Behandelter Abschnitt Jes 19,13-15
Sogar aus Gründen der Vernunft, von denen manche so eitel sind, was kann mehr dagegensprechen, da Gott seine prophetische Offenbarung unbestritten gegeben hat? Ist diese allein, von allen Schriften, unter menschliches Verbot zu stellen? Sogar aus Gründen der persönlichen Gefahr ist die selbstmörderische Torheit eines solchen Skeptizismus am offensichtlichsten. Denn da der große Hauptpunkt der Prophezeiung das Herannahen des Tages des Herrn ist, der all den Stolz und die irrige Religion, all den Götzendienst und die Rebellion gegen Gott richten wird, die dann auf der Erde und besonders in der Christenheit anzutreffen sind, wird es für die Menschen zu spät sein, bevor sie glauben, auf das Ereignis zu warten, das die Wahrheit der Prophezeiungen in ihrer eigenen Zerstörung beweisen wird. Kurz und gut, der Leitspruch ist in jeder Hinsicht ebenso falsch wie gefährlich. Er läuft wirklich darauf hinaus, jeden direkten Gebrauch der Prophezeiung, welcher Art auch immer, auszulöschen: Sie weigert sich nämlich, ihre Warnung zu hören, bis ihre Stimme gänzlich verändert ist. Erfüllte Prophetie wird in der Tat eher zur Geschichte als zur Prophetie (deren nicht geringer Wert darin besteht, Gottes Feinde zum Schweigen zu bringen); sie hat in Wahrheit, während sie unerfüllt bleibt, die Ermahnung und den Trost seines Volkes zu ihrem Hauptziel. Doch wir kehren zurück:
Die Fürsten von Zoan [die alte königliche Stadt Ägyptens, bei profanen Autoren Tanis genannt] sind betört, die Fürsten von Noph [Moph, oder Memphis, Hosea 9,6] sind betrogen; die Häupter seiner Stämme haben Ägypten irregeführt. Der Herr hat in sein Inneres einen Geist des Schwindels ausgegossen, dass sie Ägypten irregeführt haben in all seinem Tun, wie ein Betrunkener in seinem Gespei taumelt. Und von Ägypten wird keine Tat geschehen, die Haupt oder Schwanz, Palmzweig oder Binse verrichten könnte (19,13–15).