Behandelter Abschnitt Hiob 24
Dieses Kapitel schließt die Antwort Hiobs an Eliphas ab, die wir am letzten Mittwoch begonnen haben. Hiob macht deutlich, dass alles jetzt nicht normal ist – dass man nicht beurteilen kann, wie Gott über das Wohlergehen der Menschen hier unten denkt, denn die Gerechten werden oft viel mehr geprüft; und es ist kein Beweis für irgendetwas Falsches von ihrer Seite, sondern im Gegenteil, Gott stellt sie auf die Probe, um zu zeigen, dass sie Ihm wirklich angehören. Deshalb sind wir alle unter der Prüfung, damit Herzens sich Ihm unterwerfen und wir Gott völlig vertrauen. Dennoch haben wir einen Vorteil, den die Gläubigen in früheren Zeiten nicht hatten und nicht haben konnten, bis Christus kam – ihnen fehlte nicht nur das vollendete Werk Christi, sondern das Licht Christi, das leuchtet. Das hatten sie nicht. Das war vor dem Gesetz. Dennoch sehen wir deutlich, dass es für die, die zu Gott aufschauten, Licht genug gab, und dass für diejenigen, die nicht an Gott glaubten, zweifellos Finsternis herrschte, genau wie es jetzt der Fall ist.
Die große gewinnbringende Lektion des Buches liegt in dem Unterschied zwischen Gläubigen, und warum das so ist. Es gab einen gewaltigen Unterschied zwischen Hiob und seinen drei Freunden, und ich habe mich bemüht, aufzuzeigen, worin dieser Unterschied lag. Was auch immer die Fehler Hiobs sein mögen, und was auch immer seine Verärgerung darüber sein mag, von seinen Freunden als Heuchler bezeichnet zu werden (und wenn wir jemals so etwas erlebt haben, kennen wir solch eine Bitterkeit), es gibt keinen Schlag, der so scharf und so tief empfunden wird wie der, der von denen kommt, die behaupten, uns zu lieben. Und doch ist der Teufel immer am Werk und versucht, Gottes Kinder bei den Ohren zu packen.
Nun, hier finden wir es in einer sehr extremen Form. Das ist der große Unterschied zwischen der Geschichte Hiobs und der anderer Menschen. Sie kannten das nur in gewissem Maße; aber Gott brachte es deutlich im Fall Hiobs zum Vorschein, der mehr versucht wurde, als jeder andere Mensch jemals. Ich meine nicht, dass Paulus und Petrus und andere nicht auch Prüfungen ihrer Art hatten und vor allem um ihr Leben bangten. Das war bei Hiob nicht der Fall. Es war keine Frage des Lebens, sondern eine Frage des Durchhaltens. Sein Leben durfte nicht angetastet werden; es hätte die Geschichte völlig verdorben, wenn Hiob gestorben wäre. Gott sorgte jedoch dafür, dass er, wie groß auch immer seine Leiden sein mochten, bewahrt wurde; und zwar, um solch eine Prüfung zu durchstehen, wie es wahrscheinlich bei keinem anderen Fall seit Beginn der Welt der Fall war, und doch zu einem unvergleichlichen Nutzen wurde. Das war es, was Gott zeigte.
Satan tut nie etwas zum Guten – immer nur zum Bösen. Aber in diesem Fall hatte Satan völlig versagt, und es war Gott, der wirkte, und er wirkte besonders durch die Untreue und das ungeistliche Verhalten der drei Freunde Hiobs. Das ist die große Belehrung dieses Buches. Erst dann begann er, seine Zeit zu verfluchen – nie zuvor. Was auch immer von Satan kam, ertrug er, und ertrug es mit dem erstaunlichen Mut und mit allem Vertrauen auf Gott. Aber als seine drei Freunde begannen, ihm versteckte Bosheit und Heuchelei zu unterstellen, war das zu viel für Hiob. Das konnte er nicht ertragen. Er sprach deshalb manches höchst unpassende Wort aus; aber Gott ließ das alles zu, weil Hiob in der Hauptsache an Gott festhielt, und was auch immer geschah, er wollte es von Gott annehmen. Er konnte nicht verstehen, warum, aber er hielt trotzdem an Gott fest. Nun beschreibt er selbst seinen Fall.
