Behandelter Abschnitt Off 10,8-11
„Und die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, redete wieder mit mir und sprach: Geh hin, nimm das geöffnete Buch in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht. Und ich ging zu dem Engel und sagte ihm, er möge mir das Büchlein geben. Und er spricht zu mir: Nimm es und iss es auf; und es wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig. Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig, und als ich es gegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht. Und es wurde mir gesagt: Du musst wieder weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige“ (10,8–11).
Der Herr ist Herrscher über alles; seine Füße stehen auf der Erde und auf dem Meer; es gibt nichts, das nicht seiner Autorität unterstellt wäre. Er ist der Herr der Schöpfung, und Er ist Herr der Menschen. Als Schöpfer des Alls ist Er aber auch der Lenker alles Geschehens; nichts geschieht, das seiner Allmacht und seiner Allwissenheit entgehen könnte; auch der gläubige Überrest der letzten Tage steht vor seinem Auge und wird gelenkt und bewahrt durch seine mächtige Hand. Der Versucher mag toben, Gott ist stärker als er.
Johannes ist hier der Vertreter des gläubigen Überrestes aus den Juden. Er hat das göttliche Zeugnis an sein Volk und weiter an die Nationen auszurichten. Der heutige Staat Israel lässt uns etwas von dem Kommenden ahnen.
Die Kunde, die Johannes vernimmt, nämlich die Befreiung des Volkes und die Ankunft des erwarteten Messias und Königs, ist für das wartende Volk und seine Boten ohne Frage auch eine süße Nachricht. Wer aber mit den Prophezeiungen der alten Propheten vertraut ist, weiß, dass zuerst noch große Drangsale und Übungen kommen müssen. Diese werden zur tiefen Beugung und Buße führen und das wird bestimmt nicht süß, sondern sehr, sehr bitter für das ganze Volk sein. Die schwere Schuld, Gott abtrünnig geworden zu sein, wird erkannt werden, vor allem deswegen, weil die Juden den falschen Messias angenommen und diesem gehuldigt haben.
Lieber Leser, hat diese bemühende Tatsache nicht auch uns selbst etwas zu sagen? Sollte nicht das Wort Gottes auch für uns süß und bitter schmecken? Wir finden im Wort Gottes nicht nur Erfreuliches sondern auch Bitteres. Wir brauchen aber beides; sowohl die glücklich machenden Verheißungen und die Erkenntnis des liebenden Herzens des Herrn einerseits, als auch die ernsten Ermahnungen und Zurechtweisungen, das Im-Tod-halten des Ichs, andererseits. In unserer eingefleischten Einseitigkeit sind wir immer geneigt, wohl die Rosinen herauszunehmen und zu schmecken, aber die Salzkörner zu übersehen. Damit betrüben wir aber das Herz des Herrn, denn auch die Salzkörner sind für unsere geistliche Gesundheit und Kraft notwendig. Ist es nicht eine deutliche Tatsache, dass unsere Mängel und Schwächen eben daher rühren, dass wir die zahlreichen Ermahnungen, Warnungen und Zurechtweisungen nicht richtig beachten und beherzigen?