Behandelter Abschnitt Spr 19,8-14
Nun wird in den Versen 8–14 der Wert des rechten Empfindens (wörtlich Herz oder Sinn) betont und der Torheit und dem Übel der Täuschung gegenübergestellt, sowohl für das gegenwärtige als auch für das zukünftige Leben; die Hässlichkeit der Nachgiebigkeit und bewundernswerte Nachsicht; der Trost der königlichen Gunst gegenüber der Furcht vor ihrem Missfallen; der Kummer, wo die familiären Beziehungen in Unordnung sind, und der offensichtliche Segen, wo die, die an der Führung teilhat, weise wandelt und richtet.
Wer Verstand erwirbt, liebt seine Seele; wer auf Verständnis achtet, wird Gutes finden.
Ein falscher Zeuge wird nicht für schuldlos gehalten werden, und wer Lügen ausspricht, wird umkommen.
Nicht geziemt einem Toren Wohlleben; wie viel weniger einem Knecht, über Fürsten zu herrschen!
Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig, und sein Ruhm ist es, Vergehung zu übersehen.
Der Zorn des Königs ist wie das Knurren eines jungen Löwen, aber sein Wohlgefallen wie Tau auf das Gras.
Ein törichter Sohn ist Verderben für seinen Vater; und die Zänkereien einer Frau sind eine beständige Traufe.
Haus und Gut sind ein Erbteil der Väter, aber eine einsichtsvolle Frau kommt von dem Herrn (19,8–14). „Wer Verstand erwirbt, liebt seine Seele; wer auf Verständnis achtet, wird Gutes finden“ (V. 8). Es sind nicht nur lockere und ausschweifende Wege, die ins Verderben führen. Wie viele gehen an der Gleichgültigkeit zugrunde, die der Torheit freien Lauf lässt! Es gibt keine Gottesfurcht in beiden; und wo diese Furcht fehlt, muss alles falsch sein. Bereits früher wurde uns in diesem Buch gesagt, dass die Furcht des Herrn der Anfang der Weisheit ist, wie sie auch zum Leben führt. Das kann auch jetzt noch der Fall sein, bevor man den Frieden mit Gott genießt; denn ein solcher Friede kommt nur durch den Glauben, der auf Christus und seinem Werk ruht. Aber es bleibt wahr: Wer Zurechtweisung hört, der wird vernünftig; und wer vernünftig wird, der liebt seine eigene Seele. Das andere Wort, das daran gekoppelt ist, ist von großem Wert: „Wer Verständnis erwirbt, wird Gutes finden“, und dieses Gute ist besser als Silber oder Gold. Es ist gut, zu bekommen, und noch besser, zu bewahren, was so ausgezeichnet ist. „Ein falscher Zeuge wird nicht für schuldlos gehalten werden, und wer Lügen ausspricht, wird umkommen“ (V. 8). Die, die viel hören und sagen, müssen sich diese ernste Warnung zu Herzen nehmen. Es ist höchst verhasst gegen Gott und höchst schädlich für den Menschen. Niemand kann sagen, wo das Böse sich ausbreiten oder wie es hier enden wird, aber wir wissen, wie der Herr es für immer richten wird. „Nicht geziemt einem Toren Wohlleben; wie viel weniger einem Knecht, über Fürsten zu herrschen!“ (V. 10). Luxus ist für niemanden gut; aber er ist vor allem für den Narren unschicklich, der ihn zu seinem Vergnügen gebraucht und zu seinem Gott macht. Der Weise hat hinzugefügt, dass es noch schlimmer ist für einen Knecht, der über Fürsten herrscht: wer ist so eitel und tyrannisch? „Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig, und sein Ruhm ist es, Vergehung zu übersehen“ (V. 11). Dem Zorn voreilig zu frönen, ist immer eine Gefahr, wie es wahre Besonnenheit ist, ihm langsam nachzugeben. Noch besser ist es, über ein Vergehen hinwegzusehen, wie wahr es auch sei. Es ist der Ruhm des Menschen. Er, der höher ist als der Höchste, setzt das Muster der Gnade. „Der Zorn des Königs ist wie das Knurren eines jungen Löwen, aber sein Wohlgefallen wie Tau auf das Gras“ (V. 12). Den Königen obliegt es in besonderer Weise, wie sie ihren Tadel oder ihre Gunst aussprechen. Wenn sie sich in einer der beiden Richtungen irren (und die Gefahr ist nicht gering), ist die Wirkung über alle Maßen verderblich. Wie glücklich ist der Gläubige, wenn er leicht und direkt mit dem Höchsten zu tun hat, der niemals irrt, obwohl wir so anfällig für Fehler sind. „Ein törichter Sohn ist Verderben für seinen Vater; und die Zänkereien einer Frau sind eine beständige Traufe“ (V. 13). Diese Worte greifen die Trübsal des Familienlebens auf und geben uns eine heilsame Beurteilung. Es ist hier nicht nur ein Tor, sondern ein törichter Sohn, und er ist sicherlich das Verderben für seinen Vaters. Es gibt noch jemand anderen, der das Unheil noch näher und beständiger herbeiführt: eine streitsüchtige Frau. Ihr böser und zänkischer Geist ist eine beständige Traufe. Kein Fleck im Haus ist vor ihrem Aufruhr sicher. „Haus und Gut sind ein Erbteil der Väter, aber eine einsichtsvolle Frau kommt von dem Herrn“ (V. 14). Daher ist es so wichtig, auf den Herrn zu schauen, um ein gnädiges und treues Gegenstück zu finden. Wenn Haus und Reichtum ein Erbe der Väter sind, wie es in Israel allgemein der Fall war, so war eine einsichtsvolle Frau von dem Herrn. Was war das Übrige, wie erlesen oder reichlich es auch sein mochte, wo die Sanftmut der Weisheit in ihr, die alles teilte, versagte? Wenn alles andere materiell fehlte, was für ein Trost und Glück war es, eine Frau vom Herrn zu haben, die sein Licht in sich und um sich hatte!