Behandelter Abschnitt Spr 17,22-28
In den Versen 22–28 werden Torheit, Weisheit und Rechtschaffenheit in ihren Auswirkungen auf das Herz und das Leben des Menschen verglichen.
Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein.
Der Gottlose nimmt ein Geschenk aus dem Gewandbausch, um die Pfade des Rechts zu beugen.
Vor dem Angesicht des Verständigen ist Weisheit, aber die Augen des Toren sind am Ende der Erde.
Ein törichter Sohn ist Kummer für seinen Vater und Bitterkeit für die, die ihn geboren hat.
Auch den Gerechten zu bestrafen, ist nicht gut, Edle zu schlagen um ihrer Geradheit willen.
Wer seine Worte zurückhält, besitzt Erkenntnis; und wer kühlen Geistes ist, ist ein verständiger Mann.
Auch ein Narr, der schweigt, wird für weise gehalten, für verständig, wer seine Lippen verschließt (17,22‒28).
Der inspirierte Schreiber hat, ohne in die Ferne oder in Einzelheiten zu schauen, die demütigende Wahrheit gesehen, an die uns Vers 21 erinnert. Sie erfuhr eine offensichtliche Bestätigung unter seinen eigenen Brüdern, besonders unter jenen beiden, die in Israel Sünde und Torheit trieben, und fand ein nicht weniger gewaltsames als schändliches Ende für sie selbst und voller Schmerz für seinen Vater und die seinen. Ihm blieb das Zeugnis ihrer Wiederholung in seinem eigenen Sohn und Nachfolger erspart, dessen Torheit das Reich zerriss, das nie wieder vereinigt werden soll, bis Er kommt, um zu regieren, der die Lücken wieder vermauern wird, der Träger der Sünden am Kreuz, dessen Name „Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst genannt werden wird. Die Mehrung der Herrschaft und der Frieden werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun“ (Jes 9,5.6).
Es ist seine Absicht, Christus zu verherrlichen, der Ihn um jeden Preis zu seiner eigenen Schande und seinem eigenen Leiden, aber zu moralischer Herrlichkeit geehrt hat, und dies auf der Erde und besonders in dem Land, in dem Er den Kreuzestod erlitt. Es war Gottes Weisheit in Christus, der gesegnete Gegensatz des sündengeplagten Menschen, selbst an der höchsten Stelle, der so oft den Schmerz eines zu seinem Leid gezeugten Narren ertragen muss. Aber wenn hier die Verantwortung nachgezeichnet wird und der Vater wegen seines törichten Sohnes die Kehrseite der Freude kannte, dass ein Mensch in die Welt geboren wurde, so verwandelt der verworfene Christus in seinem Glauben den vorübergehenden Kummer in eine Freude, die nie endet, obwohl dies nicht der Ort und die Zeit war, davon zu sprechen. „Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein“ (V. 22). Andererseits ist ein freudiges ‒ nicht ein eitles oder gedankenloses ‒ Herz eine ausgezeichnete Medizin in dieser Welt der Schmerzen und Prellungen; so sicher, wie ein von Kummer zerrütteter und mit Kummer und Angst zerschlagener Geist die Gebeine austrocknet und einen eher zu einem Skelett als zu einem Menschen macht. Der Mensch lebt nicht von Brot allein, noch weniger von bitteren Kräutern, sondern von Gottes Wort, das seine Gnade in Christus offenbart. „Der Gottlose nimmt ein Geschenk aus dem Gewandbausch, um die Pfade des Rechts zu beugen“ (V. 23). Eine Gabe, um die Wege des Gerichts zu verkehren, macht die Augen blind und verrät den, der sie nimmt, nicht weniger als den, der sie gibt, als einen bösen Menschen. Es „dem Gewandbausch“ zu entnehmen, sollte ein Zeichen der Gefahr sein. Kein anderes Auge des Menschen sieht es, aber Gott, der das Unrecht verabscheut, lässt sich nicht spotten. „Vor dem Angesicht des Verständigen ist Weisheit, aber die Augen des Toren sind am Ende der Erde“ (V. 24). Die Weisheit, von der hier