Hier haben wir also Daniel, der sich sehr für Israel interessiert, weil es Gottes Volk ist. Folglich sucht er in Gottes Wort nach dem, was er über sein Volk offenbart hat. Dies geschah „im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Ahasveros, aus dem Geschlecht der Meder. Es war keine neue Mitteilung.
Im ersten Jahr seiner Regierung verstand ich, Daniel, in den Schriften die Zahl der Jahre, bezüglich derer das Wort des Herrn an den Propheten Jeremia ergangen war, dass nämlich 70 Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten (V. 2).
Abgesehen davon, dass er ein Prophet war, verstand Daniel, dass Israel wieder in sein Land zurückgebracht werden sollte, bevor das Ereignis eintrat. Er wartete nicht, bis es vollbracht war, und sagte dann nur: „Die Prophezeiung ist erfüllt.“ Aber er verstand „in den Schriften“, nicht nach den Umständen. Zweifellos gab es Umstände beim Fall Babylons; aber er verstand durch das, was Gott gesagt hatte, und nicht nur durch das, was Menschen getan hatten. Das ist die wahre Art, Prophezeiungen zu verstehen. So ist es bemerkenswert, dass Gott uns, wenn wir im Begriff stehen, eine sehr spezielle Prophezeiung zu lesen, die sich fast ausschließlich mit dem engen Bereich Israels beschäftigt, den wahren Schlüssel zum Verständnis der Prophezeiung zeigt. Daniel las die Prophezeiung von Jeremia; und er sah daraus klar, dass, wenn Babylon einmal gestürzt ist, Israel zurückkehren darf. Und was ist die Auswirkung davon auf seine Seele? Er zieht sich zu Gott zurück. Er geht nicht zu dem Volk, das die Prophezeiung so sehr betraf, und erzählt ihm die gute Nachricht, sondern er nähert sich Gott. Das ist ein weiteres Merkmal des Glaubens. Er neigt immer dazu, den in die Gegenwart Gottes zu ziehen, der dadurch den Sinn Gottes in irgendetwas versteht. Er hat Gemeinschaft mit Gott über das, was er von Gott empfängt, noch bevor er es denen mitteilt, die die Gegenstände des Segens sind. Wir haben dasselbe schon in Kapitel 2 bei Daniel gesehen. Nun können wir feststellen, dass es nicht mit Danksagung, sondern mit Bekenntnis geschieht. Wir könnten leicht verstehen, dass, wenn das Volk Israel gerade in die Gefangenschaft ging, er es als eine tiefe Züchtigung empfinden musste und vor Gott stehen würde, um die Sünde zu bekennen und sich unter seiner Rute zu beugen. Aber nun hatte Gott den Unterdrücker Israels gerichtet und stand im Begriff, das Volk zu befreien. Trotzdem nähert sich Daniel, und was sagt er? Als er zu Gott spricht, geht es nicht nur um ihre Befreiung. Es ist ein Gebet, voller Bekenntnis zu Gott.