Behandelter Abschnitt Eph 3,10-12
Im ersten Kapitel gab es zwei besondere Dinge, die der Apostel den Ephesern weitergeben wollte. Erstens: Was war die Hoffnung der Berufung des Gottes unseres Herrn Jesus Christus, des Vaters der Herrlichkeit? Gott hatte den Glanz des Lichtes seines Sohnes in ihre Seelen leuchten lassen, damit sie wüssten, dass sie durch Ihn berufen worden waren. Dann gab es eine bestimmte Hoffnung, die mit dieser Berufung verbunden war, und auch diese wollte Er sie wissen lassen. Zweitens wollte Er ihnen den Bereich zeigen, der geöffnet worden war, das Erbe: „. . . und was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“. (Eph 1,18) Die Darstellung der Herrlichkeit wird weitaus prächtiger sein, wenn alle die, die vor Satan gerettet wurden, anwesend sind und Gott diese Darstellung in Herrlichkeit genießt. Drittens erforderte dies, dass der Sohn herabsteigen musste, um wieder hinaufzufahren; und dieselbe Kraft, die Christus aus den Toten auferweckte, wirkte in ihnen, um Christus zu folgen und mit Ihm in Gemeinschaft zu sein.
„Damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die mannigfaltige Weisheit Gottes, nach dem ewigen Vorsatz, den er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn; in welchem wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn“ (Eph 3,10-12).
In diesem dritten Kapitel werden zwei Dinge dargestellt, und ich glaube, sie entgehen dem Gläubigen sehr häufig. Das erste ist die Art und Weise, auf die die mannigfaltige Weisheit Gottes durch die Versammlung den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern kundgetan wird. Ihr wisst, dass eines der Dinge, vor denen der Heilige Geist uns durch den Apostel warnt, ist, in die Dinge der Engel eindringen zu wollen (Kol 2,18). Es ist sehr wichtig, nicht den Dingen nachzugehen, in die der Geist Gottes uns nicht leitet. Doch ich stelle fest, dass Christen falsche Vorstellungen über Engel haben. Einerseits geben sie den Engeln eine Wissensmacht, die das Wort ihnen nie zugesteht. Sie denken, dass Engel die Gedanken Gottes kennen, obwohl sie dies nicht tun. Wir verlieren einen großen Teil, wenn wir dies nicht verstehen. Wussten die Engel, dass die Epheser Teil eines verherrlichten Leibes waren, der mit einem Haupt im Himmel verbunden war? Viele Menschen nehmen dies im Stillen an. Sie hatten bestimmte Dinge über Gott und seine Vorsehung und Erlösung gelernt, aber bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Geist Gottes begann, es durch die Apostel zu entfalten, hatten sie nicht gelernt, was die mannigfaltige Weisheit Gottes in der Versammlung ist. Das Wort ecclesia, welches mit „Versammlung“ übersetzt wird, meint eine Gruppe, welche sich zu etwas versammelt hat. Der Begriff „Versammlung Gottes“ umfasst konkret diejenigen, welche sich, von Ihm aus der Welt gerufen, zu Ihm hin versammeln.
Ich würde gern eines nebenbei erwähnen, und zwar die Frage der Verbindung mit Christus, während Er zur Rechten Gottes sitzt. Ich kann diese Wahrheit nicht erfassen, bis ich den Ort sehe, der Christus zu dieser bestimmten Zeit zugewiesen wurde. Verworfen auf der Erde, wurde Er in den Himmel aufgenommen und erhält von dem Heiligen Geist das Zeugnis, dass in Ihm alle Fülle wohnt. Zu dem Zeitpunkt, als Er in den Himmel aufstieg, wurde Er als das Haupt des Leibes bezeugt. Wenn es eine Frage der Aufnahme ist, warum bin ich aufgenommen? Es ist gerecht, dass Gott jeden aufnimmt, der im Namen des Herrn Jesus Christus kommt.
Nun zur Frage der Verantwortung. Henoch wandelte mit Gott, indem er Ihn sah, der doch unsichtbar war, und Gott nahm ihn zu sich. Abraham wurde aufgetragen, vor Gott zu leben, und er tat es, und Gott sorgte für ihn. Und was ist der Charakter des christlichen Wandels? Nicht bloß vor Gott zu leben, sondern Gott sollte in mir leben. Ich sollte wie ein Sohn Gottes leben, aber nicht durch menschliche Anstrengung, sondern durch den freien Geist in mir, während all das Licht in mir eine gewisse Vorliebe für die Dinge Gottes bewirkt, und ein gewisses Zurückschrecken vor allem, was Ihm entgegengesetzt ist. Lebte Christus als ein guter Mensch auf der Erde? Hat Ihn das gekennzeichnet? Sicherlich lebte Er als ein guter Mensch, aber Er lebte vor allem als der Sohn Gottes, und das ist es, was auch uns kennzeichnen sollte. Er machte „sich selbst zu nichts“ und nahm „Knechtsgestalt“ an, und ging weiter bis zum Kreuz, wo Er allein mit Gott war (Phil 2,7.8) – das war der Ausdruck seiner Gesinnung – vollkommene Unterwerfung unter den Vater – die Vollkommenheit des Nazareners. Ich bekomme einen nahezu vollkommenen Ausdruck dieses Lebens in Paulus, aber ich erlange keine Kraft, Leben in Paulus zu vermitteln. Wenn ich auf Christus blicke, werde ich in dasselbe Bild verwandelt.
Kommen wir nun zum zweiten Teil des Kapitels. Es liegt sozusagen in der Natur der Sache, dass Paulus spürte, für welch eine wichtige Angelegenheit er berufen worden war. Einer der durchdringenden, häufigen Gedanken meiner Seele innerhalb der letzten 40 Jahre war: Wo ist diese Versammlung hier auf der Erde? Und wie kann ich die Seelen der Heiligen, von Gott Geliebten, in einen solchen Zustand bringen, dass ich sagen könnte: „Das ist der Ausdruck dessen, wovon Paulus gesprochen hat“? Wenn Er wiederkommt, was wird der Zustand sein, in dem Er sein Volk vorfinden wird? Kann heute über die Kinder Gottes in London gesagt werden: „Der Geist und die Braut rufen: Komm!“ (Off 22,17)? Ich weiß, dass viele von euch die gleiche Mühe damit haben – vielleicht sogar eine noch tiefere –, den gleichen innigen Wunsch, die Kinder Gottes als solche zu sehen, die auf ihren Herrn warten, die die Lieblichkeiten kennen, die im Aufblicken zu Gott liegen; die Lieblichkeit, hinaufzublicken und von den Segensgüssen dieser Liebe gesättigt zu werden. Ich habe den sehnlichen Wunsch, dass dies mehr und mehr hervorgebracht wird, nicht nur wegen der Kinder, sondern um des gesegneten Herrn willen, wenn Er in der Wolke der Herrlichkeit kommt.