Behandelter Abschnitt 1Kön 11
Kurzum, was auch immer der Zweck sein mochte, es war eine Übertretung des eindeutigen und direkten Wortes des Herrn, das, wie wir wissen, im fünften Buch Mose gegeben wurde, wo Gott diese Gefahren vorausgesehen hatte. Aber es gab auch noch eine andere Gefahr (1Kön 11), und zwar eine tiefere. „Und der König Salomo liebte viele fremde Frauen, und zwar neben der Tochter des Pharaos: moabitische, ammonitische, edomitische, sidonische, hethitische“ (V. 1).
Was! Der weiseste König tat etwas das, um seinen völligen Ruin gerade in der Sache zu beweisen, wo es ihm am wenigsten zustand! So ist es mit den Söhnen Adams. Du wirst immer feststellen, dass Menschen gerade in dem Punkt, in dem sie am stolzesten sind, am meisten versagen. In dem Punkt, wo es am wenigsten möglich zu sein scheint, in dem Moment, in dem dein Auge nicht auf den Herrn gerichtet ist, wirst du in diesem Punkt zusammenbrechen. Man hätte nicht gedacht, dass Adam so schnell seinen Platz als Haupt verlassen würde – Adam, zu dem der Herr besonders gesprochen hatte. Ich sage nicht, dass seine Frau nicht daran beteiligt war. Ganz im Gegenteil. Denn in der Tat war sie mit ihm darin vereinigt. Aber zweifellos war er es, der die Frau hätte leiten sollen, und nicht die Frau ihren Mann, und da war das erste Versagen gleich am Anfang.
Wusste Salomo das nicht? Hatte er nicht davon gehört? Hatte er davon profitiert? – Dieser Mann mit seinen siebenhundert Frauen und dreihundert Nebenfrauen! Und so finden wir, dass seine Frauen sein Herz abwandten: „Und es geschah zur Zeit, als Salomo alt war, da neigten seine Frauen sein Herz anderen Göttern nach; und sein Herz war nicht ungeteilt mit dem Herrn, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David. Und Salomo wandelte der Astoret nach, der Gottheit der Sidonier, und dem Milkom, dem Gräuel der Ammoniter. Und Salomo tat, was böse war in den Augen des Herrn, und er folgte dem Herrn nicht völlig nach wie sein Vater David. Damals baute Salomo eine Höhe für Kamos, den Gräuel der Moabiter, auf dem Berg, der vor Jerusalem liegt, und für Molech, den Gräuel der Kinder Ammon. Und so tat er für alle seine fremden Frauen, die ihren Göttern räucherten und opferten. Da wurde der Herr zornig über Salomo, weil er sein Herz von dem Herrn, dem Gott Israels, abgewandt hatte, der ihm zweimal erschienen war“ (1Kön 11,4-9).
Je größer das Vorrecht und je größer die Ehre, desto tiefer ist die Schande. Dies war, ich will nicht sagen, das traurige Ende Salomos, aber zweifellos der rasche Niedergang und Fall dieses Mannes. Das ist der traurige Charakter, den die Schrift ihm zuschreibt, dass er in seinem hohen Alter auf die Torheiten dieser fremden Frauen hörte, und daher beginnt Gott zu züchtigen, nicht erst, als Salomo weggenommen wurde, sondern schon zu seinen Lebzeiten. Und in der Tat gibt es keine glücklichere Andeutung der Schrift, die ich über Salomo kenne. Denn während Gott sich herablässt, uns seine Einschätzung der Alten zu geben, die im Glauben wandelten oder die in irgendeiner Weise ihren Glauben zeigten Hebräer 11), ist Salomo keiner von ihnen. Dennoch, dass Gott diesem Sohn Davids besondere Ehre erwiesen hat, wer kann daran zweifeln? Wer inspirierte ihn, uns einige der wichtigsten Teile des Wortes Gottes zu geben? Und von wem wurde ihm diese bedeutende Weisheit gegeben, von der die Schrift so viel spricht, und die er in der Tat so wahrhaftig bewiesen hat?
