Behandelter Abschnitt Amos 9,11-12
Nein, mehr noch, es wird nicht nur erklärt, dass Gott an dem ernsten Tag, der noch in der Zukunft liegt, bewahren wird, was von Ihm selbst war, sondern: „An jenem Tag werde ich die verfallene Hütte Davids aufrichten und ihre Risse vermauern“ (V. 11). Er wird nicht nur einen blühenden Zustand Judas und Israels als getrennte Mächte zulassen. Er wird sie wieder vereinigen und die Rechte des vereinigten Königreichs aufrichten. So schwach diese grobe Hütte auch aussah, etwas verfallenes, Gott wird sie aufrichten an dem Tag, an dem die Starken und Hohen und Hochmütigen fallen müssen. Ihre Brüche wird Er zumauern; denn es gab viele Brüche, die durch innere Schwäche und äußere Gewalt entstanden. Nein, Er wird die Ruinen Davids aufrichten und sie wieder aufbauen wie in den Tagen der Vorzeit, „damit sie den Überrest Edoms und alle Nationen in Besitz nehmen, über denen mein Name genannt werden wird, spricht der Herr, der dieses tut“ (V. 12). Hier ist das wohlbekannte Prinzip, das von Jakobus auf dem Konzil von Jerusalem auf das göttliche Recht angewandt wurde, die Heiden unter dem Evangelium anzuerkennen, ohne dass sie beschnitten wurden (Apg 15). Sein Argument ist, dass sie es nicht nötig haben, Juden zu werden, um den Segen Gottes zu bekommen und seinen Namen zu tragen. Denn beschnitten zu werden, bedeutet praktisch, kein Heide mehr zu sein, sondern ein Jude zu werden. Wohingegen Gott nun wirklich Menschen nicht zu Juden, sondern zu Christen macht. Deshalb war es ein völliger Fehler, die Beschneidung solchen Heiden aufzuzwingen, die gläubig waren.
Andererseits hat der Herr die Hütte Davids noch nicht aufgerichtet; darauf deutet auch die von Jakobus zitierte Stelle überhaupt nicht hin. Weder er noch irgendein anderer Apostel sagt jemals, dass die Versammlung Gottes dasselbe ist wie die Hütte Davids. Das ganze System, das sie identifiziert, ist fremd und steht im Gegensatz zur Schrift. Es ist nur die bildhafte Gewohnheit der Väter, die die Vorstellung erfunden hat, dass Zion oder Jerusalem, dass Juda oder Israel die Versammlung bedeuten. Aber dieser Irrtum schwächt unsere eigene Würde und beraubt das alte Volk jener Hoffnung, die Gottes Vorsehung ihm trotz seines tatsächlichen Unglaubens vorbehält. Sicherlich wird Gott die Juden nach und nach segnen, und sein Name wird von den Heiden angerufen werden. Sogar die hartnäckigsten Pharisäer konnten der Beweisführung des Jakobus in dieser Sache nicht widersprechen. Wenn es Gott also gefallen hat, seinen Namen jetzt durch das Evangelium den Heiden zu verkündigen, wer kann dann das Prinzip leugnen, wenn er den Propheten glaubt? Ihre eigenen Schriften stimmen damit überein und sprechen gegen die Engstirnigkeit, die sie praktisch zu Juden machen würde, um bei seinem Namen gerufen zu werden.
Kein Israelit konnte auf die Idee kommen, dass Gott damals die gefallene Hütte Davids aufgerichtet hatte; aber er konnte nicht behaupten, dass Gott von allen Völkern sprach, über denen sein Name angerufen werden sollte, wenn jener Tag kommt. Es war nicht widersprüchlich, sondern im Einklang damit, wenn sie als Heiden jetzt mit seinem Namen angerufen wurden. Jakobus spricht nicht davon, dass diese oder irgendeine andere prophetische Berufung jetzt erfüllt wird. Er zitiert einfach die allgemeine Tatsache aus der Septuaginta-Version, die mit dem allgemein von den Propheten aufgestellten Grundsatz übereinstimmt, dass über allen Nationen der Name des Herrn angerufen werden würde. Dies ist in der Tat das Merkmal des Friedensreiches, wenn ganz Israel gerettet werden wird und der Überrest sogar seinen erbittertsten Feind sowie alle Heiden beerben wird. Zweifellos wird, wenn es erfüllt ist, die Unterwerfung der Nationen für immer sein, und das Königreich des Herrn über die ganze Erde, obwohl es natürlich das Königreich der Himmel ist. Der Apostel zitiert dies dann nur zum gegenwärtigen Gebrauch, um die Aufnahme von Heiden ohne Beschneidung zu rechtfertigen, was er auch unwiderlegbar tat.7
7 Sogar Dr. Henderson gesteht, dass „alle Versuche, das, was über den Stand Davids gesagt wird, auf die christliche Gemeinde anzuwenden, unberechtigt und vergeblich sind.“ – Minor Prophets, S. 181, zweite Auflage.↩︎