Behandelter Abschnitt Ps 22
In diesem Psalm hören wir den Messias, wie Er sein Hinabsteigen in die Tiefe des Leidens – in das Ihm niemand folgen kann – beklagt, die Schande und Zielscheibe der Menschen, sowie das Verlassensein von Gott für die schuldigen Menschen, und ganz besonders für die schuldigsten von allen, die sagten, dass sie Ihn anschauten aber verwarfen, Ihn, der in der Fülle des Lichtes und der Liebe sogar für die Blinden leuchtete, die ihre Not fühlten und zu Ihm schrien. Hier geht es nicht nur um den „Tag der Drangsal“, sondern darum, dass Gott seinen auserwählten und geliebten Knecht verlässt, damit Er niemanden verlässt, der Buße tut und glaubt, und damit Er den Schlechtesten in seinem Namen Vergebung verkündet. Es ist Christus, der zur Sünde gemacht wurde; und dann ab Mitte von Vers 21 die daraus resultierende Gnade, die triumphiert, so ungemildert wie das Gericht, das Ihn ohne Schonung getroffen hatte, wie in den vorherigen Versen beschrieben. Es ist daher passenderweise ausschließlich seine eigene Stimme, die gehört wird, zuerst in seiner einsamen Qual, dann in der Freude, die die Früchte seiner Befreiung in einem sich immer weiter ausdehnenden Kreis vermittelt: „zu meinen Brüdern“ und „inmitten der Versammlung“ (22); als nächstes „in der großen Versammlung“ (25); und dann teilen „alle Enden der Erde“ und alle Stämme der Heiden den Segen und das Lob; und dies dauerhaft. Wie auffallend ist der Gegensatz zum Ergebnis von Psalm 21! Beide sind perfekt auf die Zeit abgestimmt. Die Überschrift ist eigentümlich: „Dem Vorsänger, nach ,Ajjelet Haschachar‘. Ein Psalm von David“ (V. 1).
Hier ist der Übergang (V. 21). An diesem Punkt, an dem Er wie gelähmt ist, ist sich der Herr bewusst, dass Er gehört wird. Er beugt sein Haupt im Tod, sein Blut ist vergossen. So muss es zur Sühnung sein. Ohne dies gäbe es kein angemessenes Opfer für die Sünde; aber Er, der so gestorben ist, kann seine Seele seinem Vater anbefehlen und sagen: Es ist vollbracht. Die folgenden Verse drücken über die Erlösung aus einem solchen Tod die tiefe Freude aus, die einem so unergründlichen Tod entspricht, und die Er zuerst inmitten derer besingt, die seine Verwerfung teilen, was sich mit immer größeren Segenskreisen bis in das Reich hinein fortsetzt, obwohl die Gemeinschaft dann nicht so tief sein wird wie die, die sich unmittelbar aus seinem Tod und seiner Auferstehung ergibt (vgl. Joh 20,17-23.26-29; 21,1-14).
So ist dieser wunderbare Psalm; die Leiden, die Christus betreffen, und die Herrlichkeiten danach. Keine Stimme ist zu hören als die Christi; niemand konnte an seinen sühnenden Klagen zu Gott teilnehmen, obwohl wir uns dem Lob Gottes und des Lammes anschließen können. Und unsere Sicherheit ruht auf der Wahrheit, dass Er allein in jenen Leiden war. Das vollgültige Werk ist bestätigt und dadurch ist all unsere Sünde vergeben und stehen wir in seiner Annahme als Gläubige in Ihm, der sich mit denen vor Ihm vergleicht, die schrien und erhört wurden. Und welche ein Wechsel seitdem für alle, die, wenn sie sich fürchten, nun nur zu loben haben! Nichts als Gnade fließt aus seinem Sühnungstod.