Behandelter Abschnitt Spr 15,26-33 „Das Haus der Stolzen reißt der Herr nieder, aber die Grenze der Witwe stellt er fest“ (V. 25). Der Herr ist gerecht und gut in seinen Wegen; denn Er wird das Haus der Stolzen, die Ihn verachten, niederreißen, aber die Grenze der Witwe feststellen. Er erbarmt sich über ihrem Kummer und verteidigt sie in ihrer Schwäche und Entblößung.
Böse Gedanken sind dem Herrn ein Gräuel, aber huldvolle Worte sind rein.
Wer der Habsucht frönt, zerrüttet sein Haus; wer aber Geschenke hasst, wird leben.
Das Herz des Gerechten überlegt, um zu antworten; aber der Mund der Gottlosen sprudelt Bosheiten hervor.
Der Herr ist fern von den Gottlosen, aber das Gebet der Gerechten hört er.
Das Leuchten der Augen erfreut das Herz; eine gute Nachricht labt das Gebein.
Ein Ohr, das auf die Zucht zum Leben hört, wird inmitten der Weisen weilen.
Wer Unterweisung verwirft, verachtet seine Seele; wer aber auf Zucht hört, erwirbt Verstand.
Die Furcht des Herrn ist Unterweisung zur Weisheit, und der Ehre geht Demut voraus (15,26–33). „Böse Gedanken sind dem Herrn ein Gräuel, aber huldvolle Worte sind rein“ (V. 26). So äußerlich das Leben eines Israeliten im Vergleich zu dem eines Christen war, das sein erstes Muster und seine erste Fülle in Christus selbst hatte, so hat Gott sein Volk doch nicht ohne das Licht auf tiefere Dinge gelassen. So finden wir es hier in diesem Vers in dem ersten Spruch, und nicht weniger können wir bei passender Gelegenheit an anderer Stelle erkennen.
Es ist traurig genug, wenn Böses auftaucht, und wir können nicht anders, als es zur Kenntnis zu nehmen. Aber böse Gedanken ohne einen Grund dafür sind die tiefste Beleidigung für den, vor dem alles offenkundig ist und der will, dass sein Volk einfältig darüber ist und sich Ihm anvertraut. Huldvolle Worte dagegen sind nicht nur Ihm, sondern allen angenehm, außer den Bösen. „Wer der Habsucht frönt, zerrüttet sein Haus; wer aber Geschenke hasst, wird leben“ (V. 27). Die Gier nach Gewinn stört jeden, mit dem sie in Berührung kommt, und besonders die, die ihm am nächsten stehen, sein eigenes Haus. Wer Geschenke hasst, statt auf sie zu achten, hat das gute Teil erwählt. Er ist der Weg des Glaubens, der Gott erfreut und auf einen anderen, nämlich besseren Tag wartet. „Das Herz des Gerechten überlegt, um zu antworten; aber der Mund der Gottlosen sprudelt Bosheiten hervor“ (V. 28). Unsere Antworten benötigen göttliche Weisheit, denn um uns herum ist eine böse Welt; und weder Gesetz, Psalmen noch Propheten versäumten es, vor einer zum Bösen neigenden Natur zu warnen, obwohl nur das Evangelium uns für verloren erklärt. Daher die Notwendigkeit für den Gerechten, dass das Herz sich bemüht, zu antworten, damit nicht ein falsches oder betrügerisches Wort ein unüberlegtes und eilig gesprochenes Wort hervorruft oder kein besseres hervorruft. Wo die Gottesfurcht nicht regiert, da fließt aus dem Mund des Gottlosen ein Strom böser Dinge. „Der Herr ist fern von den Gottlosen, aber das Gebet der Gerechten hört er“ (V. 29). Wie der Gottlose keinen Gedanken an den Herrn hat, so ist Er weit von solchen entfernt; aber wie wertvoll ist es für sein Ohr, wenn Er die Gebete der Gerechten hört! „Das Leuchten der Augen erfreut das Herz; eine gute Nachricht labt das Gebein“ (V. 30). So werden die Augen von oben erleuchtet und das Herz erfreut; die frohe Botschaft labt das Gebein, wie es hier heißt, ohne dass vor einem Gegenstück des Bösen gewarnt wird. „Ein Ohr, das auf die Zucht zum Leben hört, wird inmitten der Weisen weilen“ (V. 31). Und so ist es auch mit diesem Spruch. Sehr groß ist der Segen für die Liebe, die die Zurechtweisung des Lebens willkommen heißt, statt sie zu verschmähen; sie ist der Garant dafür, dass jemand sich weiterhin unter den Weisen aufhält. Sonst ist es ein leichtes, sich der Torheit wieder zuzuwenden. „Wer Unterweisung verwirft, verachtet seine Seele; wer aber auf Zucht hört, erwirbt Verstand“ (V. 32). Andererseits ist die Gefahr und die Sünde groß, die Belehrung zu verwerfen; aber wer sie auch in der schmerzlichen Form der Zurechtweisung hört, erwirbt ein Herz, das gewiss besser ist als Silber und Gold. „Die Furcht des Herrn ist Unterweisung zur Weisheit, und der Ehre geht Demut voraus“ (V. 33). Was kann den Gewinn der Weisheit übertreffen oder ihm gleichkommen? Mit ihr geht Demut einher und aus ihr kommt Ehre hervor, wie wir in der lehrreichen Prüfung Hiobs lesen, der jeden guten Gedanken an sich selbst aufgeben musste, und in der Demütigung seiner Freunde, die auf ihre bösen Gedanken vertrauten, die auf dem Schein beruhten und ungerecht waren. So soll der, der sich rühmt, sich des Herrn rühmen.