Behandelter Abschnitt Spr 16,9-16
In den Versen 9–16 wird eine neue Sammlung von Sinnsprüchen gegeben, in denen wir mit dem Herrn als der einzigen Macht beginnen, die die Schritte des Israeliten lenkt und die Gerechtigkeit im täglichen Leben aufrechterhält. Aber es folgt ein auffallendes festes Bestehen auf der Ehre, die dem König gebührt.
Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber der Herr lenkt seine Schritte.
Ein Orakelspruch ist auf den Lippen des Königs: Sein Mund vergeht sich nicht am Recht.
Gerechte Waage und Waagschalen sind des Herrn; sein Werk sind alle Gewichtssteine des Beutels.
Ein Gräuel der Könige ist es, gottlos zu handeln; denn durch Gerechtigkeit steht ein Thron fest.
Das Wohlgefallen der Könige sind gerechte Lippen; und wer Aufrichtiges redet, den liebt er.
Der Grimm des Königs gleicht Todesboten, aber ein weiser Mann versöhnt ihn.
Im Licht des Angesichts des Königs ist Leben, und sein Wohlgefallen ist wie eine Wolke des Spätregens.
Weisheit erwerben, wie viel besser ist es als feines Gold, und Verstand erwerben, wie viel vorzüglicher als Silber! (16,9–16). „Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber der Herr lenkt seine Schritte“ (V. 9). Das Herz des Menschen, das von Gott abgewandt ist, ist gesetzlos; und indem es die Zurückhaltung dessen abschüttelt, dem es gehört und Rechenschaft ablegen muss, ist es fruchtbar in seinen Machenschaften. Wie der Mensch seinen eigenen Weg liebt, so ändert er ihn je nach dem Ziel, das er vor Augen hat, oder vielleicht nach irgendeiner vorübergehenden Laune. Der Herr allein kann seine Schritte lenken; aber das setzt Abhängigkeit von Ihm und Gehorsam gegenüber seinem Wort voraus, wenn es sein Weg ist und nicht der eigene. So betet Mose, als Israel ihn verließ und sich vor dem goldenen Kalb verneigte: „Lass mich doch deinen Weg wissen“ (2Mo 33,13). „Ein Orakelspruch ist auf den Lippen des Königs: Sein Mund vergeht sich nicht am Recht“ (V. 10). Der Herr möchte, dass sein Volk den König ehrt, besonders in Israel, und dass es auf eine weise und gerechte Entscheidung achtet. Nicht weniger sollte der König daran erinnert werden, dass von ihm gesagt wird, sein Mund werde nicht irren im Urteil. Wie oft versagten leider beide gänzlich, der König und das Volk. Aber es kommt ein Morgen ohne Wolken, da wird einer aus diesem Haus über die Menschen herrschen in Gerechtigkeit und Gottesfurcht; denn Er ist ein Mensch, wenn auch unendlich mehr. Aber Davids Haus war nicht so bei Gott, weder als er lebte, noch nach seinem Tod, als ihm sogar der begünstigte Sohn folgte, der diese Worte schrieb. Das Gericht muss ebenso handeln wie die souveräne Gnade, bevor der Herr es wachsen lässt. Alle Ehre gebührt dem, der ein für alle Mal für die Sünden gelitten hat und uns das ewige Leben geschenkt hat und in Gerechtigkeit regieren wird.
Dazu gehört auch die Gerechtigkeit in den kleinsten Dingen, die der Herr haben will: „Gerechte Waage und Waagschalen sind des Herrn; sein Werk sind alle Gewichtssteine des Beutels“ (V. 11). Wenn der Herr sein Interesse daran zeigte, die Menschen recht zu belehren, wenn es auch nur um die Einzelheiten des Feldes und des Kümmels, der Gerste und des Weizens ging, und zwar nicht nur bei der Aussaat, sondern auch bei ihrer passenden Behandlung bei der Ernte (Jes 28,24-28), so fühlte Er sich für die ständige Verwaltung des täglichen Austausches unter den Menschen verantwortlich, um das Recht zu handhaben und vor Unrecht zu schützen. Wie viel mehr fühlt Er ihre Bereitschaft, Sünde und Gericht für die Ewigkeit zu übersehen! „Ein Gräuel der Könige ist es, gottlos zu handeln; denn durch Gerechtigkeit steht ein Thron fest“ (V. 12). Wieder würde Er allen vor Augen führen, dass das gottlose Handeln ein Gräuel ist, nicht nur für Ihn selbst, sondern auch für Könige. Welch eine ständige Zurechtweisung, wenn der Thron nicht durch Rechtschaffenheit errichtet würde! Was für eine Bloßstellung, wenn der König selbst der Gottlosigkeit frönte, anstatt sie in anderen zu verabscheuen! Es wird hier durchweg davon ausgegangen, dass der König seine Stellung vor dem Herrn als sein Gesalbter anerkennt.
Weiter hören wir, dass Könige Gefallen an denen finden, die in ihrer Rede das Rechte verteidigen. „Das Wohlgefallen der Könige sind gerechte Lippen; und wer Aufrichtiges redet, den liebt er“ (V. 13). Schmeichelei findet sich natürlich am Königshof, aber verachtenswert ist sie für den, der in der Furcht Gottes regiert. Gerechte Lippen mögen nicht immer angenehm reden; aber gerechte Könige schätzen den Mann, der an der Gerechtigkeit und dem gesunden Prinzip festhält. „Der Grimm des Königs gleicht Todesboten, aber ein weiser Mann versöhnt ihn“ (V. 14). Genauso schrecklich ist der Zorn eines Königs. Er trägt das Schwert nicht umsonst (vgl. Röm 13,4). Er ist erzürnt wie ein „Todesbote“, besonders gegen solche, die Grund zur Furcht haben. „Aber ein weiser Mann versöhnt ihn.“ So sehen wir es sowohl bei Jonathan als auch bei David, die nicht vergeblich auf den Monarchen einwirkten, auch wenn er zu Unrecht zornig war.
Andererseits ist die Wirkung der Gunst des Königs nach der Entfremdung nicht weniger stark. „Im Licht des Angesichts des Königs ist Leben, und sein Wohlgefallen ist wie eine Wolke des Spätregens“ (V. 15). Aber was ist ein solches Vorrecht verglichen mit dem Ort der beständigen Nähe und Gnade, den der Gläubige schon jetzt durch seinen Erretter genießt und in sicherer Hoffnung auf seine Herrlichkeit blickt! „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“ (Röm 5,1.2).