Behandelter Abschnitt Neh 13
Absonderung vom Mischvolk
Es war nun einige Zeit vergangen, seitdem der Überrest zurückgekehrt war. Als Nehemia sich die Praxis ansieht, findet er ein trauriges Merkmal: ein großes Abweichen von der ursprünglichen Gesinnung der Absonderung. Und ich frage euch, geliebte Brüder, ob wir nicht suchen und sehen müssen, ob es bei uns nicht auch so ist. Wir müssen ständig wachen und aufmerksam sein.
Es ist nicht so, dass man sich nicht darüber freut, dass der Herr hinzufügt, und wenn der Herr zehnmal mehr zu seinen Kindern hinzufügte, als jetzt hinzugefügt werden, würde ich meinerseits Gott danken. Ich möchte jedoch nicht blind sein für die Gefahr, dass das Hinzufügen von zehnmal auch ein zehnfacher Grund zur Demütigung sein würde – nicht zur geringeren Freude, sondern zur größeren Wachsamkeit. Und so finden wir bei dieser Gelegenheit: „An jenem Tag wurde im Buch Moses vor den Ohren des Volkes gelesen; und man fand darin geschrieben, dass kein Ammoniter und Moabiter in die Versammlung Gottes kommen sollte in Ewigkeit“ (V. 1) – es war wie eine neue Sache: Sie hatten vorher nicht daran gedacht, „weil sie den Kindern Israel nicht mit Brot und mit Wasser entgegengekommen waren“ (V. 2).
Sie kehrten also zu den ersten Grundsätzen zurück. „Und es geschah, als sie das Gesetz hörten, da sonderten sie alles Mischvolk von Israel ab“ (V. 3). Da war es: Sie hatten es zuvor immer wieder gelesen. Nun wandten sie es an. Es ist nicht nur so, dass wir das Wort aufnehmen wollen, sondern wir brauchen den Geist Gottes, der das Wort lebendigmacht. Und nun, da sie die Anwendung des Wortes entdeckten, handelten sie danach. „Und vorher hatte Eljaschib, der Priester, der über die Zellen des Hauses unseres Gottes gesetzt war, ein Verwandter des Tobija“ (V. 4). Kein Wunder, dass es Quellen der Schwäche gab. Wir sehen diesen Mann, Tobija, den ständigen Feind des Volkes Gottes – aber beachte, was hinzukam. Und er hatte „diesem eine große Zelle gemacht, wohin man vorher die Speisopfer legte“ (V. 5a) – dieser Mann hatte sogar im Heiligtum Gottes, im Haus, einen Platz gefunden! – „den Weihrauch und die Geräte und den Zehnten vom Getreide, Most und Öl, das für die Leviten und die Sänger und die Torhüter Gebotene, und die Hebopfer der Priester. Während all diesem war ich aber nicht in Jerusalem“ (V. 5b.6a).
Es scheint so, dass Nehemia zweimal in Jerusalem war und dass es während seiner Abwesenheit dieses Abweichen von den ersten Prinzipien gab: „denn im zweiunddreißigsten Jahr Artasastas, des Königs von Babel, war ich zum König zurückgekommen. Und nach Verlauf einer Zeit erbat ich mir Urlaub vom König“ (V. 6b) – das heißt, es geht hier um eine zweite Erlaubnis neben der ersten. Die erste war im zwanzigsten Jahr, und diese war ein Dutzend Jahre danach. „und als ich nach Jerusalem kam, bemerkte ich das Böse, das Eljaschib zugunsten Tobijas getan hatte, indem er ihm eine Zelle in den Höfen des Hauses Gottes gemacht hatte“ (V. 7). So etwas Schlimmes gab es nicht einmal, als Nehemia zum ersten Mal kam!
