Behandelter Abschnitt 1Kön 4
Hier also war Salomo König über ganz Israel, und dementsprechend kommen in Kapitel 4 die Ehre und der Ruhm und die Verwaltung seines Königreichs vor uns, ebenso wie seine große Weisheit, sein Reichtum und seine Herrlichkeit.
In Kapitel 5 sehen wir das Handeln, nicht durch Verwandtschaft, sondern durch ein Bündnis mit den Heiden, und wie sie zum Diener seiner Absichten werden; ja, wir können sogar sagen, zu Gottes Absichten für die Erde, soweit Salomo der Diener von ihnen war. Dies wird in diesem fünften Kapitel auf eine sehr interessante Weise dargestellt.
In Kapitel 6 sehen wir die Frucht. Der Tempel des Herrn wird gebaut – der Tempel zu seinem Lob und seiner Herrlichkeit, und das wird in diesem Kapitel mit großer Sorgfalt beschrieben. Ich gehe jetzt nicht auf die Einzelheiten ein. Sie würden mich eher von meinem Ziel des groben Überblicks abhalten, den ich geben möchte.
In Kapitel 7 haben wir das Haus. „Und zwar baute er das Libanon-Waldhaus“ (V. 2). Wir haben den Unterschied zwischen dem, was mit Salomo verbunden war, im Gegensatz zu dem, was für den Herrn war; und wir finden auch eine bemerkenswerte Tatsache, dass er, solange er an dem Haus des Herrn baute, fast doppelt so viel Zeit an seinem eigenen verbrachte. Es ist also ganz offensichtlich, was Salomo vorhatte. Es mochte langsam sein, aber die Frucht sollte noch erscheinen – die bittere Frucht der Selbstsucht. Weiter finden wir, dass Salomo alle Ältesten Israels und die Oberhäupter der Stämme versammelt und den Tempel einweiht. Und hier haben wir etwas, das unvergleichlich besser und tiefer ist als alles andere – den offensichtlichen begleitenden Beweis der Gegenwart Gottes. Es war nicht nur so, dass auf dem Thron des Herrn ein Mensch – König Salomo – saß, sein Thron auf der Erde, wie Er es zu nennen pflegt, sondern der Herr nahm dort seine Wohnstätte. Der Herr ließ sich herab, um in offenkundiger Weise in dem Haus zu wohnen, das Salomo baute. Es gab keine größere Tat, die in Israel bekannt war, und dies wird uns auf eine höchst interessante Weise vor Augen geführt. Die Priester brachten den einen großen Gegenstand ‒ die Bundeslade ‒ hinein, der unverändert war. In allen anderen Gefäßen befand sich zweifellos dar alte Vorbild des Zeltes der Zusammenkunft, etwas verändert und für den Tempel vergrößert. Die Lade war dieselbe. Wie schön, wenn wir an den Einen denken, der nachdrücklich derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit (Heb 13,8), und es gab nichts, das Ihn mehr repräsentierte als die Lade.
Die Lade wurde hineingestellt und die Stangen herausgezogen, und in der Lade war nun nichts mehr, außer den beiden Steintafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte, als der Herr den Bund mit den Kindern Israel schloss. Kurzum, was vorher so auffällig in der Lade zu finden war, ist jetzt nicht mehr vorhanden. Wir sehen jetzt nichts mehr von dem, was so auffällig der Trost des Volkes Gottes in der Wüste war. Das Gesetz blieb übrig, und nur das Gesetz. Es war nicht das, was dazu gedacht war, sie in der Gnade durch die Wüste zu führen. Der Grund dafür ist klar. Was sich jetzt zeigte, war das äußere Reich – das, was sein wird, wenn Satan gebunden ist – wenn der Herr regiert, wenn die Macht des Bösen gebändigt ist.
Wenn jedoch in der Lade kein Symbol der Gnade mehr zu finden ist, so ist es doch der Ausdruck der Autorität Gottes, denn das Königreich wird genau das sein. Das Vorhandensein – das kombinierte Vorhandensein der Steintafeln in der Lade – ist also ebenso auffällig wie das Fehlen der Symbole der Gnade und des Priestertums, die nun die große Kraft sind, das Volk zu bewahren und durch die Wüste zu bringen. Aarons Stab, der sprosste, war ebenso auffallend für die Lade in der Wüste geeignet, wie allein das Gesetz für die Lade im Land und im Tempel, dem Haus des Herrn, geeignet war.
Aber dann sprach Salomo ein höchst eindrucksvolles Gebet zu Gott, das zu den neuen Umständen des Königs passte, und das füllt den Rest des Kapitels.
