Behandelter Abschnitt Amos 9,13-15
Der Rest der Prophezeiung spricht von der gesegneten Wiederherstellung des Volkes in ihrem Land in der Barmherzigkeit und zum Lob des Herrn. „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da der Pflüger an den Schnitter und der Traubentreter an den Sämann reichen wird; und die Berge werden träufeln von Most, und alle Hügel werden zerfließen. Und ich werde die Gefangenschaft meines Volkes Israel wenden; und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen und Weinberge pflanzen und deren Wein trinken und Gärten anlegen und deren Frucht essen. Und ich werde sie in ihrem Land pflanzen; und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott“ (V. 13‒15). Zweifellos wird es ein Tag des Segens für alle aus Gott Geborenen sein; aber die Beschreibung des Propheten, obwohl sie sicherlich jenseits der Natur liegt, bezieht sich deshalb nicht auf himmlische Dinge, sondern auf die Erde, die damals tatsächlich die Sphäre des grenzenlosen Segens Gottes ohne Schaden oder Gefahr für den Menschen war.
Es ist keineswegs ein Sinnbild für den Weg des Glaubens, der sich durch die Kraft des Geistes gegen den widrigen Lauf der Welt durchsetzt; denn dann wird der Satan gebunden sein und der Herr nicht im Verborgenen, sondern offenkundig regieren, die Gerechtigkeit in Ruhe und in Ehre, und die Ungerechtigkeit, wenn sie sich einen Augenblick zeigt, als schnell unterdrückt und gerichtet. Daher werden hier die natürlichen Wahrzeichen benutzt, um die Fülle darzustellen, die hier auf der Erde geschenkt wird, wenn der Erlöser die Freigebigkeit des Schöpfers rechtfertigt und offenbart. Es führt nur in die Irre, wenn der Christ eine solche Stelle mit Blick auf seine eigenen Beziehungen liest. Es mag erlaubt sein, das Prinzip zur Veranschaulichung der reichen Gnade unseres Gottes anzuwenden; aber wir müssen uns davor hüten, durch eine solche Anwendung seine gerechte und volle Bedeutung und den offensichtlichen Umfang und Zweck des Heiligen Geistes darin zu leugnen.
Es ist zurecht bemerkt worden, wie Amos, ein Prophet von Juda, aber zu Israel gesandt, seine eigene Prophezeiung mit der von Joel verbindet, dessen Dienst besonders auf Juda und Jerusalem ausgerichtet war, und damit absichtlich ihr Werk des Zeugnisses miteinander verbindet (Kap. 1,2). Hier ist ein neuer Fall, obwohl Amos offensichtlich die reiche Verheißung aufgreift, die am Ende von Joel gegeben wurde, und sie an Stärke übertrifft, wenn er sagt, dass alle Hügel (nicht nur mit Milch fließen, sondern) zerfließen werden (V. 13).
Aber es ist nicht weise, die irdischen Dinge jenes Reiches zu vernachlässigen, das, obwohl es jetzt ausschließlich geistlich und himmlisch ist, am Tag der sichtbaren Herrlichkeit des Herrn wirklich sowohl den Himmel als auch die Erde umfassen wird. Wenn das kleinste Insekt oder das geringste Gewächs außerhalb seiner Versöhnung bleiben würde, hätte der Feind einen Sieg über Gott und seinen Christus errungen, was niemals der Fall sein kann. Daher ist die Zurückführung aus Gefangenschaft Israels in ihrer offensichtlichen Bedeutung zu verstehen, obwohl sicherlich an jenem Tag das Geistliche in ihrem Fall mit dem Irdischen verschmelzen wird. Das allerdings ausschließlich auf die Versammlung Christi zu deuten, ist eine Verblendung und gibt einer „trügerischen Alchemie“8 Recht, die bereits von weniger gewissenhaften Händen dazu benutzt wird, die Menschwerdung und das Sühnungsopfer Christi und alle anderen Grundlagen auszulöschen. Auch hat keiner der Allegoristen ein sicheres Mittel, die Wahrheit auf solchen Prinzipien zu verteidigen. Die teilweise Rückkehr aus Babylon ist das Unterpfand einer vollständigen Rückführung am Tag des Herrn, sowie eine Bedingung für sein Kommen und sein Werk, dessen Verwerfung die Verheißungen durch seinen Tod und seine Auferstehung gesichert haben. Die vollständige Erfüllung ist genau das Gegenteil von dem, was durch sein Kommen beendet wurde; denn Er wird wiederkommen, und Israel wird sagen: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn“ (Mt 23,39), und die sicheren Gnadengaben Davids werden in vollem Umfang genossen werden. Das nimmt nichts von der Versammlung weg, gibt Israel viel und verherrlicht Christus in allem. Aber der Irrtum ist nicht nur ungerecht gegenüber dem Wort Gottes und seinem alten Volk, sondern er ist auch gefährlich falsch, da er direkt dazu neigt, die Christenheit für ihr bevorstehendes Gericht für ihre Sünden und den nahen Abfall blind zu machen, indem er die falsche Erwartung eines universellen und immerwährenden Triumphs in Aussicht stellt.
8 So nannte R. Hooker die Gewohnheit des Allegorisierens ohne Rechtfertigung oder Maß.↩︎