Behandelter Abschnitt Spr 23,29-35
Nun folgt in den Versen 29–35 das Bild dessen, der den starken Trunk liebt bis zum Leben, ja, bis zum Tod.
Wer hat Ach, wer hat Weh, wer Zänkereien, wer Klage, wer Wunden ohne Ursache, wer Trübung der Augen? Die spät beim Wein sitzen, die einkehren, um Mischtrank zu kosten. Sieh den Wein nicht an, wenn er sich rot zeigt, wenn er im Becher blinkt, leicht hinuntergleitet. Sein Ende ist, dass er beißt wie eine Schlange und sticht wie eine Viper. Deine Augen werden Seltsames sehen, und dein Herz wird verkehrte Dinge reden. Und du wirst sein wie einer, der im Herzen des Meeres liegt, und wie einer, der auf der Spitze eines Mastes liegt. „Man hat mich geschlagen, es schmerzte mich nicht; man hat mich geprügelt, ich fühlte es nicht. Wann werde ich aufwachen? Ich will es wieder tun, will ihn nochmals aufsuchen“ (23,29‒35).
So wie das Kapitel mit dem Übel der Maßlosigkeit beim Essen begann, besonders im Haus eines Herrschers, so endet es mit der noch offensichtlicheren Gefahr des starken Trinkens, egal wo es stattfindet. Wie anschaulich ist die Beschreibung des Weisen!
Von allen Begierden des Fleisches setzt keine von Anfang bis Ende so sehr der Schande und dem Kummer aus wie die Trunkenheit. Andere mögen verhängnisvoll sein für sich selbst oder für unsere Partner, aber diese ist betäubender, gefühlloser und gleichermaßen zu Torheit und Gewalttätigkeit neigend. „Wer hat Ach, wer hat Weh, wer Zänkereien, wer Klage, wer Wunden ohne Ursache, wer Trübung der Augen?“ (V. 29). Die Frage ist leicht zu beantworten: „Die spät beim Wein sitzen, die einkehren, um Mischtrank zu kosten“ (V. 30). Denn die Unmäßigkeit sucht immer mehr und stärkere Anreize, bis der Durst danach übermächtig wird.
Nicht weniger weise ist der Ratschlag, der gegeben wird, um die Neigung im Keim zu ersticken: „Sieh den Wein nicht an, wenn er sich rot zeigt, wenn er im Becher blinkt, leicht hinuntergleitet“ (V. 31). Wehrt den Anfängen; lasst euch nicht von dem verlockenden Anblick einfangen. Meidet ihn, geht nicht an ihm vorbei, wendet euch von ihm ab und geht weg. Der Wein ist nicht die einzige Gefahr, sondern auch das Strahlende und Angenehme.
Was ist das Ende in dieser Welt, vor dem der Prediger hier warnt? „Sein Ende ist, dass er beißt wie eine Schlange und sticht wie eine Viper“ (V. 32). Wie dies auf unseren eigenen Willen zutrifft, so ist es vor allem die Folge, wenn wir uns dieser entwürdigenden Befriedigung hingeben. Welche körperlichen Qualen bringt sie mit sich, welche Selbstvorwürfe für das Gewissen!
Auch die Torheiten, die zu ihren Folgen gehören, sind so dumm, dass sie die Opfer dem Spott aussetzen, wie auch die erregten Gefühlen und Ausdrücke, die ihnen zu gewöhnlichen Zeiten fremd sind. „Deine Augen werden Seltsames sehen, und dein Herz wird verkehrte Dinge reden“ (V. 33) – ein Verhalten, das sie selbst im nüchternen Zustand bedauern, weil sie kaum glauben, dass sie sich zu einer solchen Schande verpflichtet haben können.
Aber das ist noch nicht alles. „Und du wirst sein wie einer, der im Herzen des Meeres liegt“ (V. 34a) – jedes Empfinden für Gefahr ist in diesem vorübergehenden Wahn verschwunden, nur noch übertroffen durch eine entgegengesetzte Gefahr, „und wie einer, der auf der Spitze eines Mastes liegt“ (V. 34b).
Auch das Gerede ist nicht weniger idiotisch: „Man hat mich geschlagen, es schmerzte mich nicht; man hat mich geprügelt, ich fühlte es nicht. Wann werde ich aufwachen? Ich will es wieder tun, will ihn nochmals aufsuchen“ (V. 35). Das plappern sie aus, schämen sich aber auch nicht zu sagen, es wiederum zu tun.