Behandelter Abschnitt Off 7,9-17
Die unzählbare Schar aus der großen Trübsal!
(Kap. 7, 9-17)
Eben betrachteten wir die Versiegelten aus I s r a e 1. Nun darf Johannes eine große Schar aus a 1 l e n V ö 1 k e r n , Zungen und Sprachen vor dem Throne Gottes sehen. Auch durch die erschütterndsten Gerichte hindurch offenbart Gott Seine Gnade. Auf der einen Seite trifft Seine Zornglut die Anbeter des Tieres, und auf der andern rettet und bewahrt Er Menschen in den unübertroffenen Wehen der letzten großen Drangsal.
Die hier genannten Heiligen, die aus der großen Trübsal kommen, sind nicht die der Gemeinde, wie manche Ausleger meinen. Erstere unterscheiden sich wesentlich von letzteren. Die Heiligen aus der Trübsal stehen v o r dem Thron, die der Gemeinde werden hingegen a u f den Thron erhoben. Oft beschäftigt uns die Frage, was wohl aus denjenigen werden wird, die nicht zur Entrückung gelangten, und für deren Bekehrung wir so lange beteten. Wir fragen auch, wie es mit denen sein wird, die kein klares Evangelium je gehört haben; was mit den vielen der großen Namenchristenheit, denen weder Bekehrung noch Heiligung angeboten wurde, die in allerlei toten Formen erzogen und darin festgehalten wurden, meinten, der Himmel sei ihnen dank ihrer Treue zur Kirche sicher, ohne eine Wiedergeburt erlebt zu haben, welche laut der Schrift allein maßgebend ist zum Eingang in das Reich Gottes. Es ist uns ein großer Trost zu wissen, dass Gott unsern Rat nicht braucht, und dass Er, was die Menschen der großen Trübsal betrifft, allen in schwerster Zeit noch Gelegenheit zur Buße und Bekehrung gibt. Die unzählbare Schar (Vers 9) bietet uns Beweis genug, dass noch sehr viele kommen werden. Gleich wie die Hundertundvierundvierzigtausend eine Erstlingsschar aus Israel sind, und hernach ganz Israel gerettet wird, so ist die erwähnte große Schar eine Erstlingsschar aus den Nationen; denn im Millennium werden a 11 e Völker gerettet werden.
Wer sind dieses (Vers 13.) So oder ähnlich hätten wir auch gefragt. Einer der Ältesten gibt Johannes genaue Auskunft. Unzweideutig erklärt er: «Es sind die, welche aus großer Trübsal gekommen sind und ihre Kleider gewaschen und helle gemacht haben im Blute des Lammes. Die Annahme, dass ein Teil der Gemeinde nicht entrückt werden wird, der dann unter dieser Volksmenge sei, widerspricht der Lehre von der Einheit des Leibes (Eph 4).
Sie stehen vor Gottes Thron. Unerschütterlich fest standen sie vor dem Tier und ließen sich in der Hitze der Trübsal durch nichts zur Verleugnung verlocken. Sie folgten dem Lamme nach, wohin Es ging. Sie, die so treu den Herrn bekannten, werden nun droben vor Gott und den Engeln bekannt. Und gleich wie der Sohn Gottes nach freiwilliger, tiefster Erniedrigung erhöht wurde, so werden auch die treuen Nachfolger von Gott geehrt und hoch erhoben (Phil 2,5-11). Darum lasst auch uns hinausgehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach tragend (Heb 13,13).
Johannes staunt über ihre Schönheit. Sie sind der Verheißung gemäß (Kap. 3, 5) mit weißen Kleidern angetan, welche auf die Gerechtigkeit hinweisen, die ihnen geworden ist. Ihre Reinheit verdanken sie dem Blute des Lammes.
Sie gehen als Sieger einher und tragen Palmen in ihren Händen. Die Palme ist das Bild des Sieges, des Friedens und der Freude. Beim Laubhüttenfest, dem Fest der Freude über die Rettung aus Ägypten, dienten auch Palmzweige mit zum Obdach (3. Mose 23,40-44), droben aber hat der Herr Sein Zelt über ihnen errichtet.
Wie sind sie dahin gekommen? Einst waren sie verlorene Sünder, wie auch andere, und nun stehen sie vor dem Throne Gottes. Wie ist das möglich?
Nicht durch Trübsal. Viele haben die irrige Auffassung, deshalb selig zu werden, weil sie durch viel Not, Krankheit und Leiden gegangen sind. Nein, deswegen kommt niemand in den Himmel! Trübsale sollen ja gerade die Sündenerkenntnis und das Bedürfnis des Heils in Christo wecken (1. Mose 44,16; 1Kön 17,18; Hiob 13,26). Aber wie sind sie denn dahin gekommen?
Durch Waschung. Sie haben sich das kostbare, reinigende Blut des Lammes zunutze gemacht und werden deshalb in Kap. 22, 14 glückselig gepriesen (Elberfelder Übersetzung). Unreines geht nicht in den Himmel ein (Kap. 21, 27). Nur Jesu Blut ist allgenugsam, den Sünder freizusprechen (Heb 9,22) und den allerschlimmsten Schaden zu beheben (1Joh 1,9; Heb 10,22).
