Behandelter Abschnitt Spr 14,13-27
Es ist wahrlich eine trostlose Welt des Kummers, wo der Mensch Vergnügen und Heiterkeit anstelle eines Glücks sucht, das nicht sein kann, wo das Gewissen nicht nach göttlicher Art geläutert ist und das Herz nicht Christus vor sich hat – Gottes Ziel, wie auch das unsere.
Auch beim Lachen hat das Herz Kummer, und das Ende der Freude ist Traurigkeit.
Von seinen Wegen wird gesättigt, wer abtrünnigen Herzens ist, und von dem, was in ihm ist, der gute Mann.
Der Einfältige glaubt jedem Wort, aber der Kluge achtet auf seine Schritte.
Der Weise fürchtet sich und meidet das Böse, aber der Tor braust auf und ist sorglos.
Der Jähzornige begeht Narrheit, und der tückische Mann wird gehasst.
Die Einfältigen erben Narrheit, die Klugen aber werden mit Erkenntnis gekrönt.
Die Bösen beugen sich vor den Guten, und die Gottlosen stehen an den Toren des Gerechten.
Sogar von seinem Nächsten wird der Arme gehasst; aber zahlreich sind die, die den Reichen lieben.
Wer seinen Nächsten verachtet, sündigt; wer sich aber der Elenden erbarmt, ist glückselig.
Werden nicht irregehen, die Böses schmieden, aber Güte und Wahrheit finden, die Gutes schmieden?
Bei jeder Mühe wird Gewinn sein, aber Lippengerede gereicht nur zum Mangel.
Die Krone der Weisen ist ihr Reichtum; die Narrheit der Toren ist Narrheit.
Ein wahrhaftiger Zeuge errettet Seelen; wer aber Lügen ausspricht, ist lauter Trug.
In der Furcht des Herrn ist ein starkes Vertrauen, und seine Kinder haben eine Zuflucht.
Die Furcht des Herrn ist eine Quelle des Lebens, um den Fallstricken des Todes zu entgehen (14,13–27). „Auch beim Lachen hat das Herz Kummer, und das Ende der Freude ist Traurigkeit“ (V. 13). So ist es, bis der Mensch Christus aufnimmt. Alles andere ist hohl, und der vorübergehende Leichtsinn verlässt seinen Stachel. „Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz mache dich fröhlich in den Tagen deiner Jugendzeit, und wandle in den Wegen deines Herzens und im Anschauen deiner Augen; doch wisse, dass für dies alles Gott dich ins Gericht bringen wird“ (Pred 11,9).
Noch dunkler ist, „wer abtrünnigen Herzens ist“. Schrecklich ist die Aussicht für ihn: er „wird von seinen eigenen Wegen gesättigt“ (V. 14); und das ist umso schrecklicher, weil er äußerlich die Umrisse angenehmer Orte und den Weg des Friedens kannte. Dagegen wird „der gute Mann“ durch die Gnade seinen Ruhm darin haben, was ihm allein gehört, und nicht darin, was einem anderen gehört. Er wird von sich selbst erfüllt sein. Gott hat ihm das, was er am meisten schätzt, nämlich das Unsichtbare und Ewige in dem Verheißenen, frei gegeben.
In einer solchen Welt wie dieser kann es nur wenige größere Torheiten geben als Leichtgläubigkeit. Der Glaube an Gott ist der wirksamste Schutz. „Der Einfältige glaubt jedem Wort; aber der Kluge achtet auf seine Schritte“ (V. 15). Wir werden ermahnt, „alles zu prüfen“, aber das Gute (Angenehme) festzuhalten.
Dann heißt es: „Der Weise fürchtet sich und meidet das Böse, aber der Tor braust auf und ist sorglos“ (V. 16). Das ist es, was ein Weiser tut. Aufbrausen und Sorglosigkeit ist völlige Torheit. „Gebt allen Ehre“, sagt nicht der geringste der Apostel; ein noch größerer liebte es, sich selbst zu bezeichnen, und war in Wahrheit war er ein „Knecht Jesu Christi.“ „Der Jähzornige begeht Narrheit, und der tückische Mann wird gehasst“ (V. 17). Welche Torheit, Narrheit zu begehen? Sogar ein Weiser tut das, wenn er leicht zu reizen ist; aber „der tückische Mann“ von boshaften Machenschaften macht sich selbst widerwärtig, wenn er als solcher ertappt wird. „Die Einfältigen erben Narrheit, die Klugen aber werden mit Erkenntnis gekrönt“ (V. 18). Das ist es, was dem Menschen von Natur aus zukommt. Die Klugen sind bescheiden genug, um vom Höchsten zu empfangen und zu lernen; und sie sind es, die „mit Erkenntnis gekrönt“ werden. „Er gibt den Weisen Weisheit und Verstand den Verständigen“ (Dan 2,21). „Die Bösen beugen sich vor den Guten, und die Gottlosen stehen an den Toren des Gerechten“ (V. 19). Hier haben wir nicht die Einfältigen oder Toren, sondern die Bösen und Schlechten; und ihr Versagen, noch bevor ein König in Gerechtigkeit regieren wird und Fürsten im Gericht herrschen werden. Gott ist nie ohne ein Zeugnis am bösen Tag, und sei es nur hier und da, ab und zu. Doch die Dinge sind noch lange nicht so, wie sie sein sollten.
