Behandelter Abschnitt Spr 17,15-21 „Der Anfang eines Zankes ist wie die Entfesselung von Wasser; so lass den Streit, ehe er heftig wird“ (V. 14). Und wer hat nicht gesehen, zu welcher Glut ein kleiner Funke werden kann, wenn Frömmigkeit und Gnade außer vor sind? Es ist wie das Herauslassen von Wasser, wenn man einen Streit beginnt; bloße Tropfen, die zuerst rieseln, bis sich die Öffnung zu einem Strom ausweitet, der alles vor sich hertreibt: „so lass den Streit, ehe er heftig wird“.
Es gibt ein Übel, das noch schlimmer ist als die selbstsüchtige Liebe zum Widerspruch oder zur Anfechtung, so schlimm das auch an sich und in seinen Folgen ist. Ungerechtigkeit ist ungöttlich.
Wer den Gottlosen rechtfertigt und wer den Gerechten verurteilt, sie alle beide sind dem Herrn ein Gräuel.
Wozu doch Geld in der Hand eines Toren, um Weisheit zu kaufen, da ihm doch der Verstand fehlt?
Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren.
Ein unverständiger Mensch ist, wer in die Hand einschlägt, wer Bürgschaft leistet gegenüber seinem Nächsten.
Wer Zank liebt, liebt Übertretung; wer seine Tür hoch macht, sucht Einsturz.
Wer verkehrten Herzens ist, wird das Gute nicht finden; und wer sich mit seiner Zunge windet, wird ins Unglück fallen.
Wer einen Narren zeugt, dem wird es zum Kummer, und der Vater eines Toren hat keine Freude (17,15–21). „Wer den Gottlosen rechtfertigt und wer den Gerechten verurteilt, sie alle beide sind dem Herrn ein Gräuel“ (V. 15). Auf beiden Seiten ist die in diesem Vers beschriebene Schuld in den Augen des Herrn schwerwiegend. Es ist nicht nur Sympathie mit bösen Menschen und Herzlosigkeit gegenüber den Gerechten, sondern direkter Widerspruch zu jedem Prinzip der göttlichen Regierung. Denn die Menschen werden in diesem Leben durch die konkreten Tatsachen des Bösen hier und des Gerechten dort auf die Probe gestellt. Nur abstrakt zu urteilen, bedeutet, sich selbst zu täuschen, andere zu verletzen und dem Herrn auf beiden Seiten ein Gräuel zu sein. „Wozu doch Geld in der Hand eines Toren, um Weisheit zu kaufen, da ihm doch der Verstand fehlt?“ (V. 16). Der Herr ist ein Gott voller Barmherzigkeit und Gnade, langsam zum Zorn und groß an Güte, auch wenn der Mensch unter Gesetz steht. So versäumt Er es nicht, einem Narren Geld zum Kauf in die Hand zu geben. Wie gütig im Blick auf die Undankbaren und Gleichgültigen, auf die Betörten und Bösen! Wozu ist das gut, wenn nicht, damit solche Weisheit erlangen? Zu sehen, dass er ohne Sinn ist, zieht sein Mitleid auf sich. Welche Torheit, alles Gute zu vereiteln, indem man Ihn, der allein gut ist, geringschätzt und der alten Schlange, dem Bösen, vertraut! „Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren“ (V. 17). Schön ist die Beschreibung des Freundes und wertvoll, wenn sie verwirklicht wird. Er liebt zu aller Zeit; traurig der, der niemand hat, der nicht eigenwillig und beständig ist, was auch immer die Veränderungen dieses vorübergehenden Schauplatzes sein mögen. Noch näher ist ein Bruder, der für die Not geboren ist, wo die Bedrängnis am größten ist! Keiner füllt die Beschreibung in der Vollkommenheit aus wie unser Herr Jesus, der in seiner Unendlichkeit in der Tat über das hinausging, was die Lippen aussprechen oder das Herz begreifen kann. „Ein unverständiger Mensch ist, wer in die Hand einschlägt, wer Bürgschaft leistet gegenüber seinem Nächsten“ (V. 18). Die Fähigkeiten und Mittel des Menschen sind sehr begrenzt und die Veränderungen des menschlichen Lebens so häufig und schnell, dass es schwer wäre, einen gefährlicheren Fehler zu nennen als ein vorschnelles Versprechen oder eine Bürgschaft. Es steht der Gnade zweifellos frei, für einen anderen etwas auf unbestimmte Zeit zu verlieren, aber nicht, dadurch den Herrn durch eigene Schuld zu entehren oder andere zu verletzen, sei es die eigene Familie oder fremde Personen. Dies wäre in der Tat die Rolle eines unverständigen Menschen, nicht die eines Bruders, der für die Not geboren ist. „Wer Zank liebt, liebt Übertretung; wer seine Tür hoch macht, sucht Einsturz“ (V. 19). Wie blind sind die Menschen für ihre eigenes Denken, die einen Streit lieben unter dem Vorwand der Treue zur Wahrheit, zum Recht oder zur Sitte! Wer den Zank liebt, der liebt die Übertretung, sagt das Wort. Er verrät sich in kleinen und äußeren Dingen und schreckt nicht davor zurück, im Graben zu enden. Ihm nahe verwandt ist der strebsame Geist, der nach Selbsterhöhung strebt, oder, wie hier im Bild, seine Tür hoch macht. In Gottes Augen ist es ein Streben nach Zerstörung. So war es auch bei dem Engel, der, aufgeblasen von Stolz, fiel und zum Teufel wurde. „Wer verkehrten Herzens ist, wird das Gute nicht finden; und wer sich mit seiner Zunge windet, wird ins Unglück fallen“ (V. 20). Wiederum ist es das gerechte Los dessen, der ein verkehrtes Herz hat, so dass er, wenn er Böses sucht, kein Gutes findet; und wer sich in solcher Verderbtheit mit seiner Zunge windet, ist dazu verdammt, in wahres Übel zu fallen. Gott lässt sich nicht durch böse Gedanken oder Worte verhöhnen, und wer sich beidem hingibt, wird sicherlich die bittere Frucht seiner eigenen Wege essen müssen. „Wer einen Narren zeugt, dem wird es zum Kummer, und der Vater eines Toren hat keine Freude“ (V. 21). Salomo brauchte nicht über das Haus seines Vaters oder sein eigenes hinauszuschauen, um die Wahrheit dieses Verses zu beweisen. Der Herr hatte Gefallen an den Familien seines Volkes. So lesen wir in einem bekannten Hohenlied: „Siehe, ein Erbteil des Herrn sind Söhne, eine Belohnung die Leibesfrucht; wie Pfeile in der Hand eines Helden, so sind die Söhne der Jugend: Glückselig der Mann, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat! Sie werden nicht beschämt werden, wenn sie mit Feinden reden im Tor“ (Ps 127,3‒5). Und doch verursachte es David bitteren Kummer, als er sein Herz zu sehr an sie hängte. Was für eine Ironie, dass der, den er Absalom (Vater des Friedens) nannte, sich als eitler und skrupelloser Heuchler gegen ihn und zu seinem eigenen Verderben erhob? Auch war er keineswegs der Einzige, der eine Ernte von Sünde und Schande und Blut hervorbrachte. Ja, er „wird das Gute nicht finden; und wer sich mit seiner Zunge windet, wird ins Unglück fallen.“ Ob der Vater eines solchen ein Fürst oder ein armer Mann ist, macht wenig Unterschied, außer dass die Größe des Grades den Kummer auffälliger und vielleicht schärfer macht. Nur der, der aus Gott wiedergeboren ist, hat ewiges Leben.