Behandelter Abschnitt 1Kön 1
Einleitung
Die Bücher 1. und 2. Samuel zeigen uns das Versagen des Priestertums und die entsprechenden Folgen: Ein Zustand offensichtlicher Schande und Entehrung überzog das Antlitz Israels, das Herz des Volkes verlangte nach einem König, schätzte die Propheten gering, die Israel richteten und die der Herr in außerordentlicher Gnade erweckt hatte. Aber daraufhin verkündet der Geist Gottes, noch bevor all dies offenbar wurde, durch prophetische Mitteilungen die ungeheure Veränderung, die im Begriff war, stattzufinden. Denn während es die Sünde der Menschen war, sich einen König, wie die Nationen, an die Spitze Israels zu wünschen, war es immer nur die Absicht Gottes gewesen – Gott ließ seinen eigenen Ratschluss mit ihrer Sünde verschmelzen –, einer jener geheimnisvollen, aber bewundernswert göttlichen Wege des Herrn, die wir immer wieder in der Schrift finden.
So hat der Mensch immer gezeigt, wie wenig Gott sich auf ihn verließ, und Gott hat immer gezeigt, wie würdig Er all unseres Vertrauens ist. Gott hat die Untreue des Menschen Ihm gegenüber zum Anlass genommen, das herbeizuführen, was damals nicht nur besser war, sondern das Vorbild dessen, was an dem kommenden Tag auf seine Weise unendlich gut sein wird. Denn all dies lieferte die schöne Vorschattung eines Königs nach dem Herzen Gottes. Dennoch kam dieser nicht sofort; denn da das Volk dem Herrn gegenüber treulos war, baten sie den Herrn nicht, ihnen einen König zu erwählen – sie zogen es vor, selbst einen zu erwählen. Sie erwählten einen zu ihrer eigenen noch größeren Schande und zu ihrem eigenen Schaden, und folglich ist das erste Buch Samuel dasjenige, das sich natürlich auf den König Saul bezieht. Das zweite Buch ist auf jeden Fall das Vorbild und in gewissem Sinne die Realität, soweit es um ein Pfand ging, das geistlich war. Der König nach dem Herzen Gottes wird in der Person Davids auf dem Thron Israels eingesetzt. Das ist das große Thema des zweiten Buches Samuel, und ich habe diese Vorbemerkung gemacht, damit wir den Zusammenhang der beiden vorangehenden Bücher mit dem, was jetzt vor uns liegt, besser verstehen können.
Kapitel 1
Es ist klar, dass die Bücher der Könige die natürliche Folge und die Nachfolger, wenn ich so sagen darf, der Bücher Samuels sind; so sehr, dass sie in einigen Abschriften der Schriften alle als Bücher der Könige bezeichnet werden. Aber hier haben wir David, der sich seinem Ende zuneigt; und der älteste seiner Söhne, der damals überlebte – Adonija – nutzt die Schwäche des Königs für seine eigenen ehrgeizigen Ziele aus. Es war keine Furcht Gottes dabei. Denn es war im Haus Davids und im Land Israel wohlbekannt, dass Gott, wie er David aus der Mitte seiner Brüder erwählt hatte, auch Salomo für den Thron Israels ausersehen hatte. Es war also nicht nur menschlicher Ehrgeiz, sondern wir lernen diese sehr ernste Lektion für uns, dass das Nachgeben dem Fleischlichen in uns einen schwerwiegenderen Charakter annimmt als in dem Volk Gottes in seinem früheren Maß; in uns jetzt noch mehr. Es war nicht nur Ehrgeiz bei Adonija. Bei jemandem, der das Wort Gottes und den Willen des Herrn für Israel nicht kannte, wäre es Ehrgeiz gewesen. Aber wenn wir einen unvergleichlichen Segen im Wort Gottes haben, haben wir eine viel größere Verantwortung, und außerdem bekommt die Sünde einen neuen Charakter. Die Sünde Adonijas war also nicht nur Ehrgeiz, nicht nur, ja nicht einmal Auflehnung gegen den König, gegen David; es war Auflehnung gegen den Herrn. Es war eine direkte Handlung, sich in Gegensatz zu dem erklärten und offenbarten Vorsatz Gottes zu setzen.
Nun ist es immer von größter Wichtigkeit, dass wir uns das vor Augen halten, weil wir sehr geneigt sind, die Dinge nur so zu betrachten, wie sie an der Oberfläche liegen. Als zum Beispiel Ananias und Sapphira ihre traurige Sünde in der Versammlung Gottes begingen, wie behandelt der Apostel Petrus das? Nicht bloß als eine Lüge. Sie hatten Gott belogen. Warum war das so? Warum lag in dieser Lüge etwas, das weit über eine gewöhnliche Lüge hinausging, so schlimm, wie eine Lüge bei einem Christen immer ist, ja bei jedem Menschen? Aber warum war es so besonders und nachdrücklich eine Lüge gegenüber Gott? Weil Petrus jedenfalls glaubte, dass Gott da war; dass es also nicht nur das allgemeine moralische Empfinden gegen einen Menschen war, der etwas Falsches sagt und einen anderen betrügt, nein, nicht nur, dass es gegen Gottes Willen und Wort war, sondern es war ein Angriff, der in der Gegenwart Gottes selbst erfolge. Und weil daher das Empfinden der Gegenwart Gottes so frisch und stark im Bewusstsein aller war – vor allem in Petrus –, sprach er in der Kraft jenes Geistes, der Gottes Gegenwart offenbarte, das Urteil – ohne Zweifel unter der Führung Gottes – über die Sünde aus; und zuerst hauchte Ananias sein Leben aus und kurz darauf seine Frau. Das war also eine Sünde, die offensichtlich zum Tod führte.