Was die Menschen säen, das ernten sie, und manchmal unverzüglich. Auch sind die Bösen nicht ohne Gewissen, so dass sie sich vor den Guten beugen, wie die Bösen um die Gunst und Hilfe eines Gerechten werben. „Sogar von seinem Nächsten wird der Arme gehasst; aber zahlreich sind die, die den Reichen lieben“ (V. 20). Die Armut wird mehr gefürchtet als die Sünde; und daher wird der Arme sogar von seinem eigenen Nächsten gehasst, während der Reiche viele hat, die ihn lieben. So sind die Begehrlichkeit des Herzens und die Hohlheit der Welt. „Wer seinen Nächsten verachtet, sündigt; wer sich aber der Elenden erbarmt, ist glückselig“ (V. 21). Seinen Nächsten zu verachten, was für eine Sünde in den Augen dessen, der niemand verachtet? Lasst uns zu Herzen nehmen, was Christus für bedürftige Männer, Frauen und Kinder war. Welch ein Beispiel für uns! Wer hat jemals eine solche Freundlichkeit gegenüber den Bedrängten gezeigt? Mögen wir das Glück haben, das in einer Gnade wie der Seinen zu finden ist! „Werden nicht irregehen, die Böses schmieden, aber Güte und Wahrheit finden, die Gutes schmieden“ (V. 22). Doch stolze Herzlosigkeit mag zu größerem Übel übergehen, indem sie das Böse verachtet, aber sie entgeht nicht seinen Augen, die den listigen Unfug und jedes Geheimnis des Herzens sehen. Wie tief und verhängnisvoll ist der Irrtum! Denn das Gericht schlummert nicht, ebenso wenig wie seine Barmherzigkeit und Wahrheit bei denen versagt, die unauffällig das Gute ersinnen. „Bei jeder Mühe wird Gewinn sein, aber Lippengerede gereicht nur zum Mangel“ (V. 23). Für den Menschen, wie er ist, ist Arbeit so nützlich, wie Müßiggang wertlos ist. Deshalb wird uns hier gesagt, dass in aller Arbeit Gewinn ist, während das Gerede der Lippen nur zum Mangel gereicht.
Nicht die Krone der Toren, sondern der Weisen ist ihr Reichtum, denn diese setzen ihren Reichtum für selbstlose Güte und die Linderung menschlichen Elends und die Förderung des Willens und der Herrlichkeit Gottes ein (V. 24). Sie wollen Gott gegenüber reich sein. Die Narrheit der Toren hingegen ist Narrheit. Gott ist in keinem ihrer Gedanken, und alles, was sie ausdrücken oder tun, ist Narrheit, die umso deutlicher sichtbar wird, wenn sie Reichtum haben, um eine Schar von Zeugen anzuziehen. „Ein wahrhaftiger Zeuge errettet Seelen; wer aber Lügen ausspricht, ist lauter Trug“ (V. 25). Wir gehen durch eine Welt des Bösen und des Irrtums. Daher ist der Wert eines wahren Zeugen bei der Befreiung von Menschen groß, die sonst offen dafür sind, von den Falschen beschuldigt und falsch dargestellt zu werden. Aber nicht viele sind bereit, um jeden Preis ihre Stimme zu erheben. Einer war da, der niemals versagte, der treue und wahre Zeuge, und Er der große Befreier der Menschen. Mögen wir uns an Ihn klammern und Ihn darin widerspiegeln! Aber die Täuschung, was kann sie anderes sagen als Lügen? Es wäre traurig, zu denken, dass es für einen Betrüger keine Reue geben könnte; aber für einen Betrüger muss es schwer sein, für sein Selbstgericht Anerkennung zu finden. Dennoch würde Gott, wenn es wirklich so wäre, nicht versäumen, das zu rechtfertigen, was seine Gnade bewirkt. „In der Furcht des Herrn ist ein starkes Vertrauen, und seine Kinder haben eine Zuflucht“ (V. 26). Hier lesen wir, dass in der Furcht des Herrn starkes Vertrauen ist. Denn diese Furcht nimmt alle andere Furcht weg und wird zu einem Turm der Stärke; und sie nützt anderen, die vor seinem Wort zittern, besonders seinen Kindern. Welcher Zufluchtsort ist so sicher und nahe? „Die Furcht des Herrn ist eine Quelle des Lebens, um den Fallstricken des Todes zu entgehen“ (V. 27). Sie ist viel mehr als ein Schutz vor Feinden. Sie ist eine Quelle des Lebens – nicht ein Brunnen, der versagen kann, wenn man ihn am meisten braucht, sondern eine immerwährende Quelle des Genusses, die das Herz stärkt, das ohne sie so ängstlich und niedergeschlagen ist, um sich von den Schlingen des Todes abzuwenden, mit denen Satan die Welt überzieht und die jedem Menschenherz gefährlich nahe sind.