Behandelter Abschnitt 3Mo 10
Im nächsten Kapitel haben wir eine demütigende Tatsache – die völlige Schwäche des Menschen in dieser neuen Beziehung des Segens, zu der er berufen wurde. „Und die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes Feuer vor dem Herrn dar, das er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer von dem Herrn aus und verzehrte sie, und sie starben vor dem Herrn“ (V. 1.2). Die Weihe war vollzogen. Kaum waren sie tatsächlich als Priester des Herrn hervorgetreten, da hatten zwei von ihnen so versagt, dass das Feuer des göttlichen Gerichts sie verzehrte, anstatt in Frieden die Annahme der Opfer zu besiegeln. „Und Mose sprach zu Aaron: Dies ist es, was der Herr geredet hat, indem er sprach: In denen, die mir nahen, will ich geheiligt, und vor dem ganzen Volk will ich verherrlicht werden“ (V. 3).
Du wirst feststellen, dass dies immer der Unterschied zwischen dem ist, was von Gott ist, und dem, was vom Menschen ist. Eine menschliche Religion findet instinktiv Entschuldigungen für ihre „Priester“ und versäumt es nie, denjenigen, die sie propagieren, einen gewissen Spielraum und eine gewisse Freiheit zu gewähren. Der wahre Gott bewahrt nirgends die schönen Erfordernisse seines eigenen Charakters so sehr wie bei denen, die Ihm am nächsten stehen und von Ihm am meisten begünstigt sind. Es gibt kein von Gott erneuertes Herz und Gewissen, das nicht empfinden wird, wie richtig und angemessen es ist, dass es so sein muss. Zweifellos schreckt das Fleisch vor solcher erforschenden Prüfung zurück; aber das Christentum bedeutet und gründet sich auf das Gericht, nicht auf die Schonung des Fleisches – auf das Evangelium Christi, und der Christ rühmt sich darin mit dem Apostel. Es gibt für Gott moralisch nichts Vergleichbares wie das Kreuz. Doch es ist Gott, der in unserem Interesse handelt, wie auch zu seiner eigenen Herrlichkeit. Es gibt nichts Unehrenhafteres für Ihn, nichts weniger Heilsames für uns, als eine Unachtsamkeit im Blick auf Unheiligkeit – Ablass zu verkaufen; und doch ist es das, was jede Religion unter der Sonne in der Tat getan hat, außer der, die von Gott offenbart ist. Sogar in der niedrigsten Form der Offenbarung Gottes, als es darum ging, den ersten Menschen zu unterweisen, noch nicht den zweiten, sehen wir den Weg des Menschen schonungslos gerichtet: wie viel mehr dort, wo alle Sünde erkannt und vollständig behandelt wird, sei es durch das Kreuz selbst oder durch die Kraft des Geistes Gottes in den Gewissen derer, die glauben! Aber sofort wird Gott mit ernster Strenge gesehen, wie Er die Freiheit, die sich zwei von denen, die hoch im religiösen Rang standen, an diesem Tag nahmen, ernsthaft verübelt. Und das so sehr, dass die Menschen spotten und sagen könnten, dass das ganze Gebäude zusammengebrochen sei, bevor die Mauern ganz fertig waren.
Aber der Vermittler [Mose] war in der Lage, dem Anlass gerecht zu werden, und verwandelte die Züchtigung in einen Anlass für heilige Ermahnung. „Und Mose sprach zu Aaron und zu Eleasar und zu Ithamar, seinen Söhnen: Eure Häupter sollt ihr nicht entblößen und eure Kleider nicht zerreißen, damit ihr nicht sterbt und er nicht erzürne über die ganze Gemeinde; aber eure Brüder, das ganze Haus Israel, sollen diesen Brand beweinen, den der Herr angerichtet hat“ (V. 6). Er war der Meinung, dass es sich für die, die dem Herrn so nahestanden, nicht geziemte, sich dem natürlichen Kummer hinzugeben, ebenso wenig wie eine fleischliche Erregung in seiner Anbetung zuzulassen. Von nun an ist dies verboten. Die äußeren Zeichen der Trauer über den Tod sind den Priestern verboten. Das war sicherlich ein ernster Anlass, das Prinzip wurde völlig geschmeckt. Aber im Zusammenhang damit lernen wir, dass Aufregung bei denen, die sich einer solchen Nähe zu Gott erfreuen, ebenso wenig angebracht ist. „Und der Herr redete zu Aaron und sprach: Wein und starkes Getränk sollst du nicht trinken, du und deine Söhne mit dir, wenn ihr in das Zelt der Zusammenkunft hineingeht, damit ihr nicht sterbt – eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern“ (V. 8.9). Zweifellos hatte das auch eine praktische Bedeutung. Das Trinken von Wein oder Ähnlichem konnte jemanden hindern, den Unterschied zwischen heilig und unheilig zu erkennen. Aber in erster Linie, und mit Recht, passte es nicht in die Gegenwart Gottes; als nächstes eignete es sich nicht für die sichere und heilige Hilfe des Menschen, der von Übel und Verwirrung umgeben war.
Danach zeigt sich das Versagen auch bei den übrigen Söhnen Aarons, indem sie den Bock des Sündopfers verbrannten, weshalb Mose mit Eleasar und Ithamar zürnte. Das Versagen war also vollständig. Zwei von ihnen bezahlten die Strafe mit ihrem Leben; die beiden anderen wurden nur auf die Fürsprache Aarons hin verschont.