Wir können daher sagen, dass in den allerersten Tagen der Versammlung Gottes die ernste Wahrheit allen vor Augen stand, dass Gott keine Sünde in dem dulden wird, der den Namen des Herrn Jesus auf der Erde trägt. Der eigentliche Zweck der Versammlung Gottes ist es, ein Ausdruck des Gerichts über die Sünde zu sein. Wir beginnen damit; wir beginnen mit Christus, unserem Passah, das für uns geopfert wurde; folglich muss der Teig ein neuer Teig sein, wie ihr ungesäuert seid – nicht, dass ihr ungesäuert seid möget, sondern ihr seid ungesäuert. Deshalb muss der alte Sauerteig ausgefegt werden. Was auch immer die natürliche Tendenz sein mag, was auch immer die besondere Bosheit sein mag (denn was wird Satan nicht versuchen?), gerade weil Gott in der Macht seiner eigenen Gnade gewirkt hat, liefert dies dem Teufel eine weitere Gelegenheit. Er nutzt die Güte Gottes aus, um eine neue Geringschätzung über Ihn zu bringen und Ihn wegen der Größe seiner Liebe umso mehr zu entehren. Daher zeigte Gott bei dieser Gelegenheit durch seinen Diener seine tiefe Verachtung der Schmach, die Ihm angetan wurde, und als Konsequenz das Gericht über den Mann und seine Frau, die sich dieses großen Vergehens schuldig gemacht hatten.
So war es auch bei dieser Gelegenheit. Adonija hatte sich auf das Alter und die Gebrechen seines Vaters verlassen, denn er war an Jahren gezeichnet und mit Kleidern bedeckt, fand aber auch so wenig Erleichterung darin. Und Adonija ergreift dementsprechend sofort seine Maßnahmen; aber da ist noch mehr als das. Es gibt noch eine andere Lehre, die wir daraus ziehen sollten; sie ist zu unserer Belehrung geschrieben: „Und sein Vater hatte ihn, solange er lebte, nicht betrübt, dass er gesagt hätte: Warum tust du so?“ (V. 6). Ein guter Mann, ein Mann nach Gottes eigenem Herzen, auch ein großer Mann, denn ein solcher war David sicherlich; einer jener seltenen Männer, die jemals auf dieser Erde erschienen sind, nicht nur selten als Mensch, sondern auch bemerkenswert gesegnet von Gott und geehrt. Denn wer hat, wie er es getan hat, das hervorgebracht, was das Herz erfüllt und die Empfindungen der Heiligen Gottes ausgedrückt, von jenem Tag an bis heute?
Ich sage nicht, dass es nicht den ständigen, unvermeidlichen (soweit es den Menschen betrifft) Makel gab. Denn in der Tat gab es ihn; nicht immer von derselben Art, aber leider sehen wir bei ihm, wie wir zu häufig sehen, dass dort, wo die auffälligste Macht und der größte Segen und die größte Ehre waren, auch das schändlichste Übel gegen den Namen des Herrn sein konnte. Es gibt keine Bewahrung in irgendeiner Ehre, die Gott uns auferlegt; es gibt keinen möglichen Weg für irgendjemand, von der Sünde gegen den Herrn bewahrt zu werden, außer durch das Selbstgericht und Abhängigkeit; und deshalb ist ein Mensch, je erhabener er ist, umso anfälliger dafür. Es gibt daher keinen größeren Fehler, als anzunehmen, dass die besondere Ehre Davids oder die Gnade, die in David gewirkt hatte, irgendeine bewahrende Kraft war. Nicht so; eher das Gegenteil. Wo das Auge vom Herrn abgewandt ist – und genau das war bei David der Fall –, sind wir alle anfällig dafür. Es gibt keine Sicherheit, ich sage nicht, was die eventuelle Genesung und die bewahrende Gnade des Herrn am Ende betrifft, aber es gibt keine Sicherheit davor, den Herrn auf dem Weg zu entehren, außer darin, ständig auf ihn zu schauen.
Nun hatte David sowohl zu Hause als auch außerhalb bei bestimmten Gelegenheiten stark versagt. Leider zu Hause gerade in dieser Hinsicht: Er hatte ein zartes und weiches Herz. Er war jemand, der die Gnade Gottes gegenüber seiner eigenen Seele sehr genoss; er fühlte, dass er sie brauchte, aber anstatt ihn vorsichtig für den Herrn zu machen, ist die Gnade sehr geneigt, wenn wir nicht wachsam sind, von der Wahrheit getrennt zu werden. In Christus waren sie vollkommen vereint; im Christen sollten sie es sein. Das ist es, was Gott sucht und von uns erwartet. In David gab es ein Versagen, und es gab ein Versagen zu Hause – sehr oft ein kritischer Ort für jeden von uns. Jedenfalls war es bei König David so. Dieser sein Sohn scheint ein besonderer Liebling gewesen zu sein, das ist für den Sohn wie für den Vater eine schlimme Sache. Sein Vater hatte ihn zu keiner Zeit „betrübt, dass er gesagt hätte: Warum tust du so?“ (V. 6). Und wenn der Vater ihn nicht betrübt hatte, musste er die bitteren Früchte ernten; er war selbst unzufrieden. Der Sohn würde sicherlich den Vater betrüben, wenn der Vater den Sohn nicht betrübt hatte. Es gab kein größeres Versagen in der eifersüchtigen Fürsorge und auch in der liebenden Fürsorge; denn schließlich wäre es eine tiefere Liebe gewesen, wenn er zu seinem Besten, zu seiner Zurechtweisung, unzufrieden gewesen wäre – nicht so auffällig, nicht so scheinbar gnädig.
Doch wir müssen zwischen Gnade und Erbarmen unterscheiden. Es war viel Erbarmen in David bei alledem. Ich glaube nicht, dass es viel Gnade war, denn es ist ein Irrtum anzunehmen, dass Gnade nicht wachsam ist. Es war genau der Mangel an Gnade. Es war die Freundlichkeit und Zärtlichkeit eines Vaters, aber es war keine Gnade. Hätte es Gnade gegeben, wäre die Wahrheit da gewesen. Echte Gnade hält immer die Wahrheit aufrecht. Die Wahrheit wurde in der Beziehung Davids zu seinem Sohn Adonija nicht bewahrt. Adonija lebt so, dass er die Schande und der Kummer seines Vaters war. Und das nicht nur, um die Schuld seines Vaters vor ganz Israel zu offenbaren, um das Versagen seines Vaters vor allen Gläubigen, vor dem ganzen Volk Gottes aller Zeiten zu offenbaren, sondern, liebe Brüder, zu unserem Nutzen, damit wir weise sind.