„Warum sind nicht Zeiten aufgespart vom Allmächtigen, und warum sehen die, die ihn kennen, seine Tage nicht?“ (V. 1). das heißt, es gibt diese Zeiten des Bösen, und wie kommt es, dass Gott, der ein moralischer Statthalter ist, und der alles Böse, ja sogar die Worte der Menschen (Worte offenbaren die Geheimnisse des Herzens) zur Kenntnis nimmt – wie kommt es, dass Er es so geschehen lässt, wie Er es tut, und dass es jetzt keinen Tag der Vergeltung gibt? Nun, das können wir völlig beantworten. Das ganze Gericht ist für Christus aufgehoben.
Der Vater wird keinen Menschen richten; das ist nicht das, was der Vater tun wird. Er zeigt Liebe, weil Er ein Vater ist, und Er zeigt Liebe, weil Er Gott ist; denn Gott ist Liebe, genauso wie Er Licht ist. Und deshalb ist das Gericht für Christus aufgehoben, und der Grund ist klar. Christus war derjenige, den sie, ohne den geringsten Grund, ohne eine Ursache, hassten. Sie hassten Ihn und den Vater; und deshalb ist es dem Herrn Jesus vorbehalten, das Gericht zu vollstrecken. Alles Gericht ist dem Sohn übertragen, weil Er der Sohn des Menschen ist, und als Sohn des Menschen wurde Er gehasst; seine Gottheit wurde geleugnet, und Er wurde als ein Gefährte böser Menschen angesehen. Er wurde für einen Samariter gehalten, und sogar dafür, dass er einen Dämon habe. Es gab nichts, was dem Menschen zu schlimm war, um es zu sagen und zu fühlen.
Und das waren nicht die Heiden; die Heiden waren nie so schlecht wie das Volk Israel. Es ist Gottes Volk, wenn es schlecht um es bestellt ist, das schlimmer ist als alle anderen. Das ist eine Sache, die viele nicht verstehen können und nicht glauben wollen. Da trommeln sie und blasen ihre Trompeten in der Christenheit, als ob alles in Ordnung wäre. Oh, die Menschen in England sind in der Tat reif für das Gericht. Das gilt nicht nur für Kamtschatka [Russland] oder mitten in Afrika; das ist alles ein Irrtum. Je mehr Licht da ist, desto schlimmer sind die Menschen, wenn sie nicht gläubig sind. Und deshalb war unser Herr sehr deutlich, als Er zeigte, dass die Juden das Volk waren. Es ging nicht um Sodom und Gomorra. Sie sprachen über die Abscheulichkeit von Sodom und Gomorra. ,Oh’ sagte der Herr, ,ihr seid es, die schlimmer sind als sie. Es wird erträglicher sein am Tag des Gerichts für Sodom, Gomorra und Tyrus’ – und all jene Orte, die als besonders böse angesehen wurden – ,es wird schlimmer sein für Chorazin, Bethsaida und Kapernaum.’ Kapernaum war der Ort, an dem Er lebte. Sie wurde als seine eigene Stadt in Galiläa angesehen. Was Er für schlimmer hielt, war die Ablehnung all seines Lichts und all seiner Liebe. Und deshalb ist man umso schuldiger, je näher man dem Segen ist und ihn nicht hat.
Aber dann kommt noch etwas sehr Wichtiges, und zwar, dass wir hart werden, wenn wir uns nicht selbst richten. Wenn wir uns nicht Tag für Tag selbst richten, werden wir hart. Wir verlieren die Salbung und die Kraft der Wahrheit in unserer Seele, und so können wir sehr selbstzufrieden sein, weil wir wissen, dass wir glauben. Das ist genau das, was die Freunde Hiobs taten. Sie fühlten sich ganz wohl, ihnen fehlte nichts, sie waren in Ordnung, aber Hiob, dem musste es sehr schlecht gehen. Das war ihre völlige Fehleinschätzung. Nun steht Hiob vor der Frage: Wie kann es sein, dass, wenn die Zeiten so schlecht sind, der Tag der Vergeltung nicht kommt? Wir sehen ihn nicht. Er kommt; er wartet auf den Einzigen, der mit dem Bösen vollkommen abrechnen kann.
