Behandelter Abschnitt Est 5,1-8
Nach jüdischer Rechnung ist es bei dem wichtigsten aller Ereignisse (dem Tod und der Auferstehung unseres Herrn) nicht notwendig, „drei Tage, Nacht oder Tag“ über die letzten Stunden des Tages, an dem Esther das Fasten ansetzte, den nächsten Tag und den übernächsten Morgen hinaus auszudehnen; denn jeder Teil eines Tages zählte als eine Nacht und ein Tag. Als der dritte Tag kam, handelt die Königin auf ihre feierliche Übergabe der Sache an den, der alles regiert.
Und es geschah am dritten Tag, da kleidete sich Esther königlich und trat in den inneren Hof des Hauses des Königs, dem Haus des Königs gegenüber. Und der König saß auf seinem königlichen Thron im königlichen Haus, dem Eingang des Hauses gegenüber. Und es geschah, als der König die Königin Esther im Hof stehen sah, erlangte sie Gnade in seinen Augen; und der König reichte Esther das goldene Zepter entgegen, das in seiner Hand war. Und Esther trat herzu und rührte die Spitze des Zepters an.
Und der König sprach zu ihr: Was hast du, Königin Esther, und was ist dein Begehr? Bis zur Hälfte des Königreichs, und es soll dir gegeben werden! Und Esther sprach: Wenn es der König für gut hält, so möge der König mit Haman heute zu dem Mahl kommen, das ich ihm bereitet habe. Da sprach der König: Bringt Haman unverzüglich her, damit wir tun, was Esther gesagt hat. Und der König und Haman kamen zu dem Mahl, das Esther bereitet hatte. Und der König sprach zu Esther beim Weingelage: Was ist deine Bitte? Und sie soll dir gewährt werden. Und was ist dein Begehr? Bis zur Hälfte des Königreichs, und es soll geschehen! Da antwortete Esther und sprach: Meine Bitte und mein Begehr ist: Wenn ich Gnade gefunden habe in den Augen des Königs und wenn es der König für gut hält, meine Bitte zu gewähren und mein Begehr zu tun, so möge der König mit Haman zu dem Mahl kommen, das ich ihnen bereiten will; und morgen will ich nach dem Wort des Königs tun (V. 1–8).
Was auch immer die Umstände sein mögen, Gott bleibt Gott; und der Glaube weiß das und rechnet mit Ihm. Allem Anschein nach war es ein gefährliches Abenteuer. Trotzdem war Esther bereit, ihr Leben für die Juden in ihrem niedrigsten Stand zu riskieren. Aber sie wusste nicht weniger als Mordokai, dass die Befreiung kommen muss, weil Gott dazu verpflichtet ist, dessen Absichten zum Segen für die Menschen auf der Erde und zur Verherrlichung seines eigenen Namens mit seiner Verheißung an die Nachkommen Abrahams verbunden sind. Das machte ihren Weg klar, um jeden Preis zu suchen, dass der Schlag, der auf ihre Vernichtung abzielte, abgewendet werden sollte.
Die fadenscheinigen Zusätze der jüdischen Traditionen stehen hier wie überall im Gegensatz zu der edlen Einfachheit der Schrift. Aber wir tun gut daran, zu bedenken, wie Esther veranlasst wurde, die Bitte, die ihr Herz erfüllte, aufzuschieben, obwohl die Natur sie sofort vor dem König ausgebreitet hätte, der von ihren persönlichen Reizen tief bewegt war. Und was für eine Prüfung muss die Verzögerung selbst eines so vielversprechenden Tages für die Juden, wenn nicht sogar für ihre Kusine gewesen sein! Aber der Unsichtbare lenkte sie insgeheim und würde diese scheinbar gefährliche Verzögerung nutzen, um für sie und alle sowie für seine eigenen großen und guten Pläne zu arbeiten.
Das zweite Gastmahl erweckte neuen Stolz und unverhohlene Bosheit in dem Feind, der sofortige Rache suchte, die auf sein eigenes Haupt fallen sollte.
Und Haman ging an jenem Tag hinaus, fröhlich und guten Mutes. Als aber Haman Mordokai im Tor des Königs sah und dass er weder aufstand noch sich vor ihm rührte, da wurde Haman über Mordokai von Grimm erfüllt. Aber Haman bezwang sich. Und als er in sein Haus gekommen war, sandte er hin und ließ seine Freunde und seine Frau Seresch kommen. Und Haman erzählte ihnen von der Herrlichkeit seines Reichtums und von der Menge seiner Söhne; und alles, wie der König ihn groß gemacht und wie er ihn erhoben habe über die Fürsten und Knechte des Königs. Und Haman sprach: Auch hat die Königin Esther niemand mit dem König zu dem Mahl kommen lassen, das sie bereitet hatte, als nur mich; und auch für morgen bin ich mit dem König von ihr geladen. Aber dies alles gilt mir nichts, solange ich Mordokai, den Juden, im Tor des Königs sitzen sehe. Da sprachen seine Frau Seresch und alle seine Freunde zu ihm: Man richte einen Baum her, fünfzig Ellen hoch; und am Morgen sage dem König, dass man Mordokai daran hänge. Dann geh mit dem König fröhlich zum Mahl! Und das Wort gefiel Haman, und er ließ den Baum herrichten (V. 9–14).