Nun nimmt es also eine öffentliche Form an. Das Versagen jedenfalls (um es milde auszudrücken), das zu Hause schon lange vorhanden war, bricht außerhalb hervor. Adonija berät sich deshalb mit einer geeigneten Person. Er berät sich mit Joab, dem Mann, der David ständig für seine Zwecke ausgenutzt hatte. Joab rechnete nun damit, dass David ihm kaum noch von Nutzen sein würde. Die Gelegenheit schien günstig; er ergriff sie. Politik ist am Ende immer ein ruinöses Werk, jedenfalls unter dem Volk Gottes. Es gab keinen Glauben in Joab. Er war ein weiser Mann nach dem Fleisch; er war ein äußerst politischer Mensch. Joab war ein Mensch, der direkt sah, was zu seinem eigenen Vorteil dienen konnte, was eine Gelegenheit für die Entfaltung seine Talente bot, denn er war ein Mann mit großen Fähigkeiten.
Joab traf nun eine Entscheidung. Adonija war der richtige Mann für ihn, so dass sie zueinander passten. Joab passte in bemerkenswerter Weise zu Adonijas Sache, und gleichzeitig passte Adonija zu Joabs Politik. Wäre Glaube vorhanden gewesen, hätte Joab Adonija weitaus strenger widerstanden als einst David. Das war der Mann, der Davids Zählung des Hauses Israel tadelte, denn ein Mann, der keinen Glauben hat, ist scharf genug, um das Versagen selbst eines Mannes des Glaubens zu sehen, wenn er aus seiner eigenen richtigen Linie heraustritt. Joab wusste sehr wohl, dass der Tag gekommen war, an dem David die Schlacht Israels im Alleingang schlagen würde.
Er sollte sich nach der größten Erhöhung und dem Segen des Herrn dessen schuldig machen, was bei jedem Mann Israels, aber vor allem bei David, ein schlechtes Werk gewesen wäre: Er sollte die Heerscharen Israels nur zählen, als wären sie die Stärke des Volkes und nicht das Eigentum Gottes! So kam es, dass Joab die Gefahr für größer einschätzte als das Ergebnis. Die Sünde hätte ihn nicht gestört; er fürchtete sich vor der Strafe, er hatte Angst vor dem, was sie nach sich ziehen würde. Er hatte eine Art instinktives Empfinden dafür, dass die Sache falsch war, und das besonders bei David. Er warnte ihn deshalb, wie wir wissen. David ließ sich jedoch nicht warnen und fiel völlig in die Schlinge.
Aber nun konnte derselbe Mann, der David warnen konnte, sich selbst nicht warnen. Was für Lektionen! Geliebte Freunde, das sehen wir auf Schritt und Tritt. Wie heilsam ist das für uns! Wie wichtig ist es, dass wir einfach auf dem Pfad des Glaubens weitergehen.
Joab berät sich also mit Adonija. Auch der Priester wird für nötig erachtet, ebenso wie der Heerführer, und sie folgen Adonija und helfen ihm. „Aber Zadok, der Priester, und Benaja, der Sohn Jojadas, und Nathan, der Prophet, und Simei und Rei und die Helden, die David hatte, waren nicht mit Adonija“ (V. 8). Joab hatte den Namen, die Berechtigung, aber Benaja war der Mann, der die wirkliche Arbeit tat, der Mann, der der Dolmetscher der Gedanken Gottes war. Auch Simei und Rei und die Helden, die David anhingen, waren nicht mit Adonija. Adonija konnte sein Fest feiern und alle seine Brüder, die Söhne des Königs, einladen!
Denn auch das ist eine Sache, die wir beachten sollten. Ein Abweichen von den Gedanken Gottes ist immer dazu angetan, zunächst erfolgreich zu sein. Jeder Schritt der Untreue hat ein großes Ergebnis in der Welt, wo es die Fähigkeit gibt, wo es die Versammlung von allem gibt, was auf den Verstand wirken würde, denn ohne Zweifel war dies gut ausgedacht. Joab würde eine bestimmte Gruppe beeinflussen. Abjathar, der Priester, würde seinen religiösen Namen und sein Ansehen haben. Und vor allem waren da die Söhne des Königs – alle außer Salomo, und „alle Männer von Juda, wie es heißt, „die Knechte des Königs“ (V. 9). Es war eine weitverbreitete, und wie es schien, eine klug angezettelte Rebellion.
„Nathan aber, den Propheten, und Benaja und die Helden und Salomo, seinen Bruder, lud er nicht“ V. 10). Und genau da kann der Glaube ruhen: auf dem Wort Gottes. Das war es, was Salomo das Gewicht gab; denn es war nichts Besonderes über Salomo zu dieser Zeit bekannt, wenn wir Gott einmal ausklammern. Aber das ist wirklich die Wurzel all seines Segens; denn es gibt keinen lebendigen Segen, außer dort, wo Gott jemanden berufen hat. Es kommt nicht darauf an, wo seine Erwählung liegt, der Segen Gottes ist da, und die Macht Gottes auch, mit seiner Erwählung, und nur da. Und genau das war es, was missachtet wurde. Nein, das war es, was Adonija ärgerte; denn natürlich hatte er höhere Ansprüche, wenn das Fleisch die Herrschaft ausübte und nicht Gott. Das Fleisch mag eine Zeit lang in der Welt regieren, aber Gott muss das Volk Gottes regieren.
