Behandelter Abschnitt Dan 3,16b-18
So ist es mit dem Christen. Indem er ein wenig Böses tut, indem er das Gewissen unterdrückt, indem er die Prüfung vermeidet, die der Gehorsam gegenüber Gott immer mit sich bringt, kann er zweifellos oft einen guten Teil der Feindschaft der Welt vermeiden und ihr Lob erlangen, weil er sich selbst guttut. Aber wenn das Auge dabei einfältig ist, muss Gott immer seine Rechte haben, immer in dem Menschen den ersten Platz einnehmen. Wenn Gott durch irgendetwas, was von mir verlangt wird, benachteiligt wird, dann muss ich Gott mehr gehorchen als dem Menschen. Wo dies festgehalten wird, ist der Weg vollkommen. Es kann sein, dass wir der Gefahr, vielleicht sogar dem Tod ins Gesicht schauen, wie es hier der Fall war. Der König war erzürnt, dass diese Männer es wagten zu sagen: wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern. Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag – und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten – oder ob nicht, es sei dir kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden (3,16b–18).
Sie hielten es nicht für nötig, ihm zu antworten! Und was hielten sie für nötig? Es war eine Frage, die Gott betraf. Ihre Sorge war: „Gebt denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Mt 22,21). Sie waren ganz in Übereinstimmung mit diesem Wort Christi, bevor es gegeben wurde. Sie hatten pflichtbewusst den Platz eingenommen, den der König ihnen zugewiesen hatte: Es gab keine Anklage gegen sie. Aber nun erhob sich eine Frage, die ihren Glauben zutiefst berührte, und sie spürten es. Es war Gottes Ehre, in die eingegriffen worden war, und sie vertrauten auf Ihn.
Dementsprechend sagen sie: „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag“ (V. 17). Wie schön ist das! Vor dem König, der nie daran dachte, jemand anderem als sich selbst zu dienen, und der niemanden außer sich selbst sah, dem er dienen konnte, sagen sie: „unser Gott, dem wir dienen.“ Sie hatten dem König zuvor treu gedient, weil sie immer Gott gedient hatten: Und sie müssen Gott immer noch dienen, auch wenn es den Anschein hat, als ob sie dem König nicht dienen würden. Aber sie haben Vertrauen in Gott. „Er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten.“ Das war nicht die bloße abstrakte Wahrheit: es war der Glaube. „Er wird uns erlösen.“ Aber es kommt noch besser. „... oder ob nicht, es sei dir kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden“ (V. 18). Sogar wenn Gott seine Macht nicht einsetzt, um uns zu befreien, dienen wir allein Ihm; wir werden nicht den Göttern dieser Welt dienen.
O, geliebter Leser, in welch würdigen Stand versetzt der Glaube an den lebendigen Gott den Menschen, der darin wandelt. Diesen Männer galt in jenem Augenblick die ganze Aufmerksamkeit des babylonischen Reiches. Was war das Bild damals? Es war vergessen. Nebukadnezar selbst war machtlos in Gegenwart seiner Gefangenen aus Israel. Da standen sie, ruhig und unerschrocken, als der König selbst seine Schwäche zeigte. Denn was kann eine offensichtlichere Schwäche sein, als einem Zorn nachzugeben, der das Aussehen seines Gesichts verändert und der Drohungen ausspricht, die ihren Zweck völlig verfehlen? Man befahl, den Ofen siebenmal mehr zu heizen, als sonst nötig war. Die mächtigen Männer, die vom König beauftragt waren, sie hineinzuwerfen, wurden selbst von den Flammen verschlungen.