Behandelter Abschnitt Off 10,8-11
Das geöffnete Büchlein in der Hand des Engels (Kap. 10, 8-11)
Das kleine Büchlein stellt kein Geheimnis dar wie etwa die Sterne, Heuschrecken oder der brennende Berg; es ist im Gegenteil ein offenes Buch. In Kap. 5 sahen wir die siebenfach versiegelte Rolle, deren letztes Siegel in Kap. 8 gebrochen wurde. Somit ist das Blich in der Hand des Lammes geöffnet. Bei diesem
Büchlein handelt es sich wohl um die weiteren Ratschlüsse Gottes. Es beherrscht das ganze Kapitel, denn es wird viermal erwähnt. Es ist die Fortsetzung der versiegelten Buchrolle und soll Johannes über alles Weitere der Gerichtszeit unterrichten. Wir beschäftigen uns nun noch etwas eingehender mit diesem Büchlein.
Wo ist es? In der Hand des Engel s . Die versiegelte Buchrolle in Kap. 5 war hingegen in der Hand dessen, der auf dem Throne sitzt, und ging in die Hand des Lammes über. Das ist einer der Unterschiede dieser zwei Schriftstücke. Eines war versiegelt, das andere aber ist geöffnet.
Der Empfänger des Büchleins. Es ist der Apostel Johannes (Vers 9). «Die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte,. redete wiederum mit mir und sprach: Geh hin, nimm das geöffnete Büchlein in der Hand des Engels.» Johannes ist so recht das Vorbild eines Dieners Gottes, der allezeit bereit ist, wenn Gott ihn ruft. Dies ist der Weg zu neuen Offenbarungen und Erfahrungen im Glaubensleben. Das Buch in Kap. 5 konnte niemand im Himmel noch auf der Erde nehmen. Dieses Büchlein aber darf Johannes nicht allein aus der Hand des Engels nehmen, er soll es sogar essen. «Nimm das Büchlein!» Und Johannes ergriff es sogleich. Wie oft erging auch an uns der Befehl: «Nimm dieses Buch», d. h. das Wort Gottes. Waren wir der Stimme gehorsam? Johannes sollte aus dem Büchlein die noch ausstehenden Wege Gottes mit Israel kennen lernen. In gleicher Weise wollen auch wir die Gedanken Gottes erkennen, die Er mit Seiner Gemeinde, mit Israel und mit der Völkerwelt hat; denn nur so werden wir in biblischen Richtlinien arbeiten können. Wie wichtig ist es doch, dass ein Diener des Herrn das Wort der Wahrheit recht zu teilen weiß.
Das Büchlein war vom Himmel her (Vers 10). Von dort aus hat Gott auch
die ganze Heilige Schrift diktiert, denn es steht geschrieben: «Heilige
Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste (1Pet 1,11; 2Pet 1,21). Übrigens ist der aus der Herrlichkeit herabgestiegene,
fleischgewordene Sohn Gottes, unser Herr Jesus, selbst das Wort (
Der Inhalt des Büchleins. Es enthält Gottes Pläne und Absichten mit Israel, denn gleich im folgenden Kapitel ist die Rede vom Tempel, vom Altar und von den Anbetern. Jerusalem wird in ,jenen Tagen von den Nationen zertreten werden. Im Tempel selbst wird der Antichrist hausen und sein Bildnis aufrichten lassen, vor welchem sich alle beugen sollen. Die Macht des Bösen feiert dann die größten Siege, und Gottes Sache scheint endgültig verloren zu sein. Der Antichrist hat Macht über die Heiligen, führt Krieg mit ihnen und überwindet sie. Nun aber wird Johannes belehrt, was bald mit Israel geschehen werde. Innert kurzer Zeit soll die siebente Posaune erschallen, und auf ihr Verhallen folgt die herrliche Erlösung Israels. Die Heiligen der letzten Tage werden also auf den sicheren Sieg und hehren Ausgang aufmerksam gemacht. Nachdem nun endlich das Maß der Sünde voll war (1. Mose 15,16), kommt der Herr, um Seine Mörder und die Seines Volkes zu richten. Wir bemerken noch, dass mit dem Erscheinen des starken Engels verstärktes Handeln hervortritt, denn er hat seine Füße auf Erde und Meer gestellt.
Der richtige Gebrauch des Büchleins. Es genügte nicht, das Büchlein nur zu nehmen. Johannes muss es essen, es in sich aufnehmen wie einst Hesekiel (Hes 2,8-10; 3,1-3). Es handelt sich hier wohl um ähnliches Essen wie in Joh 6,53-56: «Wer mein Fleisch isst und trinket mein Blut, bleibt in mir und ich in ihm.» Nur wenn wir das Wort Gottes in uns aufnehmen, wird es unser eigen, stillt den Hunger, gibt Kraft und Leben; denn gleich wie das Essen einer Speise zu unserm Wachstum und zur Erhaltung der Kräfte dient, so wird auch das täglich in uns aufgenommene Wort Gottes Leben und Frucht wirken.
Dem Josua wurde schon Gelingen und weises Handeln zugesichert, vorausgesetzt, dass das Wort Gottes n i c h t von seinem Munde weiche (Jos 1,8). Und es bleibt dabei!
Die doppelte Wirkung des Essens (Ps 119,103; Jer 15,16-18). Es war süß in seinem Munde. Was anders war dem Johannes süßer in der Botschaft, als zu hören, dass Israels Erlösung nahe und das Reich in Kürze aufgerichtet werde. Der erste Genuss einer guten Botschaft ist meistens süß. So freut sich auch der Sünder, wenn er die Botschaft des Evangeliums aufnimmt, sie sich zu eigen macht und zu der Erkenntnis kommt, dass das Heil in Christo frei und umsonst ist, daß Jesu Leiden und Sterben zu seiner Seligkeit ausreichen, und ihm durch den Glauben das ewige Leben geschenkt ist.
Hernach war es bitter in seinem Innern. Als Johannes von den furchtbaren Leiden hörte, die über sein Volk kommen sollten, und er das Tier in Kap. 13 sah, erfüllten ihn Schrecken und Bangigkeit. Das war das Bittere des Büchleins. Auch Männer wie Esra, Nehemia und Daniel empfanden Israels Not als bitteren Schmerz und beugten sich tief wegen der Sünde ihres Volkes (Dan 9). Und wie bitter wird es für Israel selbst sein, wenn es den Herrn Jesus erkennen wird, den es durchbohrt hat (Sach 12,10-14). Süß ist für uns die Kunde von Jesus, aber manchmal recht bitter für das Fleisch die Gemeinschaft Seiner Leiden (Phil 3,10; Heb 11,36-38).
Ein nochmaliger Auftrag (Vers 11). «Du musst abermals weissagen.» Soll der Prophet recht weissagen, so muss er erst die zugesagten Gerichte in sich aufnehmen, d. h. sie sich zu eigen machen, mitempfinden. Für ihn war Gottes Wort bindend in Verheißungen und in Gerichtsansagen; also kein Spruchkästlein mit nur schönen Verheißungen. Nur dann kann ein Diener Gottes fruchtbar wirken, wenn er selber das ganze Wort Gottes gegessen und sich gesättigt hat. In der Kraft des in ihm wohnenden Wortes wird er dann den unumstößlichen Ratschluss und Heilsplan Gottes mit Überzeugung der Umwelt zur Ehre Gottes mit Erfolg verkündigen.