Behandelter Abschnitt Spr 15,8-17
In den Versen 8–17 haben wir eine Ermahnung von noch ernsterem Charakter:
Das Opfer der Gottlosen ist dem Herrn ein Gräuel, aber das Gebet der Aufrichtigen sein Wohlgefallen.
Der Weg des Gottlosen ist dem Herrn ein Gräuel; wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er.
Schlimme Züchtigung wird dem zuteil, der den Pfad verlässt; wer Zucht hasst, wird sterben.
Scheol und Abgrund sind vor dem Herrn, wie viel mehr die Herzen der Menschenkinder!
Der Spötter liebt es nicht, dass man ihn zurechtweist; zu den Weisen geht er nicht.
Ein frohes Herz erheitert das Angesicht; aber bei Kummer des Herzens ist der Geist zerschlagen.
Das Herz des Verständigen sucht Erkenntnis, aber der Mund der Toren weidet sich an Narrheit.
Alle Tage des Elenden sind böse, aber ein fröhliches Herz ist ein beständiges Festmahl.
Besser wenig mit der Furcht des Herrn, als ein großer Schatz und Unruhe dabei.
Besser ein Gericht Gemüse und Liebe dabei, als ein gemästeter Ochse und Hass dabei (15,8‒17). „Das Opfer der Gottlosen ist dem Herrn ein Gräuel, aber das Gebet der Aufrichtigen sein Wohlgefallen (V. 8). Es war für einen Juden selbstverständlich und eine klare Pflicht, im Fall einer Übertretung dem Herrn das vorgeschriebene Opfer darzubringen. Aber das war für den Gottlosen nicht nur vergeblich, sondern fügte Gott eine neue Beleidigung zu, es sei denn, es geschah mit Selbstgericht vor Ihm und jenem Hass auf das begangene Übel. Dadurch würde tiefere Sorgfalt und Wachsamkeit gegen die Wiederholung bewirkt. Wenn es nur darum ginge, das Unbehagen loszuwerden, wäre der Mensch schwächer als zuvor und eher bereit, erneut zu sündigen und sein Opfer wiederum darzubringen. Die Aufrichtigkeit der Reue war unerlässlich. Daher wird hier ausdrücklich auf die Abscheulichkeit eines solchen Selbstbetrugs hingewiesen, der sich mit Gott um die Sünde verbindet. Das Opfer der Gottlosen ist dann dem Herrn ein Gräuel. Das ist so sicher, wie Er Freude und Wohlgefallen am Gebet der Gerechten hat. Er sieht das Herz an. „Der Weg des Gottlosen ist dem Herrn ein Gräuel; wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er“ (V. 9). Es ist auch nicht nur die Umkehrung einer religiösen Pflicht, die in seinen Augen abscheulich ist, sondern „der Weg des Gottlosen“ im Allgemeinen; wohingegen Er den liebt, der der Gerechtigkeit nachjagt, das heißt nach praktischer Übereinstimmung mit seiner Beziehung zu Gott und den Menschen. Das war nie und kann nie sein für den gefallenen Menschen, wenn er nicht aus Gott geboren ist. Solche waren es, die auf den Messias schauten. „Glückselig alle, die zu ihm Zuflucht nehmen“ (Ps 2,12), und nur die.
Inzwischen gibt es eine gerechte Regierung Gottes, der sich immer um den Zustand und nicht nur um die Vergehen und Missetaten der Seinen kümmert, auch wenn sie nicht im Bund mit Abraham stehen. Dies und seine gegenwärtigen Folgen musste sogar der geduldige und fromme Hiob lernen, und noch mehr seine drei „leidigen Tröster“ und „nichtigen Ärzte.“ Er züchtigt die, die Er liebt, zu ihrem Besten. Hier lesen wir: „Schlimme Züchtigung wird dem zuteil, der den Pfad verlässt; wer Zucht hasst, wird sterben“ (V. 10), wobei die Zeit und der Weg eher unbestimmt bleiben; aber alles ist klar für den, der die Lehre hasst – er „wird sterben.“ „Scheol und Abgrund [Abaddon] sind vor dem Herrn, wie viel mehr die Herzen der Menschenkinder!“ (V. 11).
Es ist in der Tat eine ernste Sache, aber dennoch gesegnet, wenn man im Glauben steht, es mit einem lebendigen Gott zu tun hat, der, wie der Herr Jesus, die Nieren und das Herz durchforscht. Wenn man seine Gnade wirklich kennt, ist es eine Freude, seine Suche gegen unbewusste Eigenliebe oder Leichtfertigkeit zu begrüßen; und man kann flehen: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal [oder des Götzendienstes] bei mir ist, und leite mich auf den ewigen Weg“ (Ps 139,23.24). Hier geht es nicht so weit wie in Psalm 139, sondern hier sind Scheol und Abgrund vor dem Herrn; wie viel mehr dann die Herzen der Menschenkinder! „Alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Heb 4,13). „Der Spötter liebt es nicht, dass man ihn zurechtweist; zu den Weisen geht er nicht“ (V. 12). Ein Verächter ist ein dreister Sünder gegen Gott und seine eigene Seele. Er liebt es nicht, getadelt zu werden; er will nicht zu den Weisen gehen. Das Ich ist sein Ziel und praktisch sein Gott und die Torheit sein Leben, all das macht ihn zu einem verächtlichen Verweigerer aller Weisheit von oben.
Danach lesen wir, dass ein frohes das Angesicht erheitert, so wie der Geist durch Herzenskummer zerschlagen oder gebrochen wird (V. 13). Sonst ist das Leben hohl und ein eitler Schein. Es kann keine wirkliche Freude geben und kein Überwinden der Traurigkeit des Herzens, wenn wir nicht offen und aufrichtig vor Gott sind. Er möchte, dass wir uns im Vertrauen auf Ihn verlassen – auf seine Gnade und Gunst in Christus. Wir tun Ihm Unrecht, wenn wir dem Kummer so nachgeben, dass der Geist niedergedrückt zerschlagen wird. „Das Herz des Verständigen sucht Erkenntnis, aber der Mund der Toren weidet sich an Narrheit“ (V. 14). Wie wahr ist es daher, dass ein Mensch mit Verständnis nach Erkenntnis strebt! Er kennt seine Unzulänglichkeit und möchte die Lücke füllen. Aber der Mund des Toren nährt sich von Narrheit, da er sich nicht um die Weisheit kümmert und sie nicht wahrnimmt. „Alle Tage des Elenden sind böse, aber ein fröhliches Herz ist ein beständiges Festmahl“ (V. 15). Es besteht die Gefahr für die Betrübten, alle ihre Tage ihrem Kummer zu widmen; aber das bedeutet, sich mit nichts anderem zu beschäftigen als mit Umständen der Traurigkeit. Wie weise ist es, sich an den zu wenden, der alles zum Guten zusammenwirken lässt! Das macht das Herz fröhlich und ist ein fortwährendes Fest, das er hat.
Dann beweist man: „Besser wenig mit der Furcht des Herrn, als ein großer Schatz und Unruhe dabei. Besser ein Gericht Gemüse und Liebe dabei, als ein gemästeter Ochse und Hass dabei“ (V. 16.17). Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit; und große Wasser können „die Liebe“ nicht auslöschen, noch ertränken die Fluten sie. Die Liebe ist, wie das Neue Testament sagt, das Band der Vollkommenheit.