Im Ergebnis werden wir sehen, wie Satan sich selbst überlistet, obwohl alle Macht der Welt auf seiner Seite zu sein scheint, und die, die den Namen unwürdig tragen, dem letzten Grad der Gefahr ausgesetzt sind. Wie ermutigend also, nach oben zu schauen! Ja, wie traurig, wenn wir das nicht täten, die wir seine Liebe unvergleichlich mehr als zu alttestamentlichen Zeiten entfaltet wissen und sein Wort vollständiger mitgeteilt bekommen! Wir haben seinen Sohn, der jetzt Mensch ist, verherrlicht in der Höhe, und seinen Geist, der in uns wohnt! Wenn wir also wenig Kraft haben, was zweifellos der Fall ist, lasst uns sein Wort halten und seinen Namen nicht verleugnen. Wie groß ist die Schlinge, wenn wir nicht festhalten, was wir haben!
Behandelter Abschnitt Est 5
Am dritten Tag zog Esther ihr königliches Gewand an „und trat in den inneren Hof des Hauses des Königs, dem Haus des Königs gegenüber. Und der König saß auf seinem königlichen Thron im königlichen Haus, dem Eingang des Hauses gegenüber. Und es geschah, als der König die Königin Esther im Hof stehen sah, erlangte sie Gnade in seinen Augen; und der König reichte Esther das goldene Zepter entgegen, das in seiner Hand war“ (V. 1.2a), denn der Glaube an die Güte Gottes war groß. Alles, was erscheint, ist nur ein Mensch, aber die unsichtbare Hand war da. Das suchte sie, und das fand sie. „Und Esther trat herzu und rührte die Spitze des Zepters an. Und der König sprach zu ihr: Was hast du, Königin Esther, und was ist dein Begehr? Bis zur Hälfte des Königreichs, und es soll dir gegeben werden!“ (V. 2b.3). Da antwortete Esther: „Wenn es der König für gut hält, so möge der König mit Haman heute zu dem Mahl kommen, das ich ihm bereitet habe“ (V. 4).
Gott gab ihr Weisheit. Sie spricht nicht sofort aus, was so schwer auf ihrem Herzen lastete. „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen“ (Jes 28,16). Der unsichtbare Gott, auf den sie vertraute, ermöglichte es ihr, zu warten. Sie bittet nicht nur den König zum Festmahl, sondern den König und Haman. Wie oft ist dies der Fall. So auch bei dem Herrn, als er Judas noch vor dem schrecklichen Verrat, der zum Kreuz führte, den Bissen gibt. Haman ahnte nicht, was der Gott, der nicht in Erscheinung getreten war, für ihn bereithielt. Und beim Festmahl kommt der König wieder auf die Frage zurück, denn er wusste sehr wohl, dass die Königin Esther mehr als nur das Festmahl im Sinn hatte. „Was ist deine Bitte? Und sie soll dir gewährt werden. Und was ist dein Begehr? Bis zur Hälfte des Königreichs, und es soll geschehen!“ (V. 6).
Wieder bittet die Königin darum, dass sie bei einem anderen Festmahl mit ihnen zusammen sein darf. „Und morgen will ich nach dem Wort des Königs tun“ (V. 8). So geht Haman an diesem Tag „fröhlich und guten Mutes“ hinaus (V. 9), aber als er Mordokai, den Juden, sieht und dass er nicht vor ihm aufgestanden ist und sich nicht gerührt hat, war er voller Zorn gegen Mordokai. Dennoch hielt Haman sich zurück.
Als er zu seiner Frau und seinen Freunden nach Hause geht und ihnen von der Herrlichkeit seines Reichtums und der Zahl seiner Kinder und all den Dingen erzählt, durch die ihn der König befördert hat, und wie er ihn über die Fürsten und Diener des Königs erhoben hat, nennt er als Krönung aller besonderen Ehre, die ihm erwiesen wurde, dass die Königin Esther ihn zu einem Festmahl einlud, zu dem niemand außer dem König selbst kam. Er sagt: „und auch für morgen bin ich mit dem König von ihr geladen. Aber dies alles gilt mir nichts“ (V. 12.13a) ‒ so groß war die Bitterkeit seines Herzens und sein Hass ‒, „solange ich Mordokai, den Juden, im Tor des Königs sitzen sehe“ (V. 13b). Da schlug die Frau mit der Schwäche, die zu ihrem Wesen gehört, vor, einen Galgen für diesen bösen Mordechai zu errichten: „Man richte einen Baum her, fünfzig Ellen hoch; und am Morgen sage dem König, dass man Mordokai daran hänge. Dann geh mit dem König fröhlich zum Mahl!“ (V. 14). Das gefiel Haman gut, und es wurde so gemacht.