Dennoch ist auch das zu unserer Weisheit, zu unserem Lernen, zu unserer Ermahnung geschrieben, dass wir uns davor hüten sollen, gerade in dem auszurutschen, was Gott deutlich vorstellt. Es gibt keine Stärke in der Weisheit oder in irgendetwas anderem. Unsere Stärke ist nur im Herrn, und der einzige Weg, sie gut zu machen, ist in der Abhängigkeit von Ihm. Bei Salomo war das nicht so. Er ruhte auf den Früchten aus, die Gott ihm gegeben hatte. Er gab sich dem Genuss dessen hin, was von Gott kam, war aber von der lebendigen Quelle abgewandt. Alles war verdorben, und so erweckte der Herr, wie uns gesagt wird, Hadad, den Edomiter. Er war einer, der, als David in Edom war und Joab dort war, verborgen und bewahrt worden war:
„Und der Herr erweckte Salomo einen Widersacher, Hadad, den Edomiter; er war vom königlichen Geschlecht in Edom. Es geschah nämlich, als David in Edom war, als Joab, der Heeroberste, hinaufzog, um die Erschlagenen zu begraben, und er alles Männliche in Edom erschlug (denn Joab blieb sechs Monate dort mit ganz Israel, bis er alles Männliche in Edom ausgerottet hatte): da floh Hadad, er und edomitische Männer von den Knechten seines Vaters mit ihm, um nach Ägypten zu entkommen; Hadad war aber ein kleiner Knabe“ (V. 14–17). Nun tritt er hervor und sehen wir, dass Gott weise ist, und dieser junge Prinz wurde erhalten, um ein Stachel für König Salomo zu sein.
Doch das ist ein kleiner Trost für uns, und in der Tat, ich darf sagen, fast der einzige Trost, den wir in der Geschichte haben, die uns von König Salomo gegeben wird: dass Gott ihn züchtigte. Er züchtigte ihn und ließ nicht nur zu, dass die Früchte seiner Bosheit, die Ergebnisse seiner Torheit, in seiner Familie auftauchten, sondern züchtigte ihn sogar zu seinen Lebzeiten. Das ist sein Weg mit seinem eigenen Volk, und in der Tat ist es in manchen Fällen fast die einzige Hoffnung, die man hat, dass ein Mensch ein Kind Gottes ist, nämlich dass Gott das Böse nicht übersieht, sondern sich jetzt in dieser Welt damit beschäftigt.
Solche, über die Gott trotz des Bösen hinwegsieht, sind Personen, die offensichtlich darauf warten, mit der Welt verurteilt zu werden, aber solche, mit denen, da sie schuldig sind, jetzt gehandelt wird, sind Gegenstände der väterlichen Fürsorge Gottes. Er geht mit ihnen um, weist sie zurecht, richtet sie, aber schließlich werden sie gezüchtigt, damit sie nicht mit der Welt verurteilt werden (1Kor 11,32). Salomo jedenfalls kommt ganz klar unter die Züchtigung des Herrn. Wie der Herr zu seinem Vater gesagt hatte und Salomo selbst andeutete, würde Er seine Gnade nicht von ihm nehmen, sondern Er sollte ihn mit Schlägen züchtigen, und das tut Er auch (2Sam 7,14). Aber es ist Salomo. Es ist nicht nur das Haus oder die Familie oder es sind nicht nur Nachkommen Salomos im Allgemeinen, sondern Salomo selbst.
Hadad ist also ein Mittel, um den weisen König in große Unruhe zu versetzen. Gott hat ihn zu einer Quelle der Unruhe für Salomo gemacht, denn als Hadad in Ägypten hörte, dass David sich zu seinen Vätern gelegt hatte, kommt er herbei. Aber jetzt wird es besonders erwähnt. Gott sagt kein Wort darüber, bis zum Versagen Salomos. Dann tritt Hadad in einer sehr entschiedenen und deutlichen Weise hervor, um eine Geißel für den schuldigen König zu sein. Aber er war nicht der Einzige. „Und Gott erweckte ihm einen Widersacher, Reson, den Sohn Eljadas, der von Hadadeser, dem König von Zoba, seinem Herrn, geflohen war. Und er sammelte Männer um sich und wurde Oberster einer Schar, als David die Zobaiter tötete; und sie zogen nach Damaskus und wohnten darin, und sie regierten in Damaskus. Und er wurde ein Widersacher Israels, alle Tage Salomos, und zwar neben dem Bösen, das Hadad tat; und er verabscheute Israel, und er wurde König über Syrien“ (V. 23‒25).
