Behandelter Abschnitt Jes 51,1-3
Der Prophet hat die Verwerfung Christi und die daraus resultierende Beiseitesetzung Israels vorausgesagt. Darüber hinaus hat er darauf hingewiesen, dass inmitten der abgefallenen Nation ein Überrest bestehen wird, der Gott fürchtet. Im nun folgenden Abschnitt beschreibt er die Geschichte dieses Überrestes, der in der Zukunft die wiederhergestellte jüdische Nation bilden wird. Dann wird er aus aller Dunkelheit und allem Leid erlöst worden sein und die Herrlichkeit Zions unter der Herrschaft Gottes genießen. Die zukünftige Geschichte des Überrestes wird in einem dreifachen Aufruf vorhergesagt, auf den die dreifache Antwort des Überrestes folgt (Jes 51,1.4.7.9.17; 52,2).
Jes 51,1-3: 1 Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Höhlung der Grube, aus der ihr gegraben seid. 2 Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat; denn ich rief ihn, den Einen, und ich segnete ihn und mehrte ihn. 3 Denn der HERR tröstet Zion, tröstet alle ihre Trümmer; und er macht ihre Wüste wie Eden, und ihre Steppe wie den Garten des HERRN. Wonne und Freude werden darin gefunden werden, Danklied und Stimme des Gesangs.
Als Erstes werden die, die der „Gerechtigkeit nachjagen“ und „den HERRN suchen“ ermahnt, auf den HERRN zu hören. In ihrer Situation, in der sie aus sich selbst große Schwachheit empfinden und nur wenige sind, werden sie daran erinnert, auf ihren Vater Abraham zu schauen. Als Gott Abraham berief, war dieser völlig allein, und trotzdem segnete und vermehrte der HERR ihn. Mag Zion verlassen sein und zur Einöde werden, der HERR wird „ihre Wüste wie Eden und ihre Steppe wie den Garten des HERRN“ machen. Die gegenwärtigen Trübsale der Gottesfürchtigen werden zu Freude und Glück werden. Alle, die unter Tränen gesät haben. werden mit Freude ernten (Ps 126,5).
Sprechen diese Ermahnungen und Worte, die diesem gläubigen Überrest gewidmet sind, nicht ebenso zum Volk Gottes der heutigen Zeit? Wir leben in einer Zeit des Verfalls, in der das große christliche Bekenntniss so völlig verdorben ist, dass Christus kurz davor ist, es aus seinem Mund auszuspeien. Aber auch jetzt versichert uns das Wort, dass es bis zum Ende einige wenige gibt, die Christi Worten gehorchen und seinen Namen nicht verleugnen. Auch in ihrer kleinen Kraft und in ihrem Alleinsein werden sie, wie der Überrest Israels, durch den Ausblick auf die kommende Herrlichkeit getröstet. Am Ende seines Lebens befindet sich Paulus von allen Menschen verlassen im Gefängnis. Doch die Einsamkeit im Gefängnis wird durch die Erwartung der Herrlichkeit des himmlischen Königreiches versüßt (2Tim 4,16.17). Johannes befindet sich in Verfolgung und ist um des Zeugnisses Christi willen ein einsamer Gefangener auf der Insel Patmos. Aber genau dort wird er durch den Geist in himmlische Szenen entrückt, um dort das herrliche Ende all der Leiden um Christi willen zu sehen. Dort werden alle Tränen weggewischt werden. Sorgen und Weinen werden dem „Danklied“ und der „Stimme des Gesangs“ weichen.
Das charakteristische Merkmal derer, zu denen Jesaja spricht, ist, dass sie der „Gerechtigkeit nachjagen“ (Jes 51,1). Die Schrift bestätigt das im Neuen Testament. Ebenso wie es beim Überrest Israels ist, so ist es auch bei denen, die sich heute von der Verdorbenheit des Christentums absondern. Ihr erstes Erkennungszeichen ist, dass sie nach Gerechtigkeit streben (2Tim 2,22).