Dies wird nun bekannt. Die Mutter Salomos geht zu dem greisen König, nachdem sie sich mit dem Propheten beraten hat. Da zeigte sie, dass ihr Herz recht stand, was auch immer ihre Schwäche sein mochte. Sie geht zu dem, der vor allem die Meinung Gottes wiedergeben kann – zu Nathan – dem, der selbst den König inmitten seiner Macht getadelt hatte, dem, der den Mut hatte, für Gott zu sprechen, was auch immer die Folgen sein mögen. Sie geht zu Nathan. Und erlaube mir zu sagen, liebe Freunde, dass es von praktischem Nutzen ist, dass wir immer durch unser Vertrauen zeigen, wo unser Herz ist.
Angenommen, ein Mann folgt seinem eigenen Willen. Er nimmt sicher gerade dort Rat an, wo er es nicht tun sollte. Er sucht dort Rat, wo er Schwäche zeigt, wenn er nicht mit positiver Billigung rechnen kann – wo es auf jeden Fall den schwächsten Protest, wenn nicht sogar ein gewisses Maß an Ermutigung geben wird; denn Schwäche neigt dazu, sich an Schwäche anzulehnen. Wo hingegen ein einfältiges Auge vorhanden ist, sind wir uns unserer Schwäche durchaus bewusst und sollten es auch sein; wo aber ein einfältiges Auge vorhanden ist, wollen wir den Willen Gottes tun. „Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1Joh 2,17). Was den Willen Gottes nicht tut, das vergeht, und soll vergehen; denn wozu sind wir geheiligt, wenn nicht, um den Willen Gottes zu tun? Das war der eigentliche Charakter Christi; das war es, woraus sein ganzes Leben bestand. Man könnte es in diesem einen Wort zusammenfassen: Er kam, um den Willen Gottes zu tun: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Heb 10,9).
Es gibt keine Sache, die Christus unveränderlicher beschreibt als genau das. Es waren nicht Wunder, denn Er tat nicht immer Wunder. Er tat Wunder in einem vergleichsweise kleinen Umkreis seines Lebens. Er wirkte nicht immer Sühnung. Es gibt keinen größeren Fehler und keine größere Verletzung der Sühnung selbst, als sie mit etwas zu verwechseln, das nicht sühnt. Er hat auch nicht immer gelitten, und noch weniger hat Er auf dieselbe Weise gelitten, selbst wenn Er gelitten hat. Aber Er hat immer den Willen Gottes getan.
Und das ist es, wozu wir geheiligt sind, nicht nur zu gehorchen, sondern zu gehorchen, wie Christus gehorchte. Denn das ist die Bedeutung von „geheiligt“, wo es heißt, dass wir auserwählt sind „nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, durch Heiligung des Geistes, zum Gehorsam“ (1Pet 1,1.2). Ja, aber es ist der Gehorsam sowie die „Besprengung mit dem Blut“ Jesu Christi. Es ist nicht der Gehorsam eines Juden; es ist nicht der Gehorsam des Gesetzes. Es ist der Gehorsam Jesu Christi. Nur was dieser tut, vollendet die Gerechtigkeit des Gesetzes. Denn es gibt keinen Menschen, der so gründlich Gott liebt und seinen Nächsten liebt, wie der Mensch, der in demselben Geist gehorcht wie unser gepriesener Herr.
Das ist es, wozu wir alle als Christen berufen sind. Solche, die nur das Gesetz als eine Sache vor sich haben, der sie gehorchen sollen, erfüllen nicht wirklich die Gerechtigkeit des Gesetzes. Solche, die Christus haben, tun es, wie es heißt: „damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln“ (Röm 8,4). Du siehst, die Sprache ist außerordentlich kräftig. Er sagt nicht nur: „erfüllt durch uns“, sondern: „erfüllt in uns“. „Erfüllt in uns“ zeigt die Realität, den eigentlichen Charakter der Erfüllung des Gesetzes in seinem großen gerechten Charakter und Anspruch. Und so wird es allein in Christus oder dem Christen erfüllt, wie es in gewissem Maße auch von denen erfüllt wurde, die in den Tagen zuvor auf Christus schauten.
Nun denn, Bathseba zeigte ihr eigenes Vertrauen in den Willen Gottes – kurz gesagt, ihren Glauben –, indem sie zu Nathan kam. Sie wandte sich an die richtige Stelle. Sie berichtete David von der Verschwörung Adonijas und seiner Anhänger, und sie ging in die Gegenwart des Königs. Nathan folgte ihr. Die Folge war, dass der König zeigte, dass er, so alt er auch sein mochte, dem Ernst des Anlasses durchaus gewachsen war. Er sah und beurteilte die Krise, die sich anbahnte, und die einzige Wirkung von Adonijas Verschwörung war, Salomo nicht zu behindern, sondern ihn auf den Thron Israels zu befördern. Hätte es die Verschwörung nicht gegeben, hätte Salomo, das können wir kaum bezweifeln, auf den Tod des Königs gewartet, aber das Ergebnis war einfach nur, ihn zu sichern, und zwar auf der Stelle.
So ist es. Wenn wir nur ruhig sind, erfüllt Gott immer seine Absicht. Wer hätte gedacht, dass die Art und Weise, wie Joseph erhöht werden sollte – so dass sein Vater und seine Mutter und seine Brüder sich einer Sache beugen sollten, die Jakob zuerst ziemlich irritierte, so sehr er seinen Sohn auch liebte, und die seine Brüder noch mehr irritierte –, ja, wer hätte gedacht, dass die Art und Weise, wie dies erreicht werden sollte, durch die Bosheit seiner Brüder geschah – entweder wollten sie ihn töten, oder sogar die mildesten von ihnen wollten ihn verkaufen. Aber so war es. Der Weg der Sünde, ach, der den Sündern so natürlich ist, ist genau das, was Gott für die Vollendung seiner Absichten einsetzt. Das macht die Sünde nicht unbedeutender, aber es erhöht Gott umso mehr. Und da ist die Glückseligkeit, geliebte Freunde, des Lesens und des Wachsens in der Erkenntnis Gottes, wie sie im kostbaren Wort gezeigt wird, weil wir in unserer Bekanntschaft und Vertrautheit mit Ihm wachsen, bei dem wir für immer sein werden. Und es ist unser Vorrecht, diese Bekanntschaft zu haben, sie zu pflegen und sie jetzt zu genießen. Deshalb hat Gott uns dieses Wort gegeben.
