Behandelter Abschnitt Spr 22,8-14
In den Versen 8–14 haben wir eine abwechselnde Reihe von Eigenschaften, die zu bekämpfen oder zu pflegen sind, und es folgen nur Übel, die unsere Aufmerksamkeit erfordern:
Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und die Rute seines Zorns wird ein Ende nehmen.
Wer gütigen Auges ist, der wird gesegnet werden; denn er gibt dem Geringen von seinem Brot.
Treibe den Spötter fort, so geht der Zank hinaus, und Streit und Schande hören auf.
Wer Reinheit des Herzens liebt, wessen Lippen Anmut sind, dessen Freund ist der König.
Die Augen des Herrn behüten die Erkenntnis, und er vereitelt die Worte des Treulosen.
Der Faule spricht: Ein Löwe ist draußen; ich könnte mitten auf den Straßen ermordet werden!
Der Mund fremder Frauen ist eine tiefe Grube; wem der Herr zürnt, der fällt hinein (22,8‒14). „Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und die Rute seines Zorns wird ein Ende nehmen“ (V. 8). Was hier mit Unrecht beginnt, wird mit Unheil und Enttäuschung enden; wenn dies jedoch das Temperament versauert und zu Zorn führt, ist die Wirkung weder groß noch lang. Es ist die alttestamentliche Analogie zu Galater 6,7.8: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.“ „Wer gütigen Auges ist, der wird gesegnet werden; denn er gibt dem Geringen von seinem Brot“ (V. 9). Der Freigebige dagegen wartet nicht auf die Appelle der Not, sondern sucht sie in dieser Welt der Unordnung und Not; und seine Hand und sein Herz gehen mit dem guten Willen seines Auges, denn er gibt von seinem Brot den Armen. Und solch ein Mensch ist und wird gesegnet sein. „Treibe den Spötter fort, so geht der Zank hinaus, und Streit und Schande hören auf“ (V. 10). Der Spötter ist nicht nur gottlos und ein Sünder, sondern eine Quelle des Unheils, wo er eintritt. Wollt ihr, dass der Spötter verschwindet, so müsst ihr seine Anwesenheit loswerden; denn sie bringt gewiss Zwietracht und Schande mit sich. „Wer Reinheit des Herzens liebt, wessen Lippen Anmut sind, dessen Freund ist der König“ (V. 11). Wie anders bei einem Mann, der die Liebe eines reinen Herzens mit der Gnade auf seinen Lippen verbindet! Er kann ein Freund des Königs werden, nicht nur im Privaten, sondern auch für öffentliche Angelegenheiten. Der König sucht einen solchen als seinen Freund. Es ist die Kombination, die selten ist. „Die Augen des Herrn behüten die Erkenntnis, und er vereitelt die Worte des Treulosen“ (V. 12). Sogar in einer Welt der Täuschung, bevor der König in Gerechtigkeit regieren wird, wenn die Augen trübe und die Ohren stumpf sind, wo der Lasterhafte freizügig und der Geizige freigebig genannt werden, behüten die Augen des Herrn die Erkenntnis, die sonst von der Erde verschwinden würde; und Er vereitelt die Worte der Treulosen, wären sie so hochtragend wie Haman in den Augen des Ahasveros. „Der Faule spricht: Ein Löwe ist draußen; ich könnte mitten auf den Straßen ermordet werden!“ (V. 13). Das sagt der Faule, der gern im Bett liegt, in seiner törichten Phantasie: „Ein Löwe ist draußen.“ Er ist blind für den schlimmsten Feind, der seine Kammer belagert und seine Seele fesselt. „Der Mund fremder Frauen ist eine tiefe Grube; wem der Herr zürnt, der fällt hinein“ (V. 14). Aber der Mund der fremden Frauen ist noch gefährlicher für den Unvorsichtigen, er ist eine tiefe Grube, und zwar für den, der ihren Schlingen nachgibt. Wer darin fällt, ist geneigt, wirklich ins Verderben zu sinken; oder, in der energischen Formulierung dieses Buches, er ist jemand, gegen sich gegen den Herrn empört.