Behandelter Abschnitt Jes 36,1-2
Die Kapitel 36–39 bilden den nächsten Abschnitt, die historische Episode, die die frühere Hälfte der Prophezeiung von ihrer letzten Hälfte trennt. Sie sind nicht nur wegen der wichtigen Tatsachen, die sie darstellen, von Bedeutung (denn dies geschieht hinreichend und in zweifacher Hinsicht in 2. Könige und 2. Chronika), sondern auch wegen ihres Zusammenhangs mit den großen Teilen des Buches Jesaja. Zweifellos hatten die Ereignisse ihren Wert, und so auch ihre Aufzeichnung, als das auffälligste Siegel, das damals auf den Charakter des Propheten gedruckt werden konnte; denn die Gefahr war extrem, die Not des Volkes groß, die Vorgeschichte des Königs im Gegensatz zum Assyrer keineswegs beruhigend, das Vertrauen des Feindes grenzenlos. Dennoch war das Wort Jesajas deutlich und wurde bald genau als Wahrheit erkannt.
Aber es gibt tiefere Gründe für die Einführung dieser historischen Beschreibung in die Mitte der Prophezeiung. Es war von Bedeutung, dass der Gläubige ein inspiriertes und daher sicheres Mittel zur Unterscheidung zwischen dem Teil, der damals erfüllt wurde, und dem Teil, der noch auf seine Erfüllung wartet, haben sollte. Der Gläubige sieht leicht, dass die Salmaneser und Sanheribs der Vergangenheit die Bedingungen und den Umfang der Prophezeiung nicht erschöpft haben; wir können verstehen, dass genug getan wurde, um ein angemessenes Vorbild, eine historische Grundlage, für das zu bilden, was kommen wird, und um jedes Wort, das vom Herrn ausgeht, zu erfüllen. Jeder Verstand kann beurteilen, dass der Sturz der Assyrer – als Vorläufer der babylonischen Vorherrschaft, der Gefangenschaft Judas und der langen Zeit der Nationen – sich weit von dem endgültigen Gericht über den letzten Feind unterscheidet, wenn Babylon in seiner letzten Phase selbst zerstört wird und die Zeit der Nationen in der Herrlichkeit Jerusalems und Israels unter dem wahren David, dem Geliebten, ihrem König, und dem neuen Bund im wunderbaren Land endet.
Kein König seit den Tagen Davids hatte ein solches Vertrauen auf den Herrn gezeigt wie Hiskia. Aber sein Glaube wurde auf eine harte Probe gestellt. Von dem Tag an, als er den Thron bestieg, hatte er den Herrn mit dem Eifer seines Herzens zu seinem Ziel gemacht. „Im ersten Jahr seiner Regierung, im ersten Monat, öffnete er die Türen des Hauses des Herrn und besserte sie aus“ (2Chr 29,3). Er motivierte die Leviten und Priester mit seinem eigenen Wunsch, die lange Gleichgültigkeit zugunsten der Treue zu dem Herrn aufzugeben. „Und am Ersten des ersten Monats begannen sie mit der Heiligung; und am achten Tag des Monats kamen sie in die Halle des Herrn und heiligten das Haus des Herrn acht Tage lang; und am sechzehnten Tag des ersten Monats waren sie fertig“ (2Chr 29,17). Die Tempelgefäße, die in der Regierungszeit des König Ahas weggeworfen worden waren, wurden noch einmal eingeweiht. „Und der König Jehiskia machte sich früh auf und versammelte die Obersten der Stadt, und er ging in das Haus des Herrn hinauf“ (V. 20). Sühnung wurde für ganz Israel geleistet: „um für ganz Israel Sühnung zu tun; denn für ganz Israel hatte der König das Brandopfer und das Sündopfer befohlen“ (V. 24). Maßgeblich war das Gebot des Herrn durch seine Propheten. Er war der erste König seit dem Riss Ephraims unter Rehabeam, dessen Herz darauf bedacht war, dass ganz Israel zum Haus des Herrn nach Jerusalem käme, um das Passahfest für den Herrn, den Gott Israels, zu feiern. Die gottesfürchtigen Vorgänger betrachteten es als zu gering, wenn sie daran dachten, sie taten gewiss nichts in dieser Richtung, die gottlosen Vorgänger hätten nichts weniger gewollt, wie sehr sie auch ganz Israel wieder unter ihrem eigenen Zepter vereinigt sehen wollten. Hiskia klammerte sich an den Herrn und suchte