Behandelter Abschnitt 1Kön 20
Im nächsten Kapitel – und darauf werde ich nicht ausführlich eingehen – befinden wir uns größtenteils an der nationalen Stelle Israels mit seinen Feinden, aber dennoch haben wir die einzigartige Tatsache, dass sogar dann, als das Gericht über das Volk hereinbrach, der Herr sich zu seinem Volk bekennt, eine Sache, über die man sich oft wundert. Schau zum Beispiel die religiöse Welt heute an. Nun, zweifelt irgendjemand von uns daran, der das Wesen der Versammlung Gottes versteht, was Gott davon hält, was dort unter dem Namen des Herrn Jesus geschieht? Zweifelt irgendjemand von uns daran, wie schrecklich das System des Klerus ist? Ich spreche nicht von einer bestimmten Körperschaft, sondern von allen, denn für mich macht es keinen Unterschied, ob es sich um den Klerus von Rom oder den Klerus von irgendetwas anderem handelt. Es ist alles dasselbe Prinzip, denn es ist die direkte Entehrung des Heiligen Geistes, und doch, liebe Freunde, gehört Gott dort nicht die Verkündigung seines Wortes und seines Evangeliums?
Es wundert mich nicht, wenn scheinbar zehnmal mehr Wirkung erzielt wird in dem, was in krassem Widerspruch zu Gott steht, als in dem, was Ihm entspricht, und ich will euch sagen, warum. Wenn du herauskommst, um Wunder geschehen zu sehen und um zu sehen, wie große Dinge getan werden, dann hast du einen großen Fehler gemacht. Und wenn du dich von solchen Dingen gefangennehmen lässt, dann wirst du in einen ernsten Irrtum fallen, und du wirst den Platz des Segens verlieren, zu dem du berufen bist. Lass dich nicht täuschen; wir sind zum Wort des Herrn herausgekommen. Wir sind herausgekommen zu der Person, die vom Himmel herabgesandt wurde, um den Herrn Jesus Christus hier zu vertreten, und es ist keine Frage, was dabei herauskommt; es ist keine Frage, dass große Dinge getan werden. Im Gegenteil, wo immer irgendetwas von unserer Seite aus großartig wird, oder ein Ziel wird, oder etwas für uns wird, verlass dich darauf, dass es etwas Menschliches darin gibt, das unentdeckt ist; es gibt etwas von der Natur, das unentdeckt ist – unfehlbar so.
Wir sind berufen, auf der Seite des Verachteten zu stehen, wir sind zu dem Verworfenen berufen, und es ist nicht nur so, sondern wir sind berufen aus dem, was zerbrochen oder verdorben ist, und alles, was den Bruch und das Verderben widerlegen würde, ist nicht echt vor Gott. Und wenn das so ist, wenn wir nicht bereit sind, uns an den Geist Gottes und das Wort Gottes zu klammern, abgesehen von allen Äußerlichkeiten, sind wir Platzes unwürdig, den Gott uns gegeben hat.
Und deshalb, sollen wir eifersüchtig sein auf die mächtige Gnade Gottes, die wirkt? Ich erfreue mich daran. Es gibt ja Menschen, die ihre Tausende bekommen, wo wir unsere Zehn bekommen, und soll ich mich nicht über diese Tausende freuen, die zum Hören gehen, auch wenn es eine höchst unvollkommene Zeit ist – auch wenn sie mit viel Fleischlichem und dem vermischt sind, das im Gegensatz zu Gott steht? Sollen wir uns nicht freuen, dass Gott Menschen erweckt und dass Menschen zu Ihm gebracht werden; dass Hunderte bekehrt wurden, wenn es Hunderte waren, oder dass Tausende bekehrt wurden, wenn es Tausende waren? Gewiss, Gott soll es tun. Wir lieben es, das zu hören. So finden wir gerade in diesem Fall, denn es ist doch eine große Gnade inmitten des Ritualismus und des Unglaubens unserer Tage, dass es Menschen gibt, die zwar Hand in Hand mit Ritualisten und Rationalisten gehen, aber trotzdem Christus predigen. Wie erbärmlich, dass sie gezwungen sind, vielleicht einen rationalistischen oder ritualistischen Bischof zu haben!