Über eine Sache muss ich jedoch noch ein Wort sagen. Dabei geht es auch um eine Grundlage von Bedingungen. Salomo greift nicht auf die unbedingte Gnade zurück. Er greift einfach auf die Regierung zurück. Ich zweifle nicht daran, dass dies alles von Gott gewollt war. Es wäre anmaßend gewesen, ja, es hätte sein Maß gesprengt, wenn er sich auf unbedingte Gnade berufen hätte. Diese ist nur dann voll und ganz gegeben, wenn Christus selbst anwesend ist. Wenn wir Christus kennen und Ihn haben, wagen wir es nicht, einen anderen Grund als die bedingungslose Gnade für uns zu erbitten. Für unseren Wandel brauchen wir die gerechte Regierung des Herrn und wir müssen uns ihr beugen; aber für die Ewigkeit möchten wir keinen anderen Grund als die absolute, souveräne, unbedingte Gnade Gottes.
Nun erwähnt Salomo das mit keinem Gedanken. Es ist ein Handeln in der Regierung. Es ist an die Unterwerfung gebunden, und dementsprechend zieht sich dies durch das ganze Kapitel hindurch. Aber das Ende des Ganzen ist dieses: Der König wird gesehen.
Und hier ist noch ein weiterer Punkt, auf den ich aufmerksam machen möchte – der König wird in einer höchst bemerkenswerten Stellung gesehen: Er opferte vor den Herrn. „Und Salomo schlachtete als Friedensopfer“ (8,63). Wie auffallend! Jetzt opfert der König und nicht ein Priester. Wie kommt das? Es ist genau das, was am Anfang des ersten Buches Samuel vorausgesagt wird – dass es nicht mehr nur der gesalbte Priester sein würde, sondern ein anderer Gesalbter (1Sam 2,35). Er sollte einen treuen Priester vor dem Gesalbten des Herrn aufrichten. Zadok ist dieses Vorbild dieses treuen Priesters, aber hier ist ein anderer Gesalbter – ein größerer Gesalbter. In den Tagen vor den Königen war der große Gesalbte der Priester; aber als der König eingesetzt wurde, nimmt er den übergeordneten Platz ein – das offensichtliche Vorbild Christi. Der Priester zieht sich auf einen zweitrangigen Platz zurück. Der König ist also nicht nur der Höchste auf dem Thron, sondern er ist auch der Höchste in Bezug auf das Opfern. Er ist es, der vor ganz Israel opfert. So heißt es: „Und Salomo schlachtete als Friedensopfer, das er dem Herrn opferte, 22.000 Rinder und 120.000 Schafe“ (8,63).
Das Opfer ist mit Ihm selbst verbunden; und noch mehr finden wir. Er hat, wie wir gesehen haben, einen untreuen Priester aus dem Priesteramt vertrieben. Er nimmt den höheren Platz über dem Priester ein. „An jenem Tag heiligte der König die Mitte des Hofes“ (8,64). Das hängt jetzt alles mit dem König zusammen. Es ist nicht der Priester, der heiligt. Der Priester mag das tatsächliche Werkzeug sein, das will ich gar nicht bestreiten, aber es ist alles mit dem König verbunden.
„An jenem Tag heiligte der König die Mitte des Hofes, die vor dem Haus des Herrn lag [wie er das Haus des Herrn eingeweiht hatte]; denn er opferte dort das Brandopfer und das Speisopfer und die Fettstücke der Friedensopfer; denn der kupferne Altar, der vor dem Herrn stand, war zu klein, um das Brandopfer und das Speisopfer und die Fettstücke der Friedensopfer zu fassen. Und so feierten Salomo und ganz Israel mit ihm, eine große Versammlung, vom Eingang Hamats bis zum Fluss Ägyptens, zu jener Zeit das Fest vor dem Herrn, unserem Gott, sieben Tage und sieben Tage, vierzehn Tage (V. 64.65). Das ist das Vorbild der großen Versammlung des Friedensreiches, wenn der Herr Jesus als der wahre Sohn Davids alles, was hier beschrieben wird, mehr als vollenden wird. Er tat dies zweimal sieben Tage lang, damit im Mund dieser beiden Zeugen jedes Wort vollendet werde: das doppelte Zeugnis der Vollkommenheit.
„Am achten Tag entließ er das Volk; und sie segneten den König und gingen zu ihren Zelten, fröhlich und guten Mutes wegen all des Guten, das der Herr seinem Knecht David und seinem Volk Israel erwiesen hatte“ (V. 66).
Ich werde das Thema jetzt nicht weiter ausführen, aber ich hoffe, in einem künftigen Vortrag das Ende und, wie ich sagen muss, das traurige Ende des Königs Salomo sowie das anhaltende Versagen derer, die auf ihn folgten, darzustellen.