Behandelter Abschnitt 1Kön 2
Im zweiten Kapitel haben wir den Tod Davids und den Auftrag, den er vor seinem Tod König Salomo gibt, gerecht zu richten, denn David hat offensichtlich das Gefühl, dass er um seines eigenen Wortes willen mehr als einen Übeltäter verschont hatte. Dies lag auf seinem Gewissen. Er konnte nicht anders, als es dem König Salomo zu übergeben. Es ist falsch, dies Rachsucht zu nennen; es war überhaupt keine Rachsucht dabei. Es war wirklich eine Last auf dem Gemüt des Königs. Nicht wegen ihrer persönlichen Gegnerschaft zu ihm, sondern weil es eine so schwere Sünde gegen den Gesalbten des Herrn war, erfüllte es das Herz des Königs. Er berichtet es seinem Nachfolger Salomo, und dementsprechend kommt der Tag, an dem diese Sünden in den Vordergrund treten und nach Gericht rufen, aber alles zu Gottes Zeit. Es gab keine Eile.
Adonija ist der erste, den das Gericht trifft. Der König hatte ihn gütig behandelt, hatte ihm sein Vergehen und seine erneute Rebellion verziehen; aber nun äußert er die Bitte, die unweigerlich den Gedanken an einen zweiten und kaum erkennbaren Versuch nach dem Königreich nahelegt. Er suchte den, der der jugendliche Gefährte des greisen Königs gewesen war. Er machte ein Gesuch ebenfalls durch Bathseba: „Und Adonija, der Sohn Haggits, kam zu Bathseba, der Mutter Salomos; und sie sprach: Ist dein Kommen Frieden? Und er sprach: Frieden. Und er sprach: Ich habe ein Wort an dich. Und sie sprach: Rede. Und er sprach: Du weißt ja, dass das Königtum mein war und dass ganz Israel sein Angesicht auf mich gerichtet hatte, dass ich König sein sollte; aber das Königtum hat sich gewandt und ist meinem Bruder zuteilgeworden, denn von dem Herrn aus gehörte es ihm.
Und nun erbitte ich eine Bitte von dir; weise mich nicht ab! Und sie sprach zu ihm: Rede. Und er sprach: Sprich doch zum König Salomo, denn er wird dich nicht abweisen, dass er mir Abischag, die Sunamitin, zur Frau gebe“ (V. 13‒17).
Äußerlich sah die Bitte nicht nach viel aus, aber Salomo war weise. Er erkannte den unerhörten Ehrgeiz und die Rebellion des Herzens Adonijas, und so urteilte er, obwohl es sich um seine Mutter Bathseba handelte. Sie reichte eine, wie sie es nannte, kleine Bitte ein. Das wird oft getan, wenn etwas Großes dahintersteckt, obwohl es nicht immer bekannt ist, denn Bathseba war bei dieser Gelegenheit nur das Werkzeug eines anderen, der nicht etwas Kleines, sondern den größten Platz im Königreich suchte, und das ist die Bitte Adonijas.
„Da antwortete der König Salomo und sprach zu seiner Mutter: Und warum bittest du um Abischag, die Sunamitin, für Adonija? Bitte für ihn auch um das Königtum – denn er ist mein älterer Bruder –, sowohl für ihn als auch für Abjathar, den Priester, und für Joab, den Sohn der Zeruja! Und der König Salomo schwor bei dem Herrn und sprach: So soll mir Gott tun und so hinzufügen! Um sein Leben hat Adonija dieses Wort geredet!“ (V. 22.23). Man beachte, wie einfach und wahrhaftig die Beurteilung des Königs war, dass es von dem Herrn geschah, und dass Salomo stark und weise war, solange er daran festhielt. Doch dann sagt er: „Und nun, so wahr der Herr lebt, der mich befestigt hat und mich hat sitzen lassen auf dem Thron meines Vaters David und der mir ein Haus gemacht, so wie er geredet hat: Heute soll Adonija getötet werden! Und der König Salomo sandte hin durch Benaja, den Sohn Jojadas; und er stieß ihn nieder, und er starb“ (V. 24.25).
So sehen wir, dass, obwohl Salomo nicht der Mann des Blutes war wie David und auch nicht der erobernde König Israels, der ein Vorbild des Herrn Jesus war, wenn Er als ein Mann des Krieges auszieht, was Er sicherlich tun wird, wenn Er Rache an seinen Widersachern übt, wenn Er sie vor sich bringen und sie vor Ihm töten lassen wird, wie Er in dem Gleichnis sagt. Er ist das Vorbild für die Ausführung der gerechten Rache. Es werden große Beispiele statuiert werden – nicht nur das schreckliche Gemetzel des Tages von Edom, sondern es wird auch das ungeheure Gericht geben, wobei Menschen sogar in das ewige Feuer geworfen werden – jene Strafe, die für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist (Mt 25); das heißt, es wird etwas geben, was das Bild weit mehr als ausfüllt, denn in der Tat ist der Gegenentwurf viel größer als das Vorbild.
Es ist auch nicht auf Adonija beschränkt, wenn Salomo weiter handelt, indem er Abjathar verstößt und das Wort des Herrn erfüllt, das Eli gegeben wurde, denn da schlich sich die falsche Familie – nicht Pinehas, sondern die andere Linie, die den Platz des Pinehas eingenommen hatte – in das Hohepriesteramt ein, das nun nach dem Wort des Herrn wiederhergestellt wurde. Das Priestertum im Haus des Pinehas sollte ein ewiges Priestertum sein. Alles war für eine beträchtliche Zeit in Verwirrung. Jetzt handelt Salomo gerecht und regiert nach seinem Maß in Fairness. Außerdem spürt Joab sofort die Vorgehensweise. Er sieht, dass die Hand der gerechten Macht ausgestreckt ist, und sein Gewissen quält ihn. Er spricht sein eigenes Urteil, wenn er sich abwendet und zum Zelt des Herrn flieht und sich vergeblich an die Hörner des Altars klammert. Es wurde dem König Salomo berichtet, doch er befiehlt Benaja einfach, das Urteil über ihn zu vollstrecken. Und nicht nur das. Die Geschichte Simeis kommt vor uns, und während Joab den gebührenden Lohn für seine Taten erlitt, brach Simei eine entschiedene neue Vereinbarung, wenn ich so sagen darf, die der König mit ihm geschlossen hatte. Er verletzte sie jedoch und kam durch seine eigene offensichtliche Übertretung unter Gericht. So ist das gerechte Gericht, das der König auf dem Thron Davids vollzieht, die offensichtliche Andeutung dieses zweiten Kapitels.