Fernbleiben vom Tisch des Herrn
Aber es gibt noch ein anderes wichtiges Prinzip. Was hat Nehemia getan? Hat er sich vom Haus Gottes ferngehalten? Ging er nicht hinauf, um dort anzubeten? Es ist ihm nie in den Sinn gekommen, fernzubleiben: Das sollten auch wir nicht tun. Das Böse in einem anderen Menschen ist kein Grund, dem Tisch des Herrn fernzubleiben – überhaupt kein Grund; denn wenn das ein ausreichender Grund wäre, wäre es sicherlich ein Grund für alle Gerechten, und wenn alle Gerechten fernblieben, wo wäre dann der Tisch des Herrn? Nein, liebe Freunde, das ist ein falsches und schlechtes Prinzip. Was wahr ist, ist dies: Wenn es dort Böses gibt, dann blickt zu Gott auf, dass ihr dem Bösen auf eine gute Weise begegnet. Schaut auf Gott und erwartet von Ihm Weisheit, damit ihr dann nach seinem Wort handelt. Schau auf Gott, dass Er die Hände derer stärkt, die sich um die Ehre des Herrn kümmern.
Es ist nicht die Anwesenheit des Bösen, die den Charakter des Tisches des Herrn zerstört, sondern die Weigerung, es zu richten. Es mag furchtbares Böses vorhanden sein: Das ist kein Grund, dem Tisch des Herrn fernzubleiben. Aber wenn ich wüsste, dass es zum Beispiel hier in Woolwich das aussichtsloseste Böse gäbe, würde ich deswegen nicht fernbleiben, sondern vielleicht zu euch herabkommen, um euch zu helfen. Wenn ich davon wüsste und euch helfen könnte, wäre es meine Pflicht, das zu tun – nicht herabzukommen und die Arbeit für euch zu tun, sondern herabzukommen und euch die Verantwortung vorzustellen, zu Gott um Gnade und Weisheit aufzuschauen, um die Arbeit zu tun. Denn ihr seid verantwortlich.
Und so war es bei Nehemia. Er blieb nicht weg, weil Tobija es durch den Einfluss des Hohepriesters geschafft hatte, eine Zelle im Haus Gottes zu haben. Aber er kam nach Jerusalem und erfuhr von diesem Böses, und „es missfiel mir sehr“. Das war die erste Auswirkung. „Und es missfiel mir sehr, und ich warf alle Hausgeräte Tobijas aus der Zelle hinaus“ (V. 8), denn ein Israelit hatte das Recht zu handeln: Jeder war dazu verpflichtet: „und ich befahl, dass man die Zellen reinigen sollte; und ich brachte die Geräte des Hauses Gottes, das Speisopfer und den Weihrauch wieder hinein“ (V. 9).
Nun gibt es aber den Unterschied: Gott möchte nämlich, dass die Versammlung gemeinsam handelt. Denn nicht einmal ein Apostel würde allein handeln. Als der Apostel von etwas Schrecklichem in Korinth hörte, weigerte er sich nicht, ihnen zu schreiben, und er sagte auch nicht: „Ihr seid nicht mehr die Versammlung Gottes.“ Im Gegenteil, er schreibt sehr vorsichtig. Er sagt: „der Versammlung Gottes, die in Korinth ist“, und er verbindet sie mit allen Heiligen, die auf der Erde waren – „samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn“ (1Kor 1,2). Er stellt ihnen das furchtbare Böse vor, von dem er wusste, dass es da war, und er sagt, dass er bereits urteilte, was zu tun ist, aber er sagt ihnen, dass sie urteilen sollten. Sein Richten würde nicht ausreichen: Sie müssen es verurteilen. Sie müssen sich in der Sache als rein erweisen, und das war die Art und Weise, in der Gott in der Versammlung wirkte.
Der große Unterschied ist, wie du siehst, dass der Geist Gottes eine Verurteilung des Bösen bewirkt. Wir genießen Christus gemeinsam. Es ist mir nicht erlaubt, in mein Haus zu gehen und dort ein Stückchen Brot und etwas Wein zu nehmen und mir einzubilden, das sei das Abendmahl des Herrn: Das ist nichts dergleichen. Das ist ein bloßes eigenes Fest, das ich mir aus meinem eigenen Herzen ausdenke. Aber ich komme und nehme es in Gemeinschaft ein, und zwar in wahrer Gemeinschaft, offen für alle Heiligen Gottes in der Welt, die dem Herrn entsprechend wandeln; und indem ich das tue, schaue ich auf Gott, dass Er unter seinem Volk wirkt, um alles auszuräumen, was mit dieser heiligen Gemeinschaft unvereinbar ist.
