Behandelter Abschnitt Klgl 4,1-2
Es ist unmöglich, diese traurige Klage des Propheten als rein historisch zu betrachten. Nichts, was sich jemals an Katastrophen oder Demütigungen ereignete, kam auch nur annähernd an das hier beschriebene Bild der Verwüstung heran. Der Geist der Prophezeiung sagt also den schrecklichen Abgrund voraus, der das geliebte, aber schuldige Volk erwartete.
Wie wurde verdunkelt das Gold, verändert das gute, feine Gold! Wie wurden verschüttet die Steine des Heiligtums an allen Straßenecken! Die Kinder Zions, die kostbaren, die mit gediegenem Gold aufgewogenen, wie sind sie irdenen Krügen gleichgeachtet, dem Werk von Töpferhänden! (4,1.2).
Wer könnte sagen, dass Gott die Missetaten Israels zudeckte oder sie verschonte? Die Erhabensten in Rang, Würde und Amt waren diejenigen, bei denen das Elend am auffälligsten war. Konnte das verstockteste Gewissen in Jerusalem daran zweifeln, wessen Hand solche Gerichtsschläge zugefügt hatte, welches Instrument auch immer benutzt wurde?
Daher ist der Prophet, obwohl er immer ernster in seinen Blicken auf die äußerste Bedrängnis ist, ruhig, aber umso klarer in der Darstellung. Es ist gleichsam das Böse ganz nach außen getreten, der Aussätzige ist weiß vom Kopf bis zu den Füßen. Diese äußerst schwierige Lage ist für Gott die Gelegenheit, sowohl zugunsten des Juden als auch gegen die Widersacher einzugreifen, besonders gegen solche, die sich über Jerusalem am Tag seines Unglücks erbarmen sollten.