Behandelter Abschnitt Jes 51,1-2
In Kapitel 50 haben wir den göttlichen Messias in den Tiefen der Erniedrigung gesehen, aber der Herr, Herr hat Ihm geholfen und Ihn gerechtfertigt. In Kapitel 53 (das eigentlich mit Jes 52,13 beginnt) werden wir Ihn sehen, „um unserer Übertretungen willen verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen“, als der Herr die Strafe zu unserem Frieden auf ihn legte (vgl. Ps 22 und 69). Zwischen diesen immerwährenden Grundlagen des Segens für Israel (oder für irgendjemanden) gibt uns der Heilige Geist erweckende Aufforderungen von größter Kraft, Interesse und Schönheit. Es ist ein vollständiges Ganzes, das aus sieben verschiedenen Teilen besteht (Jes 51,1-3; 4-6; 7,8; dann 9–16; 17–23; Jes 52,1-10; zuletzt 11 und 12), die die Abstufungen des gottesfürchtigen jüdischen Überrestes aus ihrer tiefen Bedrängnis nachzeichnen, der den Herrn fürchtet und der Stimme seines Knechtes gehorcht, obwohl er noch in der Finsternis ist und kein Licht hat, aber allmählich voranschreitet, bis Er in der vollen Herrlichkeit erstrahlt, die ihm verheißen wurde.
Die erste Bemerkung, die gemacht werden muss, ist von nicht geringer Bedeutung für die Auslegung oder vielmehr Anwendung dieses prophetischen Satzes. Es geht hier nicht um Babylon, sondern um einen verworfenen Messias. Und in der Tat ist der Versuch, auf ihren Zustand nach der Rückkehr aus Babylon entweder die Rufe der Gerechtigkeit an sie oder die Antworten des Geistes in ihnen und das letzte Wort als eines Priesters zu dem Herrn, der ihre alten Plätze der Unreinheit verlässt, anzuwenden, keine Widerlegung wert – kaum eine Anmerkung. Kapitel 48 schließt den früheren Teil des Themas ab. Kapitel 49 eröffnet die neue Klage und den Grund des Gerichts, das Gott über sein Volk verhängt – nicht der Götzendienst, der durch die Gefangenschaft in Babylon verurteilt wurde, sondern die Ablehnung Christi, der Grund ihrer Zerstreuung und Bedrängnis unter der Herrschaft Roms, dem vierten Reiches der Nationen. So wurde Israel vom Herrn getrennt; aber ein Überrest, arm im Geist, gehorcht aus Gnade der Stimme seines gedemütigten Knechtes. Ihre moralische Wiederherstellung und ihr endgültiger Triumph werden uns hier in einer so geordneten Weise vor Augen geführt, wie es mit dem erhabensten aller Propheten vereinbar ist.
Der erste Aufruf, den wir hören, richtet sich an die, die der Gerechtigkeit folgen und den Herrn suchen. Solche werden anfangs nur wenige sein. Sie mögen sich allein fühlen, da die Masse Israels wie die Nationen abtrünnig ist. Aber sie werden ermahnt, auf Abraham und Sara zu schauen:
Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den Herrn sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Höhlung der Grube, aus der ihr gegraben seid. Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat; denn ich rief ihn, den Einen, und ich segnete ihn und mehrte ihn (51,1.2).