Behandelter Abschnitt Spr 16,1-8
Die in den Versen 1–8 zusammengefassten Sprüche folgen passend der Furcht des Herrn als der Erziehung zur Weisheit. Dem Weg der Ehre geht die Demut voraus. Herz und Wege sind davon gleichermaßen betroffen.
Die Entwürfe des Herzens sind des Menschen, aber die Antwort der Zunge kommt von dem Herrn.
Alle Wege eines Mannes sind rein in seinen Augen, aber der Herr wägt die Geister.
Befiehl dem Herrn deine Werke, und deine Gedanken werden zustande kommen.
Der Herr hat alles zu seinem Zweck gemacht, und auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks.
Jeder Hochmütige ist dem Herrn ein Gräuel. Die Hand darauf: Er wird nicht für schuldlos gehalten werden.
Durch Güte und Wahrheit wird die Ungerechtigkeit gesühnt, und durch die Furcht des Herrn weicht man vom Bösen.
Wenn die Wege eines Mannes dem Herrn wohlgefallen, so lässt er sogar seine Feinde mit ihm in Frieden sein.
Besser wenig mit Gerechtigkeit, als viel Einkommen mit Unrecht (16,1–8). „Die Entwürfe des Herzens sind des Menschen, aber die Antwort der Zunge kommt von dem Herrn“ (V. 1). Wir wissen zu gut, wie bereitwillig das Herz diesen oder jenen Weg ersinnt, und wie beständig diese an den Schwierigkeiten scheitern. Glückselig der, der auf den wartet, der das Ende von Anfang an sieht und sich herablässt, richtig zu führen, wenn die Notwendigkeit entsteht. Dann kann man in Ruhe und in Demut die richtigen Worte sprechen; die Antwort der Zunge aber kommt von dem Herrn. „Alle Wege eines Mannes sind rein in seinen Augen, aber der Herr wägt die Geister“ (V. 2). Dieselbe Bezugnahme auf Ihn befreit von der Voreingenommenheit, die alle Wege eines Menschen als rein in seinen eigenen Augen ansieht. Der Herr wägt den Geist; wer außer Ihm? Die Abhängigkeit von Ihm und das Vertrauen auf Ihn sind nicht nur für das Richten, sondern auch für alles andere unerlässlich. „Befiehl dem Herrn deine Werke, und deine Gedanken werden zustandekommen“ (V. 3). Welch ein Trost ist es, dass Er es ist, der gebietet, Ihm seine Werke anzubefehlen (wörtlich: sie auf Ihn zu wälzen), und die Gedanken (nicht nur deine Werke) werden zustandekommen! Seine Gnade antwortet auf unser Vertrauen, das wir zu Ihm haben, was äußerlich ist, und stellt unsere „Gedanken“, die so leicht schwanken und vergehen, gnädig fest. Wie langsam lernen sogar die Seinen das liebevolle Interesse kennen, das Er an denen hat, die sich Ihm anvertrauen! „Der Herr hat alles zu seinem Zweck gemacht, und auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks“ (V. 4). Danach wird uns die ernste Wahrheit vor Augen geführt, die in der geschäftigen Welt des Menschen leicht übersehen wird: Der Herr hat alles zu seinem oder ihrem eigenen Zweck gewirkt. Doch gibt es etwas, das sicherer ist? Ist es nicht seine Herrschaft? Denn das Böse wuchert und die Gerechten leiden. Dennoch ist seine moralische Regierung unfehlbar, was auch immer der Schein für eine Weile verheißen mag. Der Tag wird alles verkünden. Das ist so wahr, dass Er hinzufügen kann: „und auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks.“ Wie offenkundig wird dies alles beim kommenden Gericht stattfinden! „Jeder Hochmütige ist dem Herrn ein Gräuel. Die Hand darauf: Er wird nicht für schuldlos gehalten werden“ (V. 5). Aber schon jetzt möchte Er sein Volk empfinden lassen, wie anstößig aller Hochmut des Menschen für Ihn ist – er ist ein Gräuel, und nichts weniger für den Herrn. Wie verbreitet ist doch der Hochmut, und wie wenig glauben die Menschen, dass Gott ihn hasst und entsprechend richten wird! Der Höchste verachtet niemanden. Daher wird jemand, der so lebt, ohne Zweifel nicht für unschuldig gehalten werden, ganz gleich, welche scheinbare Unterstützung oder Verzögerung er erfährt. „Durch Güte und Wahrheit wird die Ungerechtigkeit gesühnt, und durch die Furcht des Herrn weicht man vom Bösen“ (V. 6). Dieses Wort ist so bemerkenswert, dass es erst dann richtig verstanden werden kann, wenn ein helleres Licht leuchtet. Schon vorher hätte kein Gläubiger zugelassen, dass die Güte und die Wahrheit auf Seiten des Menschen sind, um seine Sünden zu sühnen. Nur in Christus und besonders in seinem Kreuz treffen sie sich zur Reinigung des Schuldigen und Befleckten. Überall sonst sind sie unversöhnlich. Die Menschen berufen sich auf „Güte“, um der Verurteilung der „Wahrheit“ zu entgehen; aber wenn die Wahrheit das gerechte Urteil über die Bösen ausspricht, was kann die Güte tun, um die Vollstreckung aufzuhalten? Der Herr Jesus allein trug den Fluch in seiner ganzen Wahrheit, damit die Missetaten in der reichsten Gnade getilgt würden. Die Gnade Gottes ist in Christus erschienen, damit seine barmherzige Vergebung unserer Sünden seine Gerechtigkeit sei, die jetzt im Evangelium offenbart wird. Wahrlich, durch die Furcht vor Ihm geschieht Abkehr vom Bösen. „Wenn die Wege eines Mannes dem Herrn wohlgefallen, so lässt er sogar seine Feinde mit ihm in Frieden sein“ (V. 7). Er ist es, der durch eine neue Natur sowie durch die Erlösung die, die glauben, belehrt, so zu wandeln, dass sie Gott gefallen, und zwar würdig seiner Berufung und seines Reiches. Trotz natürlicher Feindschaft wirkt die Frucht der Gerechtigkeit auf das Gewissen ein, so dass sogar Widersacher mit ihnen in Frieden leben.
Besser wenig mit Gerechtigkeit, als viel Einkommen mit Unrecht“ (V. 8). Es ist also klar, dass auch hier wenig mit Gerechtigkeit besser ist als große Einnahmen ohne Gerechtigkeit sind. Noch viel mehr, wenn der Schleier durch Christus gelüftet wurde, um das Licht des ewigen Tages auf die gegenwärtige Szene des Fleisches und der Welt leuchten zu lassen, die gleichermaßen Feindschaft gegen Gott sind.