die Rede ist, ist die eines einfältigen Auges, und sie ist vor dem Angesicht dessen, der verständig ist. Denn er hat Gott in seinen Gedanken, nicht Personen oder Dinge, die ihn leiten, sondern alles ist dem göttlichen Licht unterworfen. Im Gegensatz dazu sind die Augen eines Toren am Ende der Erde und unterliegen der Schwankung unter jedem Hauch des Einflusses. Wie glückselig sind die, denen Christus von Gott zur Weisheit gemacht ist, nicht das Geringste der christlichen Vorrechte für gegenwärtige Not, Rettung und Freude. „Ein törichter Sohn ist Kummer für seinen Vater und Bitterkeit für die, die ihn geboren hat“ (V. 25). Hier wird uns „ein törichter Sohn“ vor Augen geführt; aber hier ist er nicht nur ein Kummer für den Vater, sondern eine Bitterkeit für die, die ihn geboren hat. Er vereitelt und verachtet die Autorität des Vaters und missbraucht die Zuneigung der Mutter, die er genossen hat. Wie wenig empfindet ein solcher Sohn ihren Kummer! „Auch den Gerechten zu bestrafen, ist nicht gut, Edle zu schlagen um ihrer Geradheit willen“ (V. 26). Dieser Spruch bezieht sich auf öffentlichere Dinge und setzt einen ganz anderen Fehler voraus, zu dem „auch“ das Bindeglied des Übergangs zu sein scheint. Diejenigen, die den Charakter eines gerechten Menschen tragen, müssen Verachtung auf sich ziehen und sollten geachtet werden. Solche in irgendeiner Hinsicht zu bestrafen, ist nicht gut; den Edlen um seiner Aufrichtigkeit willen zu schlagen, zeigt einen unwürdigen Geist; es ist ein Mensch, der seine eigene Barmherzigkeit aufgibt und niederträchtig genug ist, das herabzusetzen, was über ihm selbst steht. Die Menschen, nicht nur einige, sondern in ihrer Gesamtheit, sind unverständig, wie wir in 1. Petrus 2,15 lesen. Die Sünde züchtet eine Selbständigkeit, die sich aufreibt und tadelt, die sich auflehnt und gegen Vorzüglichkeit und Autorität rebelliert, ob formell oder moralisch. „Wer seine Worte zurückhält, besitzt Erkenntnis; und wer kühlen Geistes ist, ist ein verständiger Mann. Auch ein Narr, der schweigt, wird für weise gehalten, für verständig, wer seine Lippen verschließt“ (V. 27.28). Das Kapitel schließt mit diesen beiden Versen, die den Wert jenes Schweigens zeigen, von dem man sagt, es sei golden, und sogar jenes, das nur bleiern ist, nicht positiv, sondern nur negativ oder scheinbar. Wer Wissen hat, der spart seine Worte, weil er weiß, was viel besser ist; der verständige Mann ist von kühlem Geist, weil er das Unheil der Unbedachtheit und des Ungestüms kennt. Und das ist so wahr, dass selbst ein Narr, wenn er durch die Erfahrung mancher Schlägerei gelernt hat, seine Zunge verschließt, den Ruhm der Weisheit erlangt, den er nicht verdient; wie derjenige, der gewohnheitsmäßig seine Lippen verschließt, für klug gehalten wird.
Der Tag ist noch nicht für die Erde gekommen, wo sich erfüllt: „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen. Und ein Mann wird sein wie ein Bergungsort vor dem Wind und ein Schutz vor dem Unwetter, wie Wasserbäche in dürrer Gegend, wie der Schatten eines gewaltigen Felsens in lechzendem Land. Und die Augen der Sehenden werden nicht mehr verklebt sein, und die Ohren der Hörenden werden aufmerksam zuhören; und das Herz der Unbesonnenen wird Erkenntnis erlangen, und die Zunge der Stammelnden wird eilig und deutlich reden. Der gemeine Mensch wird nicht mehr edel genannt und der Arglistige nicht mehr vornehm geheißen werden“ (Jes 32,1‒5). Aber der Tag ist nahe, so finster seine Morgenröte sein muss, und schrecklich für die Gottlosen, Juden, Heiden und vor allem für die, die jetzt den Namen des Herrn vergeblich nennen.