Ich will damit nicht sagen, dass das Unheil, das Hadad oder Reson anrichteten, erst eintrat, als Salomo zum Götzendiener wurde, aber ich mache darauf aufmerksam, dass der Heilige Geist die Schilderung des Ärgers, den sie dem König bereiteten, bis dahin zurückhält. Es wird vom Geist selbst als eine direkte Züchtigung seines Götzendienstes dargestellt. Und diese Züchtigung war nicht die einzige. Und sie waren äußerlich. Salomo hatte sagen können: „Nun, wir können nichts Besseres erwarten. Sie hegen privaten oder nationalen Groll gegen unsere Familie.“ Doch „Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Ephratiter“ (V. 26), war kein Fremder, und es ging auch nicht darum, vermeintliches Unrecht zu rächen, das seiner Familie oder seinem Volk angetan worden war. Nicht so; von ihm lesen wir: „Und Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Ephratiter von Zereda (und der Name seiner Mutter war Zerua, eine Witwe), ein Knecht Salomos, auch er erhob die Hand gegen den König. Und dies war die Sache, warum er die Hand gegen den König erhob: Salomo baute das Millo und schloss die Lücke der Stadt seines Vaters David. Der Mann Jerobeam aber war ein tüchtiger Mann; und als Salomo den Jüngling sah, dass er arbeitsam war, bestellte er ihn über alle Lastarbeiten des Hauses Joseph. Und es geschah zu jener Zeit, als Jerobeam einmal aus Jerusalem hinausging, da fand ihn der Prophet Achija, der Siloniter, auf dem Weg; und er hatte sich in ein neues Oberkleid gehüllt, und sie beide waren allein auf dem Feld. Da fasste Achija das neue Oberkleid, das er anhatte, und zerriss es in zwölf Stücke; und er sprach zu Jerobeam: Nimm dir zehn Stücke; denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Siehe, ich will das Königreich aus der Hand Salomos reißen und will dir zehn Stämme geben“ (V. 26‒31).
Was für eine Ankündigung – zehn der zwölf Stämme für Jerobeam, den Knecht. Doch Gott macht deutlich: „um meines Knechtes David willen und um Jerusalems willen, der Stadt, die ich erwählt habe aus allen Stämmen Israels; weil sie mich verlassen und sich niedergebeugt haben vor Astoret, der Gottheit der Sidonier, vor Kamos, dem Gott der Moabiter, und vor Milkom, dem Gott der Kinder Ammon, und nicht auf meinen Wegen gewandelt sind, zu tun, was recht ist in meinen Augen, und meine Satzungen und meine Rechte zu halten, wie sein Vater David. Doch will ich nicht das ganze Königreich aus seiner Hand nehmen, sondern will ihn zum Fürsten setzen alle Tage seines Lebens, um meines Knechtes David willen, den ich erwählt habe, der meine Gebote und meine Satzungen beachtet hat. Aber aus der Hand seines Sohnes will ich das Königreich nehmen und es dir geben, die zehn Stämme; und seinem Sohn will ich einen Stamm geben, damit mein Knecht David alle Tage eine Leuchte vor mir habe in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen dahin zu setzen“ (V. 32‒36).
Welche Gnade: „Eine Leuchte vor mir“! Stark reduziert – reduziert in der Ausdehnung und Herrlichkeit des Königreichs, aber mit dem deutlichsten Unterschied zu den zehn Stämmen, dem viel größeren Teil, der auf die anderen überging. Die Lasten wurden von Zeit zu Zeit verlagert, und nachdem sie ständige Wechsel in der Familie hatten, die regierte, stand einer nach dem anderen auf. Wenn es ein rebellischer Knecht war, mit dem es begann, würde es nicht mit ihm enden, sondern viele rebellische Knechte würden sich gegen den König Israels erheben, und so würde die Dynastie immer und immer wieder wechseln. Nicht so bei Juda. Auch wenn es auf das reduziert wird, was Gott nur einen Stamm nennt, um diese völlige Verminderung seiner Herrlichkeit auf das Schärfste auszudrücken, so wird doch dort immer eine Leuchte sein. So war das barmherzige, aber zugleich höchst gerechte Handeln des Herrn, des Gottes Israels.