Wir sind alle geneigt, sehr parteiisch zu sein. Manchmal gibt es bestimmte Übel, die in unseren Augen sehr schlimm sind – besonders in den Augen der Menschen. Manche Menschen sind sehr hart gegen das Trinken. Nun, dieselben Leute sind überhaupt nicht hart gegenüber der Habgier. Dennoch gibt es wohl niemanden, der ein Urteilsvermögen hat, der nicht bekennt, dass der Geist der Habgier weitaus blendender und schädlicher für die Seele ist als selbst die Entwürdigung eines beschwipsten Mannes. Zweifellos ist ein beschwipster Mann ein Gegenstand der Verachtung für die, die gemäßigt sind, und sie fällen ein sehr strenges Urteil über ihn. An der Stelle greift der Teufel sie alle an. Oh nein; ich trinke nie; ich rühre keinen Tropfen an; ich bin ein guter Mensch; und sie sind sehr schlecht, sie sind sehr böse! Nun, ich bezweifle überhaupt nicht, dass sie schlecht sind; aber ich sage, dass andere Menschen schlimmer sind, die eine gute Meinung von sich selbst haben. Es gibt nichts, was Gott mehr verabscheut als einen Menschen, der gut von sich selbst denkt; denn wie hoch seine Gedanken auch sein mögen, er ist nichts als ein armer, verlorener Sünder, und wenn er nicht ein bestimmtes Übel hat, so hat er andere Übel, die vielleicht ebenso schlecht oder noch schlimmer sind. Ich sage das nicht, um irgendetwas zu entschuldigen.
Es gibt viele andere Arten, in denen Menschen zeigen, dass sie nichts mit dem Herrn Jesus gemeinsam haben und dass sie überhaupt keine Kenntnis von Gott haben. Aber es ist der Herr, der der unfehlbare Richter sein wird. Es ist der Herr, der niemals auf die eine oder die andere Seite ausweichen wird. Alles, was gegen Gott ist, wird an einem anderen Tag ernstlich von seinem Gericht getroffen werden; und weil die Menschen in Ihm nicht Gott, sondern nur einen Menschen gesehen haben, wird Er deshalb als Mensch der Richter der ganzen Menschheit sein. Alles Gericht ist dem Sohn übergeben, weil Er der Sohn des Menschen ist.
Nun, Hiob beschreibt diese Unregelmäßigkeiten, die jetzt da sind. Er sagt: „Sie verrücken die Grenze“ (V. 2). Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Wir haben die Beweise dafür in London um uns herum. Es gibt Leute, die in das Gemeindeland von Blackheath eingedrungen sind und es in Beschlag genommen haben. Man kann an verschiedenen Stellen sehen, wo Leute auf die eine oder andere Weise eingegriffen haben; sie haben das in Besitz genommen, was ihnen nicht gehört. Aber das geht schon so lange, das Gesetz kann ihnen nichts anhaben. Dort sind sie im Besitz; und wir wissen, dass das in den Augen der Juristen eine große Sache ist, obwohl es an sich ganz gegen das Gesetz verstößt, aber trotzdem können sie ihnen nichts anhaben. Und da sind all diese Unregelmäßigkeiten ständig im Gange – sogar angesichts aller Zensur des Gesetzes; hier haben wir es. Wenn wir in Cornwall oder im Süden Irlands wären, würde sich niemand wundern; dort gibt es genug Unregelmäßigkeiten; aber hier haben wir es in London vor Ihren Augen.
Und so ist es auch in vielen anderen Formen neben Landraub. Aber das ist es, was gemeint ist – ein sehr alter Trick böser Männer und besonders reicher Männer, besonders Männern von Rang und dergleichen, denn Land zu haben, gibt ihnen die Möglichkeit, ein wenig mehr zu stehlen. Und so ist es auch mit Königen. Sie sehen, dass es eine schöne Provinz vor den Toren Frankreichs gibt, die eine so gute Ergänzung für das Reich wäre, und nach und nach wird sie gestohlen. Nun, dann wiederum sieht Deutschland, dass es einen bestimmten Teil gibt, der einen Zugang zum Meer bietet, den sie nicht haben, und sie stehlen das und finden einen Vorwand für einen Krieg, um das zu nehmen, was Dänemark gehört oder was auch immer es sein mag. In diesem Fall war es Dänemark. Beides geschieht in unserer Zeit. Und so ist es immer gewesen; und das ist nicht nur gegen das Gesetz, sondern gegen das Evangelium; und diese Dinge werden von Leuten getan, die in die Kirche oder in die Kapelle und dergleichen gehen, und dort sind sie bekennende Christen. Und das alles von genau den Personen, die durch ihre Stellung die Hüter der Ausführung des Gesetzes sind; und doch sind sie die Leute, die an all dieser Bosheit schuldig sind.