Das ist es, was Nehemia jetzt tat. Er kennt und empfindet ihren Kummer, und er handelt. Allerdings gibt es hier, wie ich gesagt habe, eine Individualität des Handelns, während es jetzt eine Gemeinschaft sein muss. Und er sieht überall andere Dinge, die sehr unordentlich sind. Er sah, dass die Anteile der Leviten nicht gegeben worden waren: „Und ich erfuhr, dass die Teile der Leviten nicht gegeben worden waren und dass die Leviten und die Sänger, die das Werk taten, geflohen waren, jeder auf sein Feld. Da stritt ich mit den Vorstehern und sprach: Warum ist das Haus Gottes verlassen worden? Und ich versammelte sie und stellte sie an ihre Stelle“ (V. 10.11).
Und weiter: „In jenen Tagen sah ich einige in Juda, die am Sabbat die Keltern traten und Garben einbrachten und auf Esel luden, und auch Wein, Trauben und Feigen und allerlei Last, und es am Sabbattag nach Jerusalem hereinbrachten; und ich ermahnte sie an dem Tag, als sie die Lebensmittel verkauften. Auch Tyrer wohnten darin, die Fische und allerlei Ware hereinbrachten und sie am Sabbat den Kindern Juda und in Jerusalem verkauften. Da stritt ich mit den Edlen von Juda und sprach zu ihnen: Was ist das für eine böse Sache, die ihr tut, dass ihr den Sabbattag entheiligt?“ (V. 15–17).
Hier liegt ein sehr wichtiges Prinzip vor. Ich will nicht sagen, dass wir unter dem Sabbatgesetz stehen, aber ich sage, dass wir die Gnade brauchen und dass der Tag der Gnade in unseren Augen mindestens so wichtig sein sollte, wie der Sabbat für den Menschen des Gesetzes war. Und es wäre eine sehr große Sünde, liebe Brüder, wenn wir den Tag des Herrn für unsere eigenen egoistischen Zwecke nutzen würden. Der Tag des Herrn hat einen Charakter der Heiligkeit, der über den Sabbat hinausgeht. Der Tag des Herrn hat einen Anspruch der Gnade auf alle Kinder der Gnade. Mögen wir das nie vergessen. Es ist nicht so, dass wir ihn nicht im Geist der Gnade und Freiheit nutzen sollen; aber ihn für sich selbst zu nutzen, heißt, ihn nicht für Christus zu nutzen. Das tun die Heiden, die Gott nicht kennen. Mögen wir niemals so sein wie sie.
Weiterhin lenkt er die Aufmerksamkeit auf eine noch schrecklichere Tatsache: „Auch besuchte ich in jenen Tagen die Juden, die asdoditische, ammonitische und moabitische Frauen heimgeführt hatten. Und die Hälfte ihrer Kinder redete asdoditisch“ (V. 23.24). Alles war aus dem Ruder gelaufen. „Und ich stritt mit ihnen“. Er scheint mit größter Strenge vorgegangen zu sein, „und ich beschwor sie bei Gott: Wenn ihr eure Töchter ihren Söhnen geben werdet, und wenn ihr von ihren Töchtern für eure Söhne und für euch nehmen werdet!“ (V. 25). Er zeigt, wie sogar Salomo durch genau diese Sache in die Irre gegangen war.
Es ist also nicht daran gedacht, jetzt ein böses Beispiel zu nehmen, um das Böse zu verharmlosen, sondern er warnt sogar von höchster Stelle an einem Tag großer Schwäche. Und weiter: „Und einer von den Söhnen Jojadas, des Sohnes Eljaschibs, des Hohenpriesters, war ein Schwiegersohn Sanballats, des Horoniters; und ich jagte ihn von mir weg“ (V. 28); es gab kein Ansehen von Personen. „Und so reinigte ich sie von allem Fremden, und ich stellte die Dienste der Priester und der Leviten fest, für jeden in seinem Werk, und für die Holzspende zu bestimmten Zeiten und für die Erstlinge“ (V. 30.31).
So haben wir, wie ich hoffe, ein wenig klarer und vollständiger den allgemeinen Umfang dieses höchst wichtigen Buches gesehen.
Besondere Themen in diesem Buch
Thema | Seiten |
---|---|
Der Dienst von Frauen | 25–27 |
Was ist ein Sektierer? | 31–32 |
Fernbleiben vom Tisch des Herrn | 45ff. |
Sabbat und Sonntag | 48 |