Behandelter Abschnitt Jes 63,10-14
Nichts ist passender als diese Einleitung, ganz gleich, ob man zuerst an den Herrn oder dann an sein Volk denkt. Anerkannte Barmherzigkeit führt zu neuer Barmherzigkeit. Er hatte sich in seiner Güte nicht verändert, noch sie in ihrer tiefen Bedürftigkeit, denn nur Er konnte sie ihnen zeigen. Bis jetzt hatte seine Liebe keine Erwiderung erhalten, nichts als bittere Enttäuschung.32 Doch was könnte seine zärtliche Fürsorge übertreffen?
Sie aber sind widerspenstig gewesen und haben seinen heiligen Geist betrübt; da wandelte er sich ihnen zum Feind; er selbst kämpfte gegen sie. Da erinnerte sich sein Volk an die Tage der Urzeit, an die Tage Moses: Wo ist der, der sie aus dem Meer heraufführte samt den Hirten seiner Herde? Wo ist der, der seinen heiligen Geist in ihre Mitte gab, der seinen herrlichen Arm zur Rechten Moses einherziehen ließ, der die Wasser vor ihnen her spaltete, um sich einen ewigen Namen zu machen, der sie durch die Tiefen ziehen ließ wie ein Pferd in der Wüste, ohne dass sie strauchelten? Wie das Vieh, das in die Talebene hinabsteigt, brachte der Geist des Herrn sie zur Ruhe. So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu machen (63,10–14)
32 Es ist vielleicht gut zu bemerken, dass Vers 9 keineswegs sicher für die Lesart oder den Sinn ist. Unsere Übersetzung folgt dem Keri, andere (wie die Vulgata, das Syrische, der Targum von Jonathan usw., und von den Modernen, Houbigant, Rosenmüller, Horsley, De Wette usw.) folgen dem Ketib. Dies würde, wie man vermuten kann, richtig wiedergeben: „in all ihrer Not war er nicht bedrängt“. Die Septuaginta, gefolgt von der arabischen, stellt sein persönliches Interesse und sein Handeln gegenüber. „Es war nicht ein Gesandter noch ein Engel, sondern Er selbst rettete sie“ und so weiter.↩︎