Und das Gleiche geht in den unteren Schichten der Gesellschaft vor sich. Dort werden sie sehr oft durch Not veranlasst; aber was ist dann sehr oft die Ursache für die Not? Nun, zum größten Teil ist es Unehrlichkeit; es ist Rücksichtslosigkeit bei der Erfüllung ihrer Pflicht. Sie verlieren ihren Posten. Sie streben danach, reich zu werden; sie nehmen Geld, das ihnen nicht gehört, und sie kommen unter öffentliches Urteil. Das geht in den unteren wie in den höheren Schichten ständig vor sich, und Tatsache ist, alles ist falsch und wird hier unten falsch sein, bis der Herr Jesus derjenige ist, der das Gericht ausführt und der gerecht regiert. Nichts wird übergangen werden; es wird keine Bevorzugung geben, sondern alles wird Gott gemäß sein, und niemals zuvor. Für jedes Maß an Frieden oder Ruhe oder das Zulassen dessen, was die Menschen haben – friedlich in ihrem Besitz zu sein –, haben wir allen Grund, Gott sehr zu danken. Aber ich spreche jetzt davon, die Dinge so zu betrachten, wie sie wirklich sind, und es ist nicht wichtig, welches Land man nimmt.
Wir in England halten uns selbst für eine sehr gerechte Nation, und es gibt viele, die denken, dass wir es sind, im Vergleich zu anderen. Doch ich habe gerade auf Dinge hingewiesen, die beweisen, wie überaus hohl diese ganze Anmaßung von Gerechtigkeit ist. Und deshalb ist es der größtmögliche Trost, zu Gott aufzuschauen. Dort gibt es absolute Gerechtigkeit, und nicht nur das, sondern auch aktive Güte. Dort ist Gott, der sich um die Seinen kümmert. Er züchtigt sie, weil Er sie liebt – wo es etwas gibt, das sie nicht sehen; denn sehr oft ist es so, dass sie es nicht sehen. Manchmal werden wir wegen unserer Fehler gezüchtigt. Das ist eine Sache, die nicht sein sollte. Wir sollten eher um der Gerechtigkeit willen leiden als um der Ungerechtigkeit willen, denn „für die Sünden hat Christus einmal gelitten, der Gerechte für die Ungerechten“, der uns unendlich lieb geworden ist. Aber damit kommen wir in den christlichen Bereich.
Nun nimmt Hiob einfach die Dinge auf, die um ihn herum sind. „... sie rauben die Herde und weiden sie. Sie treiben den Esel der Waisen weg, nehmen das Rind der Witwe zum Pfand; sie stoßen die Armen aus dem Weg“ (V. 2b‒4a) – das waren die, die man als die „Anständigen“ der Gesellschaft bezeichnen könnte, die Leute, die Schafe und Rinder hatten, aber sie wollten mehr. „Die Elenden des Landes verkriechen sich allesamt“ (V. 4b). Nun, jetzt sehen wir eine andere Klasse; wir sehen die Armen und Bedrängten hier unten. „Siehe, wie wilde Esel in der Wüste gehen sie hinaus zu ihrer Arbeit“ – das sind die Menschen, die nichts haben, nun die „Massen“, die keine qualifizierte Arbeit haben, sondern die nur in der Arbeit leben, und in all der Unsicherheit und dem Leid, das diese Arbeit hervorbringt. „Wie Wildesel in der Wüste gehen sie aus zu ihrer Arbeit; sie stehen auf zur Beute“ – vor dem Licht, und zur Beute, weil es nichts Festes ist – es ist das, was sie fangen können. „Die Wüste gibt ihnen und ihren Kindern Nahrung.“
