Behandelter Abschnitt Jes 19,11-15
Verse 11–15 | Gericht über die Weisheit Ägyptens
11 Nichts als Toren sind die Fürsten von Zoan, die weisen Ratgeber des Pharaos; [ihr] Ratschlag ist dumm geworden. Wie sagt ihr zum Pharao: „Ich bin ein Sohn der Weisen, ein Sohn der Könige der Vorzeit“? 12 Wo sind sie denn, deine Weisen? Mögen sie dir doch verkünden und erkennen, was der HERR der Heerscharen über Ägypten beschlossen hat. 13 Die Fürsten von Zoan sind betört, die Fürsten von Noph sind betrogen; die Häupter seiner Stämme haben Ägypten irregeführt. 14 Der HERR hat in sein Inneres einen Geist des Schwindels ausgegossen, dass sie Ägypten irregeführt haben in all seinem Tun, wie ein Betrunkener in seinem Gespei taumelt. 15 Und von Ägypten wird keine Tat geschehen, die Haupt oder Schwanz, Palmzweig oder Binse verrichten könnte.
Die sprichwörtliche Weisheit der Ägypter (Apg 7,22a; 1Kön 5,10) versagt (Vers 11). Zoan und Noph (Vers 13) sind die wichtigsten Orte in Unterägypten. Nof (Memphis, ein Zentrum des Götzendienstes) war lange Zeit die Hauptstadt von Ägypten; später wurde auch Zoan (Tanis) sehr wichtig. Die Fürsten dieser beiden Städte scheinen keine Lösungen für diese schlimme Situation zu haben. Die Entscheidungsträger, der Rat der Weisen, tappen im Dunkeln, was die Ursache dieses Elends angeht. Der HERR fordert die Ägypter auf, ihre Weisen heraufzubringen, um im Licht ihrer Weisheit darüber zu sprechen, was Er über Ägypten beschlossen hat (Vers 12). Sie können es nicht, weil sie Ihn aus ihrer Weisheit heraushalten.
Paulus nimmt dieses Wort auf und sagt, dass es der Weisheit Gottes entspricht, dass die Welt mit ihrer vermeintlichen Weisheit nicht zur Erkenntnis Gottes gekommen ist (1Kor 1,20.21). Dann zieht Paulus die Schlussfolgerung, dass es Gott vielmehr gefallen hat, die Menschen durch etwas zu retten, was in den Augen der Welt eine Torheit ist: die Verkündigung des Kreuzes (1Kor 1,23). Das sollte für einen Christen umso mehr ein Grund sein, die Welt und ihre Scheinweisheiten für gekreuzigt zu halten.
Wenn die Ägypter wirklich weise sind, werden sie erkennen und kundtun, dass diese Katastrophen vom HERRN der Heerscharen kommen. Sie werden sehen, dass ihre Weisen, die der Eckpfeiler ihrer Gesellschaft sind, auf denen alles ruht, sie in die Irre geführt haben. Das ist es, was der HERR getan hat, denn Er hat als Gericht „einen Geist des Schwindels“ in ihre hochmütigen Führer ausgegossen (Verse 13.14).
Infolgedessen sind sie „wie ein Betrunkener“ in ihr eigenes „Gespei getaumelt“. Das heißt, sie haben das Elend, in das sie geraten sind, selbst herbeigeführt. Törichtes Vertrauen in die eigene Weisheit führt nicht nur dazu, dass man keinen angemessenen Rat gibt, sondern auch dazu, dass andere auf dem Pfad wandeln, der ins Verderben führt.
Sie sind in einem Zustand, aus dem sie niemand erlösen kann (Vers 15). Die Verwirrung und die Hoffnungslosigkeit sind so groß, dass weder die Führer, „Haupt oder Schwanz“, noch irgendjemand aus dem einfachen
Volk, „Palmzweig oder Binse“, einen Ansatz für eine Lösung finden können, an dem sie arbeiten könnten.