Behandelter Abschnitt Off 22,6-11
Die letzte Engelsbotschaft (Kap. 22, 6-11)
Den größten Teil aller Belehrungen erhielt Johannes durch Engel. Auch hier tritt wieder ein Engel an ihn heran und bringt ihm eine letzte Botschaft. Überwältigt von dem, was Johannes hörte und sah, fiel er vor den Füßen des Engels nieder, um anzubeten. Was enthielt denn die letzte Botschaft?
Wahrhaftige Worte. Es fällt uns wieder die schon beachtete Tatsache auf, dass Anfang und Ende sich vielfach gleichen und ergänzen. Auffallend ähnlich sind sich Anfang und Ende der Schrift und ebenso Anfang und Ende dieses Buches. Die Offenbarung beginnt mit einem «Bezeugen» (Kap. 1, 2) und endet mit «Ich bezeuge» (Kap. 22, 18. 20). Was bezeugt sie denn? Am Anfang bezeugt sie, was bald geschehen muss (Kap. 1, 1) und am Ende bezeugt sie dies noch einmal (Kap. 12, 7). Nach Gottes ewig weisen Gedanken scheint uns das, «was bald geschehen» muss, im Schlusssatz der Bibel zu kulminieren: «Ich komme bald», welches Geschehen mit einem J a und A m e n bekräftigt ist; und dass alles, was zwischen dem ersten und letzten «Bald» der Offenbarung geschrieben steht, eine gottgewollte Einschaltung der gerechten Gerichte über Satan und über eine gottlose, rebellierende Menschheit ist. Man könnte sagen, die Offenbarung sei die Bibel in Miniaturausgabe; sie schließt Anfang und Ende in sich.
Ferner finden wir am Anfang und am Ende des Buches eine Glückseligpreisung. «Glückselig, der da liest und hört die Worte der Weissagung und bewahrt, was in ihr geschrieben ist» (Kap. 1, 3). Und noch einmal lesen wir in Kap. 22, 7: «Glückselig, der da bewahrt die Worte der Weissagung.» In Kap. 22, 19 wird dann noch im besonderen auf die Wichtigkeit der rechten Stellungnahme zum prophetischen Wort hingewiesen. Der Vorwand, man könne dieses Buch nicht verstehen, ist nicht stichhaltig. Hätte Gottes Volk die in Kap. 1, 3 enthaltene Ermahnung: lesen, hören und bewahren, beherzigt, dann wäre ihm die schöne Wahrheit der Wiederkunft Christi nicht während Jahrhunderten verlorengegangen.
Die Ursache der Glückseligkeit (Vers 7). Sie liegt
zweifellos in der Verheißung: «Siehe, ich komme bald», denn dreimal wird
in diesem Kapitel Sein Kommen hervorgehoben. Einmal durch den Engel
(Vers 7), dann durch den Herrn selbst (Vers 12) und zuletzt durch
Johannes (Vers 20). In den vier Worten: «Siehe, ich komme bald» gipfelt
unsere ganze Hoffnung und Erwartung. Beachten wir dabei, in welch enger
Beziehung Sein Kommen zum Wandel des Gotteskindes steht (
Gut gemeint, aber verkehrt (Vers 8). Johannes war durch all die Offenbarungen und Segnungen aufs tiefste beeindruckt. Segnungen führen in der Regel zur Selbstdemütigung und zur Anbetung. So war es auch hier. Überwältigt von dem, was Gott ihm durch den Engel in Vers 1-5 sagen ließ, wollte Johannes den Engel, das göttliche Werkzeug, anbeten. Doch verweigerte der Engel (als nur ein Diener der Heiligen [Heb 1,14]) diese Huldigung. «Bete Gott an», war die Antwort. Nur Ihm allein gebührt unseres Herzens Ehrfurcht und Anbetung. Möchten wir doch nie dem Geschöpf die nur Gott gebührende Ehre geben! Johannes hatte es gut gemeint mit der Anbetung, aber es war eben doch verkehrt. So ist es vielerorts noch heute in der sogenannten Christenheit. Wir denken an die vielen Engelfiguren, Heiligenbilder und Statuen gewisser Kirchen, vor denen man sich beugt, sie bewundert und zu ihnen betet. Johannes wäre es demzufolge eher erlaubt gewesen, den Engel anzubeten, denn er hatte einen wirklichen Engel (keinen geschnitzten) vor sich. Gott gibt aber Seine Ehre keinem Geschöpf. Überdies hatte Johannes in den Tagen viel von d e m hören und sehen dürfen, was er früher nicht hätte fassen können, denn auch er war, wie alle andern, im Glaubensleben gewachsen und hat folglich neues Licht erhalten. Gerade Johannes hebt selbst das stufenweise Wachstum mit der damit verbundenen Erkenntnis hervor, indem er von Kindlein, Jünglingen und Vätern in Christo redet. Er selbst aber steht hier im vollkommenen Mannesalter in Christo vor uns (1Joh 2,12 ff.).
