Behandelter Abschnitt 2Mo 1
Einleitung
Es gibt kaum ein Buch des Alten Testaments, das in deutlicherem Gegensatz zum ersten Buch Mose steht als dieses, das ihm unmittelbar folgt. Und das ist umso auffälliger, weil Gott denselben inspirierten Schreiber gebraucht hat, um uns beide Bücher zu geben, wie auch andere. Eines der hervorstechendsten Merkmale des ersten Buches Mose ist die Vielfalt, in der der Heilige Geist die verschiedenen Prinzipien dargelegt hat, nach denen Gott handelt, die Art und Weise, in der Er sich offenbart, die besonderen Vorschattungen des Herrn Jesus, und das nicht nur in Bezug auf den Menschen, sondern auch auf Israel und sogar auf die Versammlung im Vorbild. Folglich gibt es für diese vielfätlige Entwicklung der Wahrheit kein Buch in der Schrift, das so bemerkenswert ist wie das allererste des Pentateuch: In der Tat können wir ganz allgemein sagen, dass alle anderen Bücher besondere Wahrheiten aufgreifen, die dort jedenfalls im Keim dargestellt sind. Was das zweite Buch Mose betrifft, so gibt es eine großes Thema, das es durchdringt: die Erlösung. Die Folgen der Erlösung sowie die Umstände, unter denen sie vollbracht wurde, werden uns in einer sehr ausgedehnten und vollständigen Weise vor Augen geführt, wie wir sehen werden. Und nicht nur die Folgen der Erlösung, sondern auch das, was die Folge sein kann, wenn der Mensch, unempfänglich für die Gnade, die die Erlösung bewirkt hat, sich auf sich selbst zurückzieht und versucht, aus eigener Kraft und Treue vor Gott bestehen zu können. Wir werden ebenfalls sehen, wie Gott daraufhin mit ihm umgeht, bevor wir mit dem zweiten Buch Mose zu Ende kommen. Ich glaube, dass wir mit diesen wenigen Bemerkungen die Hauptthemen angeschnitten haben, denen wir begegnen werden, und zwar fast in der Reihenfolge, in der Gott sie dargestellt hat.
Kapitel 1
Zuallererst haben wir also eine Beschreibung des auserwählten Volkes im Land Ägypten.1 Aber es wird hier ein König vorgestellt, der Joseph nicht kannte, und die Bedrängnisse, die der Geist Gottes lange vorher Abraham vorausgesagt hatte, beginnen sich dort über seine Nachkommen zu verdichten. Dennoch ist Gott treu, und sogar die Versuche, das Volk zu vernichten, werden von seiner guten Hand aufgefangen, die sogar in denen Treue erzeugt, von denen man annehmen könnte, dass sie den grausamen Plänen des Königs am meisten unterworfen sind. Dies ist der wesentliche Inhalt von Kapitel 1.
1 Gegen die Vermehrung Israels in Ägypten aus den Daten des Pentateuch zu argumentieren, ist umso unvernünftiger, als der Bericht sie nicht als ein gewöhnliches Größenverhältnis angibt, sondern aus dem direkten Segen Gottes nach seinem Erscheinen gegenüber den Vätern, und umso auffälliger, als Er sie bis zum Abstieg in das Haus der Knechtschaft verhältnismäßig wenige hielt und sie dort angesichts der schärfsten Verfolgung vermehrte, lange bevor sie im Triumph herausgeführt wurden (vgl. 5Mo 26,5).
Abgesehen von der Macht Gottes, der sein Wort erfüllt, scheinen die Kritiker nicht zu wissen, dass die Verdoppelung der Bevölkerung in fünfzehn Jahren oder weniger keineswegs ohne Beispiel ist. Herr Malthus, der keine Voreingenommenheit zugunsten der Bibel hatte, wird zu diesem Thema sprechen dürfen (Essay on the Principle of Population, ii. p. 190, 5. Auflage 1817). Er fand nichts Unglaubliches an der Steigerungsrate, die Israel in Gosen zugewiesen wurde, und untermauerte dies mit einem Verweis auf Dr. Shortʼs New Observations on Bills of Mortality, p. 259, 8vo. 1750. In Bezug auf Amerika bemerkt er (ib. S. 193, 4): „In den hinteren Siedlungen, wo sich die Bewohner ausschließlich der Landwirtschaft widmeten und Luxus nicht bekannt war, sollten sie ihre Zahl in fünfzehn Jahren verdoppeln. Entlang der Meeresküste, die natürlich zuerst besiedelt wurde, betrug der Zeitraum der Verdoppelung etwa fünfunddreißig Jahre, und in einigen der Seestädte war die Bevölkerung absolut zum Stillstand gekommen. Aus der letzten Volkszählung, die in Amerika durchgeführt wurde, geht hervor, dass sich, wenn man alle Staaten zusammennimmt, ihre Zahl immer noch alle fünfundzwanzig Jahre verdoppelt hat; und da die Gesamtbevölkerung jetzt so groß ist, dass sie durch die Auswanderungen aus Europa nicht wesentlich beeinflusst wird, und da bekannt ist, dass in einigen der Städte und Bezirke in der Nähe der Meeresküste die Zunahme der Bevölkerung verhältnismäßig langsam verlauft, ist es offensichtlich, dass im Inneren des Landes im Allgemeinen die Zeitspanne der Verdoppelung allein durch die Fortpflanzung wesentlich kürzer als fünfundzwanzig Jahre gewesen sein muss.“ In einer Notiz fügt er hinzu: „Aus einer Rückmeldung an den Kongress im Jahr 1782 geht hervor, dass die Bevölkerung 2.389.300 und bei der Volkszählung von 1790 4.000.000 betrug; die Zunahme in neun Jahren betrug 1.610.700, wovon zehntausend pro Jahr für europäische Siedler abgezogen werden, sechs Prozent für 4,5 Jahre, das heißt 20.250; der verbleibende Zuwachs in den neun Jahren, allein aus der Zeugung, beträgt 1.500.450, das heißt fast sieben Prozent; und folglich würde die Verdopplungszeit bei dieser Rate weniger als sechzehn Jahre betragen. Wenn diese Berechnung für die Gesamtbevölkerung der Staaten auch nur annähernd der Wahrheit entspricht, so kann doch nicht bezweifelt werden, dass in bestimmten Bezirken die Verdoppelungszeit allein durch die Fortpflanzung oft weniger als fünfzehn Jahre betragen hat. Die Zeitspanne, die unmittelbar auf den Krieg folgte, war wahrscheinlich eine Zeitspanne mit sehr schnellem Wachstum. Sogar wenn man mit Ussher, Clinton und anderen annimmt, dass die 430 Jahre auf die Berufung Abrams zurückgehen und dass nur die Hälfte dieses Zeitraums, also 215 Jahre, auf den Aufenthalt in Ägypten entfallen, ist der Einwand völlig irrational.
Nichts ist verfänglicher, als 1. Mose 15,16 so zu verstehen, dass die Israeliten, die sich in Ägypten aufhielten, nur die vierte Nachkommenschaft in der Familie hatten, oder anzunehmen, dass sie aus besonderen Gründen keine anderen Kinder als die genannten hatten.↩︎