Das Kapitel schließt mit der Bestätigung des Herrn, indem Er die herrlichen Ergebnisse sowohl der Gnade als auch der Regierung wiederholt und sie in jedem Fall mit dem Werk der Erlösung verbindet.
Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, und ihre Ungerechtigkeiten wird er auf sich laden (53,11).
Das scheint der einfache, wahre und genaue Sinn des Verses zu sein, der oft von Übersetzern und noch mehr von Predigern, sowie (durch einen ganz anderen Einfluss) von Juden aus den Augen verloren wurde. Es besteht keine Notwendigkeit, einen evangelistischen Sinn zu importieren, der wirklich in die Irre führt, als ob „durch die Erkenntnis seiner selbst“ die Erkenntnis in Bezug auf oder über den Messias gemeint wäre.29 Die großen Tatsachen in der Geschichte des Herrn liegen vor uns: sein Dienst, als Er durch sein Wissen die Volksmenge in der Gerechtigkeit unterwies; sein Tod, als Er ihre Sünden am Kreuz trug. Die Reihenfolge ist ganz klar und solide; und es gibt keine Notwendigkeit, den Kopulativ in einem kausalen Sinn oder in einer anderen als seiner eigenen strengen Bedeutung zu verstehen.
So lehrte der Herr sowohl auf dem Berg als auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten während seines Aufenthalts auf der Erde. Dann kam ein anderes und mächtigeres Werk, das von niemandem geteilt werden konnte. Andere mochten in der Liebe oder durch die Gerechtigkeit leiden; Er nicht nur in beidem, sondern Er allein für die Sünden anderer von der Hand Gottes, wie uns im Vers zuvor ausdrücklich gesagt wurde. Aber der Geist wird der wunderbaren Tatsache nicht müde und liebt es, sie von allen Seiten darzustellen, von Gott zum Menschen und vom Menschen zu Gott. Daniel 12,3 beweist unwiderlegbar, dass das Hebräische sowohl die Bedeutung von „in der Gerechtigkeit unterweisen“ als auch von „rechtfertigen“ haben kann: Welcher Sinn jeweils gilt, hängt vom Zusammenhang ab. Dort muss es in der Tat Ersteres bedeuten; denn erstens können Lehrer nicht im juristischen Sinn „rechtfertigen“ (was die eigentliche lehrhafte Kraft des Wortes ist, wenn es so auf einen Gläubigen angewandt wird); und zweitens, da es dort um die Vielen geht (die abgefallene Masse der Juden, was der technische Wert der Worte bei Daniel ist), muss es eher „in Gerechtigkeit unterweisen“ als „zur Gerechtigkeit bringen“ bedeuten, denn sie bringen sie nicht. Daher bezweifle ich nicht, dass es in Jesaja etwas Ähnliches bedeutet, obwohl es hier vielleicht nicht so klar ist, dass die Vielen dieselbe Bedeutung hat. Dennoch würde die Beweislast bei denen liegen, die einen Unterschied im Sprachgebrauch der beiden Propheten behaupten. Für die meisten Gemüter verleiht ihre Übereinstimmung eine gegenseitige Bestätigung.
Aber Sünder brauchen weit mehr als eine Belehrung, wäre sie auch noch so vollkommen, wie die des Herrn sicherlich war. Deshalb wird hinzugefügt: „Und ihre Ungerechtigkeiten wird er auf sich laden“ (V. 11). Er leidet für sie, wie es in der Schrift steht, und sein Leiden für die Sünde ist wirkungsvoll. Die Änderung in „für“ war der Annahme geschuldet, dass im vorigen Satz die Rechtfertigung gemeint war, für die sein Tragen von Missetaten der Grund war. Abstrakt gesehen ist dies wahr, wie alle Gläubigen zugeben, und zwar nach einer Fülle von Schriftstellen; aber die Frage ist hier doch, ob der Text in seiner schlichten, ungezwungenen Bedeutung mit der Betonung auf Er nicht eine andere Wahrheit vermittelt, die leicht übersehen werden kann.
29 Sogar Dr. Henderson, der oft genug frei von volkstümlichen Vorurteilen ist, gibt diese Verzerrung des Satzes.↩︎