Behandelter Abschnitt 2Mo 28; 29
In diesen Kapiteln finden wir das vorgeschriebene Zeremoniell bei der Einweihung des Priestertums. Und was war der Zweck des Priestertums? Offensichtlich diente es dem Hinzutreten zu Gott. Dies ist die neue Einteilung, die eingeführt wurde, und was auf den ersten Blick als eine bemerkenswerte Unregelmäßigkeit erscheinen mag, ist, wie bereits bemerkt wurde, einfach eine Auswirkung der perfekten Anordnung der Gedanken Gottes. Zweifellos erscheint es einem oberflächlichen Blick etwas unerklärlich, mitten in der Beschreibung der verschiedenen Teile des Heiligtums den Verlauf zu unterbrechen, indem die Einweihung Aarons und seiner Söhne mitten hineingezogen wird. Aber wenn es zwei getrennte Ziele in diesen Vorbildern gibt – erstens, dass Gott sich dem Menschen zeigt, und zweitens, dass der Mensch sich infolgedessen Gott nähert –, dann ist alles klar angeordnet. Das Priestertum bestand unbestreitbar aus jener Klasse von Personen, die das Vorrecht und die Pflicht hatten, im Namen des Volkes in das Heiligtum hineinzugehen. Und die Gefäße des Heiligtums, die im Anschluss an das Priestertum beschrieben werden, sind solche, die denselben gemeinsamen Charakter haben, den Gott gebührenden Dienst darzustellen, der in seinem Heiligtum ausgeübt wird. Nun möchte ich fragen, welcher menschliche Verstand jemals an eine so ausgezeichnete Entscheidung gedacht haben könnte, obwohl sie sicherlich weit unter der Oberfläche liegt? Wie die Torheit Gottes, sagt der Apostel, weiser ist als der Mensch, so ist (dürfen wir das nicht sagen?) die scheinbare Unordnung Gottes unvergleichlich geordneter als die beste Ordnung des Menschen.
So wird es sich auf Dauer immer erweisen. Wir dürfen absolutes Vertrauen in das Wort Gottes haben. Unsere einzige Aufgabe ist es, zu lernen, was Er ist, was Er sagt, und, mehr als das, Ihm zu vertrauen; und wenn wir nicht wissen, was Er meint, immer den Standpunkt des Glaubens gegen alle Widersacher einzunehmen. Wir mögen unwissend sein und nicht in der Lage, sie zu entlarven; aber wir können völlig sicher sein, dass Gott niemals im Unrecht ist und der Mensch niemals zuverlässig ist. Das gewohnte Mittel, mit dem Gott beweist, dass Er Recht hat und uns gnädig befähigt, es zu verstehen, ist sein Wort. Es gibt kein anderes Mittel, um die Gedanken Gottes zu erkennen. Die Kraft zum Verständnis ist der Geist Gottes; und der Gegenstand, in dessen Licht allein es verstanden werden kann, ist Christus. Aber das geschriebene Wort Gottes ist das einzige Hilfsmittel und die Offenbarung des Ganzen.
Dann, nachdem das Priestertum vollständig beschrieben worden ist, haben wir die verschiedenen Teile der Kleidung der Priester. Ein paar Worte werden hier genügen, bevor wir weitergehen. Eine bemerkenswerte Bestimmung ist, dass das Ephod des Hohepriesters, das der wichtigste Teil seiner Kleidung war, zweimal die Namen der Kinder Israels trug. Eine Inschrift befand sich in den Schulterstücken. Dort standen die Namen in allgemeiner Form – sechs auf jeder Schulter. Außerdem waren die Namen auf dem Brustschild angebracht. Dort befanden sich die Namen alle zusammen auf seinem Herzen. Wer die Glückseligkeit eines solchen Ortes nicht zu schätzen weiß, an dem der große Hohepriester so die Namen des Volkes Gottes vor Gott trägt, muss sehr unempfänglich für die höchsten Wohltaten sein. Aber Gott, der gezeigt hat, wie Er immer wieder an die denkt, die Er liebt, und der keinen Hohepriester haben konnte, ohne ihre Namen in Ehre und Liebe vor sich zu haben – dieser gepriesene Gott hat uns noch viel mehr gegeben. Er ordnete an, dass die Urim und die Tummim mit dem Brustschild des Hohenpriesters verbunden sein sollten. Sie sind das Mittel der göttlichen Führung für das Volk Gottes. Der Christ hat es ebenfalls, doch auf eine viel bessere Weise. Der Jude hatte es nach dieser äußerlichen Art, alles war vergleichsweise äußerlich in Israel. Wir haben es inwendig durch den Heiligen Geist selbst. Es ist vergeblich, wenn jemand behauptet, es sei besser, die Urim und die Tummim zu haben, für die man von Zeit zu Zeit den Priester aufsuchen musste, wenn man sie brauchte, als beständig von jemand bewohnt zu sein, der alle Wahrheit kennt. Mögen die Christen glauben und den Anteil, den jeder in Christus hat, für Gott nutzen!