Aber trotz alledem sind sie gottesfürchtige Männer, und sie predigen das Evangelium, soweit sie es kennen, und sind gesegnet – oft sogar sehr: Ich sage nicht mit Tiefgang. Sie werden nie einen Mann in diesem Zustand finden, der, wie ich es nennen würde, einen gefestigten Frieden hat. Zumindest habe ich noch nie jemanden gesehen, und ich habe viele gesehen; aber ich sage, dass du in diesem Zustand zwar kein tiefes Werk finden wirst, aber ein weitreichendes, und das ist genau das, wofür ich Gott preise, denn wenn es gründlich zu sein schien, wäre es nicht wahr. Du kannst nicht das haben, was gründlich ist, wo die Dinge falsch sind, aber du kannst eine weite Streuung des Samens haben und ein großes Ausmaß, das scheinbare Ergebnis davon, und du kannst das haben, was sehr schön aussieht, weil es nichts gibt, was Schwäche so sehr aufrechterhält, wie große Erscheinungen. Nun, das ist hier der Fall. Und daher kann man sich freuen, und zwar umso mehr, weil das Gericht kommt; und darum, dass Gott aus dem, was gerichtet werden soll, sammelt, ist das, worüber man sich freut.
So war es auch hier. Der Herr hatte mit dem Bösen in Israel teilweise gehandelt. Er hatte es niedergeschlagen, und Ahab war da und hatte es gesehen, und diese Propheten waren durch den bloßen Propheten Gottes, Elia selbst, vernichtet worden, und Gott war daher frei, einen scheinbaren Segen und einen wirklichen Segen zu geben, soweit es möglich war.
Eine höchst bemerkenswerte Veränderung findet statt. Ben-Hadad belagert Samaria, und Gott sendet durch die Weisung eines Propheten sogar den schwachen Teil des Heeres aus, weil das Bekannte geehrt werden muss – nicht die Krieger, sondern die Obersten der Landschaften –, und die Syrer werden niedergeworfen, und sie erfahren nicht, dass Gott gegen sie war. Nein, Er war der Gott der Berge. Sie wussten sehr wohl, dass Samaria ein Berg war und Jerusalem ein Berg, und sie dachten, dass der Herr, der Gott Israels nur ein Gott der Berge war. Nun, das nächste Mal würden sie in die Täler gehen, und sie würden sehen, ob der Gott Israels in der Lage war, sie dort zu besiegen; aber der Gott Israels war der Gott der Berge und der Täler, also genauso wie der Berge; und da werden sie beim zweiten Mal noch katastrophaler geschlagen als beim ersten Mal, denn es gab eine Herausforderung von ihnen, und Gott antwortet, und sie wurden überwältigt.
Nun, man hätte denken können, wenn man das Äußere betrachtet: „In was für einem guten Zustand war Ahab jetzt“, oder: „die Kinder Israels“. Weit gefehlt. Sie werden gründlich gerichtet werden, aber insofern es ein gewisses Maß an äußerem Festhalten an dem wahren Gott gab – ein gewisses Maß an Wahrheit und Ehrlichkeit –, war der König eine Partei. Er war dabei, als die Propheten des Baal abgeschlachtet wurden. Gott gewährte, so weit, diese äußere Gnade aus seiner Hand. Die Feinde Israels wurden völlig vernichtet, und dennoch war der König nicht gefestigt. Und dies wurde aus einem anderen Umstand ersichtlich, der von uns gründlich betrachtet werden muss.
