Behandelter Abschnitt Jes 19,11-12
Der Prophet fährt dann in Vers 11 fort, diese hochmütige Macht in dem zu verspotten, wofür sie am meisten in ihrer eigenen Einbildung und dem Ansehen der Menschen hochstand. Denn wer hat nicht von „der Weisheit der Ägypter“ gehört? Wer weiß nicht von ihrer Wissenschaft und Zivilisation, während die berühmtesten Länder des Westens, die schon früh nach der Weltherrschaft strebten, noch nicht aus ihrem Zustand der wilden, ungelehrten Barbarei herausgekommen waren?
Nichts als Toren sind die Fürsten von Zoan, die weisen Ratgeber des Pharaos; ihr Ratschlag ist dumm geworden. Wie sagt ihr zum Pharao: „Ich bin ein Sohn der Weisen, ein Sohn der Könige der Vorzeit“? Wo sind sie denn, deine Weisen? [ist die durchdringende Aufforderung des Propheten]. Mögen sie dir doch verkünden und erkennen, was der Herr der Heerscharen über Ägypten beschlossen hat (19,11.12).
Ach, wie viele sind heute in dieselbe fleischliche Sicherheit eingewickelt. Wie viele in unseren Tagen sind wie die weisen Ratgeber Ägyptens in ihrer eigenen Verschlagenheit gefangen, zu weise, um die sicheren und ernsten Worte der göttlichen Prophezeiung zu beachten; nicht weise genug, um sich vor törichtem Aberglauben oder noch törichterem Unglauben zu schützen! Ist es nicht ein Leitspruch unter den Weisen der Christenheit, dass die Prophezeiung nicht erkannt werden kann, bis das Ereignis sie vollendet und ihre Deutung festlegt? Wir wagen zu sagen, dass es keine Vorstellung gibt, die in sich selbst weniger vernünftig ist oder dem Wort Gottes krasser widerspricht. Kein Gläubiger des Alten Testaments, der nicht gegen den sündhaften Irrtum protestiert; denn kein Mensch war damals gerechtfertigt, die nicht nach vorn blickte und sein Inneres und die geistige Hoffnung auf das setzte, was noch notwendigerweise im Schoß der Zukunft lag – das Kommen des Samens der Frau, des Messias. Und sind die Gläubigen des Neuen Testaments von Gott berufen, weniger zu vertrauen, weniger zu erkennen, was kommt, mit unvergleichlich mehr Licht der Offenbarung? Was! Wir, denen Gott durch den Geist das offenbart hat, was, wie der Klügste der Alten zu sagen genötigt war, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz aufgekommen ist“ (1Kor 2,9), zu bedenken?