Wenn der Hohepriester außerdem in die Gegenwart des Herrn eintrat, erklangen die Schellen zwischen den blauen und purpurnen und scharlachroten Granatäpfeln an dem Oberkleid des Ephods. Das ist die Wirkung, die zu beobachten ist, „wenn er hineingeht“ und „wenn er hinausgeht“ (V. 35). Darunter fällt das christliche Zeugnis jetzt, als Ergebnis des Eintritts Christi in die himmlischen Örter; und darunter wird der zukünftige fruchtbringende Teil und das Zeugnis Israels an dem Tag fallen, wenn Christus in Herrlichkeit vom Himmel erscheinen wird. Die Schellen erklingen, wenn der Hohepriester hineingeht und wenn er hinausgeht. Als Christus in die Gegenwart Gottes hineinging, was für eine mächtige Wirkung hatte da der Geist Gottes! Die Versammlung hat jetzt damit zu tun. Wenn Christus wiederkommt, wird der Geist noch einmal über alles Fleisch ausgegossen werden, und Israel wird in die gesegnete Stellung gebracht werden, im Zeugnis für Gott Frucht zu bringen. Aber wiederum trägt Aaron das goldene Blech – mit der Gravur „Heilig dem Herrn“ – immer auf seiner Stirn die Ungerechtigkeit der heiligen Dinge Israels, damit sie angenommen werden; eine wichtige Überlegung, besonders wenn wir die Ernsthaftigkeit und die Leichtigkeit der Ungerechtigkeit darin kennen. Ist es nicht wahr, dass es kaum etwas gibt, in dem wir mehr das Bedürfnis nach gnädiger Fürsorge spüren als in den heiligen Dingen Gottes? Wir kennen seine zärtliche Barmherzigkeit in den kleinsten Dingen; aber in dem, was so sehr seine Ehre betrifft, ist es in der Tat eine wahrhaft barmherzige Bestimmung, dass der große Hohepriester die Ungerechtigkeit der heiligen Dinge trägt, wo sonst eine Verunreinigung tödlich wäre. Der Leibrock aus Byssus, der bestickt ist, bedeutet persönliche Rechtschaffenheit auf eine Weise, die mit jeder Schönheit der Gnade versehen ist. Aarons Söhne sollten Leibröcke, Priestergürtel und hohe Mützen zur Herrlichkeit und zum Schmuck haben. Es ist Christus, den wir anziehen. Dann folgt das Ritual, das für die Weihung Aarons und seiner Söhne erforderlich ist.
Bei der Heiligung der priesterlichen Familie sind die folgenden Punkte zu beachten:
Erstens wurden sie alle im Wasser gewaschen, Aaron und seine Söhne. „Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem“ (Heb 2,11). Christus ist grundsätzlich von der Sünde und den Sündern abgesondert; wir sind durch die Gnade abgesondert. Weiter sagt unser Herr: „Und ich heilige mich selbst (das heißt in der Höhe) für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,19).
Dann wird Aaron auf die rechte Weise bekleidet; wie im priesterlichen Charakter erscheint Christus für uns vor Gott.
Dann wurde der Hohepriester allein gesalbt. Wie wir wissen, konnte Christus ohne Blut von Gott, dem Vater, versiegelt werden und wurde es auch, so dass der Geist sowohl die absolute Reinheit seiner Person als auch die Wahrheit seiner Sohnschaft als Mensch bezeugt.
Aarons Söhne wurden danach für die priesterliche Arbeit bekleidet und umgürtet.
Das Blut des Stieres für das Sündopfer wurde auf die Hörner des Altars gestrichen; das Blut des einen Widders für das Brandopfer wurde ringsum auf den Altar gesprengt; und das Blut des anderen Widders für die Weihe wurde auf Aarons rechtes Ohr gestrichen, und das seiner Söhne auf ihren rechten Daumen und ihre rechte große Zehe.
So war es notwendigerweise mit dem Hohenpriester, der aus der Mitte der Menschen genommen wurde, nach dem Zeugnis, das bereits für die außergewöhnliche Stellung Christi gegeben wurde. So ist Christus durch sein eigenes Blut – ein für alle Mal – in das Heiligtum eingetreten, nachdem er die ewige Erlösung erfunden hat, damit wir durch das Blut und in der Kraft des Geistes einen gemeinsamen Platz mit Ihm haben können. Die Gnade verbindet uns mit Christus wie Aaron mit seinen Söhnen. Wie hier kein Opfer fehlte, so genießen auch wir den ganzen Wert Christi und seines Werkes.
Aber nach der Einweihung der Priester schreibt der Geist am Ende des Kapitels, in den Versen 38–46, das Opfer der täglichen Lämmer vor, das die fortwährende Annahme des Volkes Gottes darstellte, mit der erneuerten und ausdrücklichen Zusicherung seines Wohnens unter ihnen.