Als Ben-Hadad floh, der so kühn und hochmütig gewesen war, sprachen seine Knechte zu ihm: „Sieh doch, wir haben gehört, dass die Könige des Hauses Israel gnädige Könige sind; lass uns doch Sacktuch um unsere Lenden legen und Stricke um unsere Häupter und zum König von Israel hinausgehen; vielleicht lässt er deine Seele am Leben. Und sie gürteten Sacktuch um ihre Lenden und legten Stricke um ihre Häupter und kamen zum König von Israel und sprachen: Dein Knecht Ben-Hadad spricht: Lass doch meine Seele am Leben! Und er sprach: Lebt er noch? Er ist mein Bruder. Und die Männer nahmen es als ein gutes Vorzeichen und eilten, sich zu vergewissern, ob er es wirklich so meinte, und sprachen: Dein Bruder Ben-Hadad. Und er sprach: Geht, holt ihn. Da ging Ben-Hadad zu ihm hinaus, und er ließ ihn zu sich auf den Wagen steigen. Und Ben-Hadad sprach: Die Städte, die mein Vater deinem Vater genommen hat, will ich dir zurückgeben, und du magst dir Straßen in Damaskus anlegen, so wie mein Vater sich solche in Samaria angelegt hat. Und ich, sprach Ahab, will dich mit diesem Bund ziehen lassen. Und er schloss einen Bund mit ihm und ließ ihn ziehen“ (V. 31–34).
Aber Gott hatte gesehen und Gott hatte gehört. „Und ein Mann von den Söhnen der Propheten sprach zu seinem Genossen durch das Wort des Herrn: Schlage mich doch! Aber der Mann weigerte sich, ihn zu schlagen. Da sprach er zu ihm: Weil du nicht auf die Stimme des Herrn gehört hast, siehe, sobald du von mir weggehst, wird dich ein Löwe töten“ (V. 35.36). Und so geschah es. Er fand einen anderen Mann. Er sagte dasselbe. Der Mann schlug ihn und verwundete ihn. Jetzt könnte er ein Zeichen sein – ein Zeichen für König Ahab – und er geht. „Und es geschah, als der König vorbeiging, da schrie er den König an und sprach: Dein Knecht war mitten in den Kampf gezogen, und siehe, da wandte sich ein Mann herzu und brachte einen Mann zu mir und sprach: Bewache diesen Mann; wenn er irgend vermisst wird, so soll dein Leben statt seines Lebens sein, oder du sollst ein Talent Silber bezahlen. Und es geschah, während dein Knecht hier und dort zu tun hatte, da war er fort. Und der König von Israel sprach zu ihm: So ist dein Urteil, du selbst hast entschieden. Da tat er schnell die Binde von seinen Augen, und der König von Israel erkannte ihn, dass er von den Propheten war. Und er sprach zu ihm: So spricht der Herr: Weil du den Mann, den ich verbannt habe, aus der Hand entlassen hast, so soll dein Leben statt seines Lebens sein und dein Volk statt seines Volkes! Und der König von Israel ging in sein Haus, missmutig und zornig, und kam nach Samaria“ (V. 39–43).
Barmherzigkeit ist nicht immer von Gott. Es gibt Zeiten, in denen es um Gottes Ehre geht, in denen Barmherzigkeit ein Fluch ist, in denen Barmherzigkeit rein menschlich und reiner Eigenwille ist, und umso trügerischer, weil es so gerecht erscheint. Es gibt Zeiten, in denen den Feind des Herrn zu verschonen, bedeutet, den Willen des Herrn und die Ehre des Herrn völlig zu verfehlen. Und so war es auch jetzt, und auch wir haben es mit demselben Prinzip zu tun; und lasst uns darauf achten, liebe Freunde, dass, wann immer die Zeit kommt, festzustehen, auch wenn es den Anschein haben mag, lieblos zu sein, auch wenn es den Anschein haben mag, solche abzulehnen, die gern Barmherzigkeit in Anspruch nehmen würden – im Gegenteil, wir sind verpflichtet, festzustehen gegen das, was die Herrlichkeit des Herrn umstürzt. Nur Gott kann uns zeigen, wann Barmherzigkeit richtig ist und wann sie tödlich ist.