Nun aber ein Wort über den großen Zweck des Geistes Gottes in diesem Buch im Allgemeinen und im Besonderen über das, was uns beschäftigt. Denn das ist es vor allem, was ich wünsche, nicht nur eure Aufmerksamkeit auf große moralische Lektionen zu lenken, die uns zu sehr mit den Einzelheiten der Kapitel aufhalten würden, sondern einfach eine breite und allgemeine Übersicht zu geben, die dir bei deiner eigenen Lektüre dieses Buches helfen kann – ich hoffe, mit einigen moralischen Hinweisen, die nützlich und hilfreich sind. Meine Absicht ist es nun, das große Thema des Geistes Gottes vorzustellen – das, was von vielen nicht so leicht gesehen und begriffen werden kann, es sei denn, jemand zeigt es ihnen; aber das, was, wenn es wahr ist, sich als wahr erweisen wird, und was man umso mehr genießen kann, je einfacher man es aufnimmt. Aber es ist das Wort Gottes, das entweder bestätigen wird, wo es wahr ist, oder korrigieren, wo ein Irrtum vorliegt.
Ich sage also, dass der große Punkt hier die Einführung des Sohnes Davids ist, nicht nur das Reich des Menschen, das in Saul aufgerichtet wurde, und das Königtum Gottes, das in König David aufgerichtet wurde, sondern jetzt ist es der Sohn Davids. Und da es viele Söhne gab, war dies die Frage. Der Teufel war durchaus bereit, einen Sohn Davids gegen den Sohn Davids zu gebrauchen. Genau das war jetzt die Frage, und Gott gefiel es, sich die Bosheit derer zunutze zu machen, die den König beleidigten, indem sie ihn praktisch wie einen toten Mann behandelten, während er noch lebte. Die Eile und Hast Adonijas bestätigte den Anspruch Salomos nur umso mehr. Wir brauchen uns nie mit unseren Plänen für die Erfüllung der Pläne Gottes abzumühen. Alle Bemühungen des Menschen sind vergeblich. Gott hat seinen eigenen Weg, und sehr oft durch die Sünde des Menschen. Wäre Joseph wohl, wenn er aus dem Gefängnis herausgekommen wäre, so schnell zum obersten Mann in Ägypten hätte werden können, wie durch das Gefängnis? Das war nicht der Weg des Menschen, ihn zum obersten Mann des Königs von Ägypten zu erheben. Aber es war kein Weg, ich will nicht sagen, so sicher, aber es war kein Weg so gerade. Es sah zweifellos sehr umständlich aus, in der Tat eher wie eine Abkehr vom Thron, zuerst einmal eine Zeit im Kerker zu verbringen, aber in Wirklichkeit war es nicht nur der Weg Gottes, sondern es war schließlich der schnellste Weg von allen. Die Geschichte, wie sie im Wort Gottes berichtet ist, wird ohne weitere Bemerkung von mir erklärt.
So ist es auch jetzt. Adonija mischte sich zweifellos ein, aber dann schien es so, als ob er einen Anspruch hätte. Er bekräftigte nur den übergeordneten Anspruch Gottes. Und das war ein großartiger Punkt, der am Anfang des Königreichs Israel festzustellen war: Es ging nämlich nicht nur, wie in gewöhnlichen Fällen, um einen König in Gottes Vorsehung. Es war andererseits nicht eine Sache, die mit Gottes Volk als solchem zu tun hatte; sondern der bemerkenswerte Charakter des Thrones in Israel war, dass er ein König durch Gottes Wahl war – der einzige König, der es in der vollen Bedeutung des Wortes war. Nebukadnezar war zweifellos durch Gottes Vorsehung eingesetzt, aber es gab mehr als Vorsehung im Fall des Thrones Israels. Und zwar aus diesem einfachen Grund. Der Thron Israels war in einem sehr wahren und realen Sinn der Thron des Herrn. Und es ist der einzige Thron in dieser Welt, der jemals der Thron des Herrn war. Das ist die ausdrückliche Aussage des Wortes Gottes, wie jeder sehen kann, aber aus diesem Grund hat es einen Charakter von Bedeutung, den kein Königreich jemals hatte – ich sage nicht, dass das für die Zukunft gelten wird –, denn was damals getan wurde, ist nur der Schatten dessen, was getan werden wird.
Und das ist von großer Bedeutung, liebe Freunde, dass wir uns darüber im Klaren sind, denn wir neigen dazu, von unseren eigenen besonderen Segnungen eingenommen zu sein; dennoch sollte das Wissen um die Versammlung Gottes unser Interesse am Reich Gottes nicht behindern, noch sollte die Form, die das Königtum Gottes jetzt annimmt, in irgendeiner Weise das auslöschen, was Gott im Reich früher gegeben hat. Es ist kein Beweis von großem Glauben, sich nur mit dem zu beschäftigen, was uns selbst betrifft, sondern eher von geringem Glauben. Ich räume ein, dass Menschen, die nicht zuallererst, und das ist die große Lektion, die es zu lernen gilt, versuchen, ihren eigenen Platz zu erkennen, bloße Theoretiker sind, aber wenn wir unseren Platz in Christus gefunden haben, wenn wir unser Bedürfnis befriedigt haben, unsere Beziehung definiert haben, uns selbst im Genuss dessen befinden, wozu uns die Gnade gebracht hat – was ist dann der große praktische Gegenstand Gottes? Frei für alles, was Er uns zu sagen hat, und frei für alles, was Er uns zu tun gebietet, geht es nicht mehr um das, was uns selbst betrifft.