Stellen Sie sich das vor – der karge Sand der Wildnis, das ist das Einzige, und warum? Weil sie kein eigenes Land haben. „Sie ernten ein jeder sein eigenes Korn auf dem Feld“ – das ist das Korn der Reichen – „und sie sammeln die Ernte der Bösen.“ Jetzt werden sie nicht „reich“, sondern „böse“ genannt. „Sie lassen die Nackten ohne Kleidung wohnen“ – das ist es, was diese bösen Reichen tun. Sie haben kein Mitleid mit ihnen; sie nutzen sie für ihre Arbeit aus. „Sie lassen die Nackten ohne Kleidung lagern, dass sie in der Kälte keine Decke haben. Sie sind nass von den Regengüssen der Berge“ – womit noch die bedürftige Klasse beschrieben wird, die kaum eine geregelte Arbeit zu verrichten hatte, – „und umarmen den Felsen aus Mangel an Schutz. Sie reißen den Vaterlosen von der Brust und nehmen ein Pfand von dem Armen. Sie lassen den Nackten ohne Kleidung gehen und nehmen dem Hungrigen die Garbe weg.“ Es mag sein, dass bei der Ernte die eine oder andere Garbe vergessen wurde, aber sie haben es herausgefunden, und sie sind dabei, sich ihre Garbe zurückzuholen. „Die Öl machen in ihren Mauern.“ Sie sind für ihren Überfluss beschäftigt – sie machen das Öl, aber sie haben nie einen Tropfen davon für sich selbst – „und treten ihre Kelter und leiden Durst.“ Es gibt keinen Wein für sie. „Die Menschen seufzen aus der Stadt heraus, und die Seele des Verwundeten schreit auf; doch Gott lässt sie nicht zuschanden werden.“ Gott nimmt keine Notiz davon, und der Grund ist, dass er auf diesen Tag wartet.
Was für eine wunderbare Liebe ist es nun zu den Menschen, denen das Evangelium gepredigt wird. Es waren die „Armen“, denen das Evangelium gepredigt wurde; sie waren in besonderer Weise das Ziel des Herrn Jesus. So etwas hat es noch nie gegeben, seit die Welt begonnen hat. Niemand hat sie je zu seinem großen Objekt gemacht, und das für die Ewigkeit. Aber Hiob konnte davon nichts wissen. „Sie sind von denen, die sich gegen das Licht auflehnen; sie kennen seine Wege nicht und bleiben nicht auf seinen Pfaden.“ Dann beschreibt er eine noch schlimmere Klasse. Das ist ein Mensch – ob höher oder niedriger, spielt keine Rolle – ein Mensch der Gewalt, der Mörder. Der Mann, der seinen Streit hat, und der Mann, den nichts sättigen wird als das Leben seines Opfers. „Der Mörder, der mit dem Licht aufsteht, tötet die Armen und Bedürftigen, und in der Nacht ist er wie ein Dieb“ – der sich schämen wird, zu zeigen, dass er die Armen beraubt hat. „Auch das Auge des Ehebrechers wartet auf die Dämmerung und sagt: Kein Auge wird mich sehen“ – der verderbte Mensch – Gewalt und Verderbnis, die beiden großen Merkmale des menschlichen Bösen – „und verschleiert sein Gesicht. In der Dunkelheit wühlen sie in den Häusern, die sie am Tage für sich gezeichnet haben; sie kennen das Licht nicht. Denn der Morgen ist für sie wie der Schatten des Todes; wenn man sie erkennt, sind sie in den Schrecken des Todesschattens.“ Sie können es nicht ertragen, erkannt zu werden, was sie sind und was sie suchen. Er verfolgt dieses schreckliche Bild bis zum Ende des Kapitels und zeigt, dass es ein ewiges Elend und ein Bewusstsein von Schuld gibt – denn das war ein sehr wunderbares Werk Gottes.