für ganz Israel denselben Segen. Obwohl seine Versuche von den meisten belächelt und verspottet wurden, lesen wir: „Doch einige Männer von Aser und Manasse und von Sebulon demütigten sich und kamen nach Jerusalem. Auch über Juda kam die Hand Gottes, dass er ihnen ein einmütiges Herz gab, das Gebot des Königs und der Obersten zu tun, nach dem Wort des Herrn“ (2Chr 30,11.12). Die alten Altäre ihrer falschen Götter, jedenfalls ungeweihte und unerlaubte Altäre, wurden weggeschafft und in den Bach Kidron geworfen, die Bilder wurden zerstört, die Ascherabilder wurden abgehauen, die Höhen verschwanden. Für die gebührende Ehre des Hauses und der Knechte und des Dienstes des Herrn war gesorgt, wie es in seinem Gesetz geschrieben steht. „Und in allem Werk, das er anfing im Dienst des Hauses Gottes und im Gesetz und im Gebot, um seinen Gott zu suchen, handelte er mit ganzem Herzen; und es gelang ihm.“ „Nach diesen Dingen und dieser Treue kam Sanherib, der König von Assyrien; und er drang in Juda ein und belagerte die festen Städte, und er beabsichtigte, sie für sich zu erobern“ (2Chr 32,1). War das nicht seltsam? Ein großes Werk war vollbracht worden, um die verunstalteten Züge der Anbetung des wahren Gottes in ganz Juda wiederherzustellen; doch kaum war dies geschehen, kam der Feind, um sie zu verschlingen! Diejenigen, die nicht nach der Schrift, sondern nach der Vorsehung urteilten, würden sofort ins Straucheln geraten: War es nicht klar, dass Hiskia falsch gehandelt hatte, als er die Traditionen seiner Väter verwarf? Züchtigte Gott ihn und sie nicht jetzt für seine überstürzte Reformation? Hatte er nicht seine frevelhafte Hand erhoben, um die kupferne Schlange zu zerstören, die Mose gemacht hatte, und das ehrwürdige Zeichen der göttlichen Gnade für ihre totgeweihten Väter in der Wüste, dem die Kinder Israels bis in seine Tage geräuchert hatten, mit Verachtung als ein Stück Kupfer behandelt? War der Assyrer ein Richter?
Außerdem tat der fromme König, was er konnte, um Festungen zu bauen, schickte die demütigste Botschaft an den stolzen Assyrer, gab ihm alles Silber im Haus des Herrn und riss für ihn das Gold von dessen Türen und Säulen ab; aber vergeblich. Es war wenig von der Einfalt, Stärke und Weisheit des Glaubens in alledem: Kein Wunder, dass der Segen Gottes dort nicht mit ihm war und dass der Feind ermutigt wurde, alles zu verlangen. Der Rabsake wird von Lachis ausgesandt, um den König Hiskia zu beleidigen, den Gott Israels zu lästern und das Volk zu verführen, sich nach Belieben seinem Herrn zu ergeben. Unter solche frechen, hinterlistigen und gottlosen Vorwürfe mischt sich auch die Wahrheit; denn es gab solche (nicht Hiskia), die nach Ägypten Ausschau hielten. Aber das Ziel aller war, die Juden zur Verzweiflung zu bringen und die Pläne Assyriens zu verwirklichen. Daher wird die eigentliche Frömmigkeit des Königs, sein Eifer für den Herrn, indem er die Altäre der falschen Götter niederreißt, listig in eine Anklage umgewandelt, den Herrn seiner Ehre zu berauben, von dem (er vorgab) sein Herr den Auftrag erhalten hatte, gegen Hiskia aufzustehen. So weiß der Feind seinen eigenen bösen Machenschaften ebenso leicht einen religiösen Anstrich zu geben, wie er den treuesten der Diener Gottes anschwärzen kann. Welch eine Gnade, den unfehlbaren Maßstab seines Wortes zu haben, an dem man prüfen und geprüft werden kann!
So steht der Bericht in der Prophezeiung.
Und es geschah im vierzehnten Jahr des Königs Hiskia, da zog Sanherib, der König von Assyrien, herauf gegen alle festen Städte Judas und nahm sie ein. Und der König von Assyrien sandte den Rabsake mit einem großen Heer von Lachis zum König Hiskia nach Jerusalem; und er hielt an der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße des Walkerfeldes (36,1.2).