Behandelter Abschnitt Spr 25,15-20
Diese schmerzlichen, schadenfrohen und enttäuschenden Eigenschaften gehören zu den noch zahlreicheren bösen Verhaltensweisen des ersten Menschen. Was auch immer den guten Dingen gegenübergestellt wird, sie werden in voller Vollkommenheit im Herrn Jesus, dem zweiten Menschen, gesehen. Und sie sind die Auswirkungen und Offenbarungen des neuen Lebens im Gläubigen, von dem unser Vater möchte, dass wir es eifrig kultivieren.
In den Versen 15–20 werden wir an den großen Gewinn erinnert, der in einem geduldigen Geist und einer sanften Zunge liegt, sogar bei Menschen mit hoher Autorität.
Ein Richter wird überredet durch Langmut, und eine milde Zunge zerbricht Knochen.
Hast du Honig gefunden, so iss dein Genüge, damit du seiner nicht satt wirst und ihn ausspeist.
Mache deinen Fuß selten im Haus deines Nächsten, damit er deiner nicht satt wird und dich hasst.
Hammer und Schwert und geschärfter Pfeil: So ist ein Mann, der gegen seinen Nächsten falsches Zeugnis ablegt.
Ein zerbrochener Zahn und ein wankender Fuß: So ist das Vertrauen auf einen Treulosen am Tag der Bedrängnis.
Einer, der das Oberkleid ablegt am Tag der Kälte, Essig auf Natron: So ist, wer einem traurigen Herzen Lieder singt (25,15‒20). „Ein Richter wird überredet durch Langmut, und eine milde Zunge zerbricht Knochen“ (V. 15). Dass ein Herrscher schwer von seinem Entschluss abzubringen ist, versteht man leicht. Doch durch langes Dulden wird er überredet, wo Widerstand nur seinen Willen festsetzen würde. Allgemeiner noch bricht eine weiche Zunge die Knochen. Obwohl sprichwörtlich, wie die Menschen sagen, harte Worte keinen Knochen brechen, biegen und brechen sanfte Wort die stärksten Kochen. „Hast du Honig gefunden, so iss dein Genüge, damit du seiner nicht satt wirst und ihn ausspeist“ (V. 16). Süße ist nicht alles; man kann auch zu viel davon haben. Ein wenig Honig ist vortrefflich; aber wenn du ihn gefunden hast, iss genug und nicht mehr, damit du ihn nicht als ein unpassendes Festmahl erweist und Krankheit folgt, unangenehm für andere nicht weniger für dich selbst. Aber Honig oder natürliche Süße darf nicht bei einer Opfergabe für den Herrn verwendet werden. In göttlichen Dingen ist das Würzen mit Salz wesentlich, nicht das Süßen, um dem natürlichen Gaumen zu entsprechen. „Mache deinen Fuß selten im Haus deines Nächsten, damit er deiner nicht satt wird und dich hasst“ (V. 17). Nächstenliebe steht uns gut und fördert den guten Willen. Aber auch hier lauert die Gefahr, wenn man es übertreibt. Sie kann zu einer gedankenlosen oder aufdringlichen Gewohnheit ausarten, und statt Liebe entsteht Hass. Wir dürfen keinen Anlass dazu geben, besonders nicht denen, die ihn suchen. „Hammer und Schwert und geschärfter Pfeil: So ist ein Mann, der gegen seinen Nächsten falsches Zeugnis ablegt“ (V. 18). Aber falsches Zeugnis gegen den Nächsten ist eine ganz andere Sache und äußerst abscheulich. Von dem, der es ablegt, heißt es hier, dass er auf so viele verschiedene Arten bösartig ist – ein Hammer zum Zerschmettern, ein Schwert zum Durchbohren, wenn der Gegenstand in der Nähe ist, und ein Pfeil zum Verwunden in der Ferne. „Ein zerbrochener Zahn und ein wankender Fuß: So ist das Vertrauen auf einen Treulosen am Tag der Bedrängnis“ (V. 19). Das Vertrauen auf einen untreuen Menschen ist ein Fehler, der ganz und gar widersinnig ist, besonders wenn es in Zeiten der Not ist, wenn man auf die Unterstützung rechnet, die man vergeblich erwartet hatte. Es versagt dem Geist wie ein abgebrochener Zahn dem Mund oder ein aus den Fugen geratener Fuß dem Körper. „Einer, der das Oberkleid ablegt am Tag der Kälte, Essig auf Natron: So ist, wer einem traurigen Herzen Lieder singt“ (V. 20). Und was bedeutet es, bei kaltem Wetter einen Umhang oder Mantel abzulegen? Verschlimmert es nicht die Kälte? Wie Essig auf Salpeter wirkt, nicht um zu lindern, sondern um zu reizen. So sind beide wie der, der „einem traurigen Herzen Lieder singt“. Gebet ist für den Betrübten angebracht, Mitgefühl ist passend; aber Lieder singen ist für die Fröhlichen, nicht für die Traurigen. Fröhlichkeit und Traurigkeit kollidieren, da sie völlig unvereinbar sind.