Wenn das so ist, dann sollen wir jede Sache im Wort Gottes genießen, weil es das ist, was Gott interessiert. Es ist das, was Ihn betrifft; und es gibt keine Sache, die uns jetzt so lieb sein sollte, als dass Gott ein Reich haben will – nicht bloß ein Reich, das geistlich genossen wird wie jetzt: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17). Das alles ist zweifellos ein geistlicher Genuss, und in diese Berufung werden wir jetzt hineingeführt. Wir sehen dieses Reich; wir treten jetzt in dieses Reich ein. In diesem Sinn sind wir jetzt im Reich Gottes.
Es wird auch „das Reich der Himmel“ genannt, weil derjenige, der der König darin ist, nicht auf der Erde ist, sondern als der Verworfene im Himmel erhöht ist. Folglich ist „das Reich Gottes“ auch „das Reich der Himmel“. Wir befinden uns jetzt in der Form des Reiches, die „das Geheimnis des Reiches Gottes“ genannt wird. Aber dann wird es nicht immer ein Geheimnis sein. Es wird offenkundig sein; es wird ein Ort sein, an dem Gott nichts Böses duldet, wo der Eigenwille offenkundig gerichtet wird, an dem Gerechtigkeit die Erde bedecken wird, an dem es den offenkundigen Segen Gottes geben wird, alles durch seine eigene Macht hier auf der Erde hervorgebracht, wenn der König selbst über die Erde und ganz besonders über diesen Teil der Erde – das Land des Volkes Israel – erhöht sein wird. Jeder, der mit der Schrift vertraut ist, muss wissen, dass das Land ein Teil der Urkunde ist, wenn ich das so sagen darf – es ist Teil der großen Charta, die das Königreich ausmacht; nicht nur das Volk, sondern auch das Land. Das Land und das Volk, ich wiederhole, sind beide in der Urkunde. Nun, das wird dann sein, wenn der Herr Jesus nicht mehr im Himmel ist, sondern wiederkommt und das Reich einnimmt.
Aber vielleicht wirst du sagen: „Was geht uns das an?“ Und ich würde das mit einer anderen Frage beantworten. Wenn Gott es offenbart hat, ist es dann nicht für uns? Verwechsle diese beiden Dinge nicht. Es geht nicht nur darum, dass Gott offenbart hat, was uns betrifft. Er hat uns eine Menge gegeben, was sich nicht auf uns bezieht, aber alles, was Gott offenbart hat, ist uns gegeben. Wir sollten das ganze Wort Gottes genießen, und es ist ein Versagen im Glauben, wenn wir das nicht tun. Und weiter, wir werden den Mangel daran finden – wir werden den entsprechenden Segen verpassen, wenn wir es am wenigsten erwarten. Der Weg, am Tag der Schwierigkeiten wirklich stark zu sein, besteht nicht darin, unsere Waffen zu sammeln, wenn der Feind gekommen ist, sondern darin, gut gerüstet zu sein, bevor er erscheint. Ich gebe zu, dass nur die Abhängigkeit von Gott letztendlich Stärke sein kann, aber ich spreche jetzt davon, was die Bewaffnung betrifft, und ich wiederhole, es ist zu spät am Tag der Schlacht, um sich um unsere Waffen zu kümmern. Wir sollten uns vorbereiten, bevor es soweit ist.
Das Königreich ist also von sehr großer Bedeutung, und zwar ganz besonders. Denn wenn wir die Natur des Königreichs nicht verstehen, werden wir denen ausgeliefert sein, die es mit der Versammlung verwechseln. Es gibt keinen häufigeren Irrtum in dieser Zeit, als zu behaupten, dass das Königreich und die Versammlung dasselbe sind. Erlaube mir, dir zu sagen, dass das eine der großen Wurzeln des Papsttums ist. Die Katholiken denken, dass das Königreich und die Kirche dasselbe sind, und ihre große Grundlage der Annahme ist genau diese Identifikation aus dem einfachen Grund, dass das Königreich Macht voraussetzt, die angewandt wird, um die Unterwerfung zu erzwingen. Daher gründen sie ihren Anspruch darauf, Könige abzusetzen, denn was sind die Könige der Erde im Vergleich zu denen, die ein himmlisches Königreich haben? Sie benutzen also den Anspruch des himmlischen Reiches, um irdische Könige zu stürzen und einen Priester zu einer weitaus wichtigeren Person zu machen als den irdischen König. Auf dieser großen Verwirrung gründet sich also wiederum ihr eitler Traum.
Wir finden jedoch dasselbe bei den meisten Protestanten. Ich will nur ein oder zwei Beispiele nennen, um zu zeigen, wie weit verbreitet diese Täuschung ist, und wie wichtig es ist, dass wir in dieser Sache unterscheiden sollten:
Nehmen wir eine sehr respektable Gruppe von Personen im Protestantismus – die Presbyterianer. Nun, ihr ganzes System gründet sich darauf, dass Christus der König ist – nicht dass Christus das Haupt der Kirche ist, sondern dass Christus König ist. Das war der Schlachtruf der alten Covenanters, und das war der große Schrei zu der Zeit, als die Freikirche gegründet wurde. Es war, dass Christus der König war – dass die Krone von England ihren Titel gegen die Rechte von Christus einsetzte. In dem Fall, über den vor einigen Jahren so viel geredet wurde, und auf den ich mich nicht näher beziehen muss, war dies der große Gedanke. Es war der Anspruch Christi als König in der Kirche, der angefochten wurde. So finden Sie es im Westminster-Glaubensbekenntnis, das ihr großer Standard der Lehre ist. Kurz gesagt, sie gehen immer davon aus, dass Christus der König der Kirche ist.