Die Zeit ist nahe (Vers 10). Johannes wurde beauftragt, die ihm anvertrauten Worte n i c h t zu versiegeln, im Gegensatz zu Daniel, dem gesagt wurde, das Gehörte zu verschließen und das Buch zu versiegeln bis zur Zeit des Endes (Dan 12,4). In Kap. 10, 4 wurde Johannes befohlen, die Stimme der sieben Donner zu versiegeln, hier aber hat er das Gegenteil zu tun. Johannes schreibt in seinem Brief (1Joh 2,18): «Kindlein, es ist die letzte Stunde». Petrus schreibt: «Das Ende aller Dinge ist gekommen» (l. Petr. 4, 7) und Jakobus sagt: «Der Richter steht vor der Tür» (Jak 5,9). Für Daniel war die Zeit des Endes noch nicht da, für Johannes aber, der im Geiste in die Tage des Endes versetzt war, war sie sehr nahe, deshalb bedurfte es auch keiner Versiegelung. Israel, dem die Offenbarung vor allen Dingen gilt, tappt noch immer im Dunkeln, hat noch immer eine Decke über den Augen. Es muss warten, bis seine Zeit gekommen ist, dann wird auch ihm Licht zuteil werden. Jetzt sitzt der Herr zur Rechten Gottes und wartet auf den großen Augenblick, da Er zum zweiten Male denen erscheinen kann, die auf Ihn warten zur Seligkeit (Heb 9,26-27). Die Tatsache, dass Gott in letzter Zeit viel Licht über die Prophetie geschenkt hat, dürfte auch ein Zeichen dafür sein, dass der Herr bald kommt, und dass die noch unerfüllten Weissagungen sich bald erfüllen werden.
Zwei Entscheidungen (Vers 11). Wie sehr ernst ist doch dieser Vers. Er belehrt uns, dass der Mensch den Ausfluss seines innersten Wesens mit hinüber nimmt. Haben wir uns heiligen, reinigen und herrlich machen lassen, dann wohl uns; gehen wir aber unheilig, unrein und ungerecht hinüber, dann wird auch der Lohn dementsprechend sein (Vers 12). Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen (Pred 11,3). Zu welcher dieser zwei Klassen gehörst du, lieber Leser? Drüben gibt es keinen Wechsel mehr. Die Lehre des Fegfeuers sowie die der Allversöhnung ist eine irreführende. Die Schrift kennt keine zweite Bekehrungsmöglichkeit, sie kennt diese Lehre nicht. Wir finden sie aber vor allem in den Gehirnen derer, die den schmalen Weg verlassen und den Zeitlauf dieser Welt wieder liebgewonnen haben. Diese Lehre soll ihnen als Ruhekissen dienen. Die Schrift sagt unzweideutig: «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach das Gericht» (Heb 9,27). Eine so wichtige Sache wie die Möglichkeit einer Bekehrung zu Jesus, dem Retter, nach dem Tode, hätte Gott den Menschen sicher ebenso deutlich gesagt wie zweimal hintereinander in Joh 3,15.16 das V e r 1 o r e n g e h e n durch Unglauben. Wir wiederholen: Bekehrung, Reinigung und Heiligung sind Dinge des Diesseits, nicht solche, die sich drüben nachholen lassen