahres ist ein bemerkenswertes Beispiel für den Einfluss der jüdischen Verordnungen auf das moralische Verhalten. So konnte ein Jude es nutzen, um einen Preis für sein Land zu verlangen, der in keinem Verhältnis zu seinem Wert stand, der von der Entfernung zum fünfzigsten Jahr abhing. Daher steht geschrieben: „Und wenn ihr eurem Nächsten etwas verkauft oder von der Hand eures Nächsten etwas kauft, so soll keiner seinen Bruder bedrücken. Nach der Zahl der Jahre seit dem Jubel-Jahr sollst du von deinem Nächsten kaufen, nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen. Entsprechend der größeren Zahl von Jahren sollst du ihm den Kaufpreis mehren, und entsprechend der geringeren Zahl von Jahren sollst du ihm den Kaufpreis mindern; denn eine Zahl von Ernten verkauft er dir. Und so soll keiner von euch seinen Nächsten bedrücken, und du sollst dich fürchten vor deinem Gott; denn ich bin der Herr, euer Gott“ (V. 14–17). Sie mussten einen Verkauf oder einen Kauf nach diesem Prinzip regeln.
Für den Christen ist das Kommen des Herrn immer nahe, und er wird, wenn er treu ist, alles nach diesem Maßstab messen. So sagt der Apostel: „Die Zeit ist gedrängt. Im Übrigen, dass auch die, die Frauen haben, seien, als hätten sie keine, und die Weinenden als nicht Weinende und die sich Freuenden als sich nicht Freuende und die Kaufenden als nicht Besitzende und die die Welt Gebrauchenden als sie nicht als Eigentum Gebrauchende; denn die Gestalt dieser Welt vergeht“8 (1Kor 7,29-31). Wenn auch die Schätze und Preise der Erde an jenem Tag wertlos sein werden, so gibt uns doch die Hoffnung darauf, die hell im Herzen brennt, den gegenwärtigen Sieg; denn das ist der Sieg, der die Welt überwindet, nämlich unser Glaube. Ich räume ein, dass es eine noch tiefere und erforschende Kraft gibt, wenn wir Ihn vor Augen haben, der diesen Tag zu dem macht, was Er ist; aber Er selbst hat die Gefahr gekennzeichnet, in unserem Herzen zu sagen: „Mein Herr bleibt noch aus“ (Mt, 24,48).
Wir können also nicht anders, als die Erscheinung des Herrn Jesus zu lieben, wenn Er dem Menschen und der Schöpfung die Befreiung von ihrer langen und seufzenden Knechtschaft unter der Macht Satans und den verderblichen Auswirkungen des Fluches bringen wird. Denn auch die Schöpfung selbst wird aus der Knechtschaft des Verderbens befreit werden zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Wir werden zusammen mit Ihm in Herrlichkeit offenbart werden und uns an jener mächtigen und gesegneten Veränderung des Antlitzes des Universums erfreuen, zum Lob seines Namens und zur Ehre des Gottes, der Ihn, den zweiten Menschen, gesandt hat.
Bis dahin braucht der Jude nicht beunruhigt zu sein, ebenso wenig wie der Christ jetzt, wie die Heiden, die Gott nicht kennen. „Und so tut meine Satzungen, und haltet meine Rechte und tut sie, so werdet ihr sicher wohnen in eurem Land. Und das Land wird seine Frucht geben, und ihr werdet essen bis zur Sättigung und sicher darin wohnen. Und wenn ihr sprecht: Was sollen wir im siebten Jahr essen? Siehe, wir säen nicht, und unseren Ertrag sammeln wir nicht ein –: Ich werde euch ja im sechsten Jahr meinen Segen entbieten, dass es den Ertrag für drei Jahre bringe; und wenn ihr im achten Jahr sät, werdet ihr noch vom alten Ertrag essen; bis ins neunte Jahr, bis sein Ertrag einkommt, werdet ihr Altes essen. Und das Land soll nicht für immer verkauft werden, denn mein ist das Land; denn Fremde und Beisassen seid ihr bei mir. Und im ganzen Land eures Eigentums sollt ihr dem Land Lösung gestatten“ (V. 18–24). Worin besteht die Schwierigkeit, wenn Gott die Garantie ist?
Es ist von größtem Interesse zu bemerken, wie mitfühlend Gott im Rest des Kapitels (V. 25–55) auf alle möglichen Schicksalsschläge Israels in der Not eingeht. Da ist zunächst der verarmte Bruder, der einen Teil seines Besitzes verkauft hat (V. 25ff.); dann der verarmte Bruder, dessen Hand wankend ist und der Stärkung oder Erleichterung braucht (V. 35 ff.); dann der verarmte Bruder, der sich entweder an einen Juden (V. 39 ff.) oder an einen Fremden (V. 47 ff.) verkauft hat, der sich vor seinen Brüdern auf den Namen des Herrn beruft, und das in jedem einzelnen Fall. Mögen wir nie die Gnade unseres Herrn Jesus Christus vergessen, der zwar reich war, aber um unseretwillen arm wurde, damit wir durch seine Armut reich würden! (2Kor 8,9). Wir können sicher sein, dass wir, wenn wir seinen Schritten folgen, nicht nur jetzt Freude und Erquickung im Herrn haben werden, sondern dass Er uns an jenem Tag vergelten wird.
7 Sogar Ewald (trotz seiner genialen Torheit des Elohisten, Junior-Elohisten, Jehovisten und Redakteurs, ganz zu schweigen vom Deuteronomisten) fällt die ständige Wiederkehr der Siebener-Zahlen in verschiedenen Formen, Tage, Wochen, Monate und Jahre, im ganzen Gesetz als ein starker Hinweis dafür auf, dass das ganze System seiner Zeiten und Jahreszeiten das Produkt eines einzigen Geistes war. In Wahrheit durchdringt es die hebräischen Schriften von 1. Mose bis Daniel, in dessen Prophezeiung (Dan 9) wir dasselbe Prinzip in einer anderen und ursprünglichen Form finden. Und das ist umso auffälliger, weil es einen so gründlichen Wechsel vom pastoralen Charakter der wandernden Väter zum landwirtschaftlichen Zusammenhang der Feste gab, als sie von den Söhnen Israels in Kanaan völlig gefeiert wurden, nachdem sie von Gott in den Zeiten des Gesetzgebers mit einem zutiefst geschichtlichen Stempel, dem Schatten zukünftiger Güter, versehen worden waren. Dieser eine Geist konnte nicht weniger als göttlich sein. Mögen wir bereit sein zu verlernen, um zu lernen!↩︎
8 Oder „ihn nicht in vollem Umfang zu nutzen“. Es ist nicht „missbrauchen“ der Welt – was παραχρώμενοι wäre, während es hier κάταχρώμενοι ist, sie für sich selbst zu benutzen, nicht für den Herrn.↩︎