So auch bei den Unabhängigen – genau das Gleiche. Als sie es schafften, eine Zeit lang die Oberhand in England zu gewinnen, hatten sie sehr wenig Skrupel, den König auf das Schafott zu schicken, weil sie ihn als den Feind des Königs der Kirche ansahen – dass Christus der König sei und nicht König Karl; dass König Karl sich sehr schlecht benommen habe und es verdiene, zu leiden, und so weiter; und sie waren die Verfechter der Rechte Christi, des Königs.
Nun, da war ein großer grundlegender Fehler, der von allen gemacht wurde. So sind die Protestanten auf eine andere Weise ebenso schuldig wie die Katholiken, denn obwohl sie den Anspruch Christi nicht benutzen, um sich gegen die Mächte zu erheben, so benutzen sie ihn doch gewohnheitsmäßig, wenn die Mächte sich (wie sie meinen) nicht ganz richtig verhalten. Dann denken sie, dass sie vollkommen berechtigt sind, sie zur Rechenschaft zu ziehen und, wenn nötig, sie niederzuschlagen oder sie sogar auf das Schafott zu bringen. All das ist eine völlige Umkehrung der richtigen Beziehungen eines Christenmenschen zu den Mächten der Welt, und alles beruht auf der sehr plausiblen Vorstellung, dass es ein und dasselbe ist, ob man Ihn nun Haupt der Versammlung oder König der Versammlung nennt. Sie sagen, dass es nur „haarspalterische Brüder“ sind, die etwas anderes sehen; dass es nur Personen sind, die sich ständig unangenehm in den Vordergrund stellen und den Leuten sagen, dass sie die Schrift nicht verstehen; dass es nur Personen sind, die diesen ziemlich streitsüchtigen, unangenehmen Stil haben, Personen zu überführen, die das Wort Gottes nicht kennen.
Nun, geliebte Freunde, ich sage, dass, wie unangenehm es auch sein mag, als schuldig befunden zu werden, das Wort Gottes nicht zu kennen, dies ist genau das, was wir bejahen. Das ist genau das, was wir jetzt behaupten, dass dies ein Thema von größtmöglicher Bedeutung ist, nämlich dass unsere wahre Beziehung zu Christus nicht der König der Kirche ist – dass Er niemals so behandelt wird – nein, dass Er nicht einmal „König der Heiligen“ genannt wird, außer an einer Stelle in der Offenbarung, von der jeder Gelehrte weiß, dass es sich um eine falsche Übersetzung handelt; die wahre Bedeutung in diesem Fall ist „König der Nationen“ und nicht „König der Heiligen“ oder überhaupt König der Kirche. Kurz gesagt, es gibt keinen solchen Gedanken, und diese Tatsache ist sehr wichtig. Es ist keine bloße Idee, und es ist kein streitbarer Einwand gegen die Dogmen der Menschen.
Es ist ein entscheidender Punkt, nicht für die Errettung, sondern für den wahren Platz der Versammlung – die wahre Beziehung der Versammlung – und wir müssen uns daran erinnern, dass unsere Pflichten immer von unseren Beziehungen abhängen. Wenn ich in meiner Beziehung falsch liege, bin ich sicher, dass ich in meiner Pflicht falsch liege. Ich bin sicher, dass ich aus dem, was falsch ist, eine Pflicht mache, und das ist genau das, was die Wirkung auf die eine oder andere der verschiedenen Klassen war, die ich erwähnt habe. Das ist es, was sie getan haben. Ich brauche es nicht noch einmal zu wiederholen, aber ich sage, dass das Gegenteil der Beziehung eine fatale Sache ist.
Die Art und Weise, wie es funktioniert, ist diese: Wenn meine Beziehung zu Christus die eines Gliedes des Leibes zum Haupt ist, dann ist meine Beziehung von der innigsten Art; meine Beziehung ist von der engsten Natur, und das Haupt liebt mich, wie es sich selbst liebt, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehasst (Eph 5,29). So ist die Beziehung Christi zur Versammlung. Sie ist so innig, dass sie keine Person zwischen sich und dem Haupt haben kann – überhaupt keine. Du siehst, dass alles davon abhängt. Das Prinzip des Klerus hängt davon ab, denn wenn das die Beziehung ist, ist der Klerus am Ende. So etwas gibt es nicht; es ist nur eine imaginäre Klasse von Wesen, soweit es die Wahrheit betrifft. Das heißt, sie haben keinen wirklichen Anspruch im Wort Gottes. Es gibt kein solches Wesen im Wort Gottes. Es gibt überhaupt keine solche Stellung. Es ist nur eine Sache, die von Personen heraufbeschworen wurde, die die Beziehung der Versammlung Gottes zum Haupt nicht kennen. Also genau das, wovon ich jetzt spreche: Es ist das Verhältnis der Glieder zum Haupt, und das schließt jeden Umgang der Versammlung mit der Welt aus. Die Welt ist nichts für die Versammlung. Die Versammlung ist etwas von der Welt Getrenntes – sie beherrscht die Welt nicht – sie bestraft die Welt nicht, sie zwingt die Welt nicht mit Gewalt, sich unwillig unterzuordnen. All dies ist eine völlige Verwechslung zwischen dem Königreich und der Versammlung – dem Königreich, wie es einmal sein wird, mit dem einzigen Unterschied, dass dann, wie wir wissen, der Gehorsam wirklich sein wird, außer bei einer bestimmten Gruppe, die danach rebellisch wird und so gerichtet und bestraft wird.
Dies alles nun, liebe Freunde, behaupte ich, ist von sehr praktischer Natur, denn der Grund, warum so viele Gläubige unter den Presbyterianern und Dissenters im Allgemeinen beunruhigt sind, ist genau dies. Wenn ich nur in der Beziehung eines Volkes stehe, das einen König hat, nun, da ist eine große Entfernung zwischen dem König und dem Volk. Kein Wunder, dass ich keine sehr enge Beziehung mit dem König habe. Kein Wunder, dass ich nicht sehr glücklich mit dem König bin. Das sollte ich auch nicht erwarten. Mein Aufgabe als jemand aus dem Volk ist es, in einem niedrigen äußeren Platz ganz zu bleiben und in der Tat zu fühlen, wie arm meine Unterwerfung ist; aber was die Anmaßung betrifft, sich dem König zu nähern – ständig in seine Gegenwart zu gehen –, so wäre es eine sehr unziemliche Sache eines Untertans, so etwas zu wagen. So zerstört man mit dieser Lehre die Lebenskraft des Christentums.