Als der Mensch zum ersten Mal geschaffen wurde, wusste er nichts über Gut und Böse. Er kannte den Unterschied zwischen ihnen nicht, weil es so etwas hier nicht gab. Er wurde vollkommen ohne alles Böse geschaffen. Es gab kein Böses im Menschen, als Gott ihn aus seiner Hand schickte. Aber direkt, als er in die Sünde fiel, erwarb er die Macht, zu beurteilen, was falsch und was an sich richtig war. Das ist das Gewissen. Als alles gut war, brauchte das Gewissen nicht zu beurteilen, was richtig und was falsch war; aber als der Mensch direkt fiel, begann er, über Gut und Böse zu urteilen. Das tut Gott vollkommen – der Mensch tut es auf eine unglückliche, miserable Weise. Weil er das Innere kennt, erkennt er das Äußere und spricht das Urteil aus, aber der Mensch ist nicht besser. Wenn der Mensch nicht bekehrt ist, geht er in dieser Art von Elend weiter, und sein Gebrauch von Gut und Böse ist dieser – es gibt andere Menschen, die er für genauso schlecht oder schlimmer als sich selbst hält, und er entschuldigt sich aus diesem Grund, und so geht er weiter. Aber wenn ein Mensch bekehrt ist, wendet das Gewissen seinen Blick auf sich selbst. Das ist der Grund, warum die Buße unauslöschlich und von Anfang an mit dem Gläubigen an Christus verbunden ist. Glaube und Buße gehören zusammen, und die Tatsache, dass wir Christus angenommen haben, bringt uns dazu, uns selbst zu beurteilen, und nicht nur, um das Böse der anderen zu erkennen oder uns zu entschuldigen.
Man sieht es an dem armen Steuersammler. Als der Pharisäer sagte: „Gott, ich danke Dir, dass ich nicht wie andere Menschen bin; ich bin ein besserer Mensch; ich trinke nicht; ich schwöre nicht; ich gehe nicht zum Glücksspiel oder irgendetwas in der Art; nein, ich bin ein guter Mensch, viel besser als andere Menschen“ – da war der arme Steuereintreiber, zu dessen Seele Gott gesprochen hatte, und der, anstatt zu schauen, ob andere Menschen genauso schlecht oder schlechter sind, nur sagen kann: „Gott sei mir, dem Sünder, gnädig!“ Es ist nicht nur „zu mir, dem Sünder“. Seit vielen, vielen Jahren bin ich beeindruckt von der großen Schönheit dieses Ausdrucks „Gott sei mir Sünder gnädig, wenn es je einen gab. Ich kenne meine Sünden und sie sind so überwältigend, dass ich nicht an andere denke. Gott sei mir, dem Sünder, gnädig; mir allein.“ Dieser Mann ging eher gerechtfertigt davon als der andere. Es ist nicht das, was man „Rechtfertigung durch Glauben“ nennt; aber es war das Richtige, was immer in einer bekehrten Seele stattfindet – Selbstverurteilung vor Gott. Und es ist das Licht Christi, das irgendwie eintritt, das das bewirkt. Und deshalb ist er jetzt, wo das Werk Christi getan ist, dazu erhoben, jedem, der auf ihn schaut, Buße und Vergebung der Sünden zu geben.
Diese Buße ist also ein gnädiges Werk; das genaue Gegenteil davon, dass der Mensch ein schlechtes Gewissen hat. Der Mensch hatte jedenfalls ein schlechtes Gewissen, um sich selbst zu verurteilen. Er wusste es noch nicht. Er wusste nicht, dass seine Sünden weg waren – das ist die Folge der Erlösung. Das konnte nicht sein, bis das Werk von Christus hereinkam. Es könnte ein Blick auf Christus und sein Werk sein. Einige hatten eine zuversichtliche Hoffnung, dass der Herr ihre Sünden wegnehmen würde; sie wussten nicht wie. Aber nun ist das Evangelium die Verkündigung dessen, was Gott klar erklärt und vollständig erklärt. „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt von aller Sünde.“ Wir sind froh, das zu glauben – „von aller Sünde“. Wenn nicht alle unsere Sünden ausgelöscht sind, dann ist keine von ihnen weg. Wenn eine Sünde weg ist, sind sie alle weg. Es ist nur durch Christus, und niemals tut Christus etwas auf eine halbe oder geizige Weise, wie der Mensch es tut. Nein; er ist vollständig. Hier also sieht Hiob einfach den schrecklichen Zustand dieser schlechten Gewissen an, und dann geht es weiter bis zu seinem Tod, und da haben die Würmer ihr Festmahl; das ist alles, was er darüber sagt. Und wenn die Gottlosen erhöht werden, so ist es nur, um umso mehr hinabzusteigen.