Nicht nur, dass ich jetzt von großen öffentlichen Irrtümern spreche, sondern ich sage, dass dadurch das praktische Christentum jeden Tag und jede Stunde zerstört wird, und ich behaupte daher, dass gerade dieser Fehler, jetzt das Reich und die Versammlung zu verwechseln, einer der fatalsten in seinen Folgen ist, nicht für Sünder als eine Frage, auf Christus zu schauen, um gerettet zu werden, sondern für Christen als eine Frage, ihre eigene richtige Beziehung zu genießen und dementsprechend zu leben.
Wenn du hingegen weißt, dass du in die Versammlung Gottes – den Leib Christi – [durch die neue Geburt] hineingeboren bist, dann kann es keine vollkommenere Vertrautheit geben; es kann kein absolutes Einssein geben. Du wirst also als ein Teil von Ihm selbst, vor Gott gestellt, und anstatt dass es zu hoch oder anmaßend oder irgendetwas in der Art wäre, im Gegenteil, es ist lediglich der Glaube an die Wahrheit; es ist lediglich die Wertschätzung der Gnade, die Er Ihnen gezeigt hat; denn es wäre völliger Unsinn für den Leib, den Segen des Hauptes nicht zu teilen; das kann nicht sein, und deshalb musst du die Tatsache leugnen – du musst die Beziehung leugnen, um diese Glückseligkeit nicht zu genießen, die du in der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus in der Gegenwart Gottes hast.
Aber dann gibt es noch eine andere Sache, die damit verbunden ist: die absolute Trennung von der Welt. Doch ich gehe nicht weiter auf dieses Thema ein. Ich erwähne es nur, um zu zeigen, dass, ob es nun das Einssein des Gläubigen oder die Absonderung der Versammlung von der Welt ist, alles hängt davon ab, dass wir nicht nur geistlich im Reich Gottes sind, sondern wirklich und wahrhaftig und vollständig, dass wir nicht nur geistlich im Königreich sind, sondern auch wirklich und wahrhaftig und voll und ganz, jeder von uns, Glieder seines Leibes, seines Fleisches und seiner Gebeine sind, und dass diese Beziehungen, statt gleich zu sein, völlig verschieden sind, und dass, obwohl wir in gewissem Sinn im Königreich sind, nie gesagt wird, dass wir ein Königreich sind. Es wird nie gesagt, dass wir in diesem Sinn die Sphäre sind, außer in einer rein bildlichen Weise. Es heißt, dass wir Könige sind, nicht Untertanen. Natürlich sind wir jedoch auch Untertanen. Wenn ich den Begriff „Königreich“ verwende, meine ich im Sinne von Untertanen. Untertan sind wir, und ich gebe zu, dass die Unterwerfung vollständiger und absoluter sein sollte als die von bloßen Untertanen eines Königs; aber der Charakter des Gehorsams eines Untertanen ist die Entfernung. Der Charakter des Leibes in der Unterwerfung ist Nähe, und das ist das Wesentliche am Christentum.
Und nun zu diesem Buch der Könige, wie wir sehen werden, findest du darin nie die Versammlung, nie den Leib Christi. Du hast nur die Beziehung des Königreichs – eine sehr bedeutende und wichtige Sache, und in der Tat sehr stark und praktisch wichtig für uns, um uns die Besonderheit dieser neuen Beziehungen zu zeigen, in die wir gebracht werden. Aber der große Punkt, wie du siehst, war auch im Königreich dieser: Gottes Wahl, Gottes Wille, als Grundlage allen Handelns zu erhalten. Das war es, was König David leitete, denn ich nehme nicht an, und es wird auch nie gesagt, dass König David Salomo so sehr mochte oder so viel aus ihm machte, wie er aus Adonija machte. Es wird auch nicht gesagt, dass es mit all seinen anderen Kindern so war. Adonija war offensichtlich der verwöhnte Junge, und Adonija war derjenige in der Familie, den der Vater nie betrüben konnte, und folglich kam der Ärger durch ihn hinein; es konnte nicht anders sein; es war richtig, dass es so war. Es ist nach Gottes Regierung, dass der Mensch das, was er sät, ernten muss. So muss es sein, wenn er für das Fleisch sät, und das hatte er getan. Vom Fleisch erntet er Verderben.
Das ist nun eingetreten, aber, andererseits, wie wunderbar ist die Gnade! Was für eine Genesung ist das vonseiten Gottes! Denk jetzt an David, an Bathseba, an Salomo. Wenn man sich daran erinnert, wer und was Bathseba gewesen war, von der Salomo geboren wurde, wie wunderbar ist die Gnade Gottes, und welch ein Trost, liebe Freunde, für jeden, der bitter auf das zurückblicken muss, was am demütigendsten, ja, am schmerzlichsten war! Wie die Gnade Gottes nicht nur triumphiert, sondern uns zu mehr als Überwindern macht durch den, der uns liebt. So sehen wir es auch im Reich Gottes.
Nun, die Sache ist jetzt etabliert, und gerade der Versuch, sie zu zerstören, bringt, wie ich schon gesagt habe, die schnelle Etablierung des Willens Gottes hervor. David ordnet an, dass Salomo auf dem Maultier des Königs reiten soll. Die Posaune wird geblasen. Die wirklichen Männer, die die Schlachten des Königreichs geschlagen und die Räte des Königs geleitet hatten, und vor allem der König selbst, setzen ihr Siegel auf diese große Veränderung, und Salomo ist als König rechtmäßig auf dem Thron des Herrn in Israel eingesetzt. Das ist also die Einleitung zu diesem Buch.