Ihr Ruhm (Vers 10-12). Sie sind des Ruhmes voll und schreiben ihr ganzes Glück Gott und dem Lamme zu. «Das Heil unserm Gott!» Ihr lauter Freudengesang bringt den ganzen Himmel in Bewegung, denn die Ältesten, die lebendigen Wesen und die Engelwelt nehmen teil am Jubel. In einer siebenfachen Weise geben sie ihrer Anbetung Ausdruck (Vers 12). Im Blick auf den mühsamen zurückgelegten Trübsalsweg, auf welchem der Wüstensand so heiß unter ihren Füßen brannte und so viele Tränen flossen, jauchzen sie nun und bringen mit Freuden ihre Garben.
Ihr Lohn. «Euer Lohn wird groß sein», sagte einst der Herr.
Sie haben das Vorrecht, dem Herrn unaufhörlich zu dienen (Lk 2,37; Apg 26,7).
Sie erfreuen sich der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus. Bei Ihm sind sie unter Seinem Zelt geborgen (Vers 15).
Sie kennen keinerlei Bedürfnis mehr. Hunger und Durst sind vorüber. Die böse Zeit des dritten Siegels mit der großen Hungersnot, da nur diejenigen kaufen und verkaufen konnten, die das Malzeichen des Tieres trugen, wiederholt sich nicht mehr. Nun weidet sie das Lamm und führt sie zu den Brunnen lebendigen Wassers.
Sie werden reichlich getröstet, denn Gott wischt jede Träne von ihren Augen ab.
Eine reiche Ermunterung. Der Herr will durch dieses Schriftwort allen, die durch Trübsale gehen und um Seines Namens willen zu leiden haben, eine Ermunterung zusprechen. Er will ihnen zeigen, dass auf die Trübsal Freude folgt, und dass sie mit Paulus sprechen sollen: «Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll» (Röm 8,18). Es lasse sich daher niemand von den Trübsalen erdrücken.
Die große Trübsal
Wir müssen vor allem unterscheiden zwischen Trübsalen im allgemeinen und der «großen Trübsal, im besonderen. Dass Gottes Volk durch Trübsale gehen werde, hat der Herr im voraus gesagt (Joh 16,33). Zu allen Zeiten sind die Gläubigen mehr oder weniger durch viele Trübsale ins Reich Gottes gegangen. Man beachte nur die Liste der Glaubenshelden in Heb 11. Die Gemeinde in Smyrna hatte zehn Tage Trübsal, aber dies war noch lange nicht die große Trübsal (Off 2). Wir denken an die Judenverfolgungen und mit Schrecken an die unsagbaren Leiden unserer Mitgläubigen, die in Verfolgungszeiten durch Gefängnis, Hunger, Schläge und Tod hindurchgingen; dennoch war es noch nicht die große Trübsal. Trübsale sind sogar ein Teil unserer Berufung (2Thes 1,6). Johannes selbst nennt sich einen «Mitgenossen in der Drangsal» (Kap. 1, 9). Die große Trübsal ist noch zukünftig.
Was sagt die Schrift über diese Trübsal? Folgende acht Stellen sollen uns belehren:
Jer 30,7. Hier wird diese Trübsalsperiode die Drangsal Jakobs genannt. Sie hat also offenbar jüdischen Charakter.
Dan 12,1. In dieser Stelle wird zweimal der Ausdruck «Dein Volk» gebraucht. Damit ist Daniels Volk, also Israel, gemeint.
Joel 2,1-2 ist ein Weckruf an I s r a e 1 für jene Zeit.
Mt 24,15-18. Diese Stelle ist wohl die ausführlichste in bezug auf die große Trübsal; denn sie gibt Ort und Zeitpunkt der Trübsal sowie nähere Umstände wie Juda, Sabbat und Gräuel der Verwüstung an. Diese Ausführungen bewahren vor falschen Schlüssen, die oft gezogen worden sind.
Mk 13,14-23. Als der Herr jene Worte sprach, war die Gemeinde noch nicht da, folglich können sie sich nur auf I s r a e 1 beziehen.
1Thes 1,10. Der Apostel Paulus zeigt, dass die Gemeinde v o r dem kommenden Schrecken errettet werden wird. Desgleichen schreibt er in 1Thes 5,9-10, dass wir nicht zum Zorn, sondern zur Seligkeit gesetzt sind.
Off 3,10. Hier hat der Herr die große Trübsal im Auge, verheißt aber P h i 1 a d e 1 p h i a , sie vorher zu erretten.
Off 7,14-15. Johannes sieht hier eine Schar, die durch die große Trübsal hindurchgegangen ist. Sie kann nicht die Gemeinde sein, denn Johannes k e n n t s i e n i c h t , die Gemeinde kannte er aber. Alle diese Trübsalstellen enthalten mit großer Deutlichkeit keinen einzigen Hinweis auf die Teilnahme der Gemeinde an der großen Trübsal.
Die Trübsal selbst. Sie wird eine Zeit furchtbaren Jammers und nie dagewesener Drangsal über die Gläubigen jener Tage sein. Sie wird über den ganzen Erdkreis, besonders aber über Palästina kommen, das dann wieder die Wohnstätte Israels sein wird. Es wird eine Periode schrecklichsten Martyriums sein (Off 6,6-9), denn sie steht unter satanischer Führung und großen teuflischen Zeichen und Wundern (Off 13,7-15) sowie im Zeichen äußerster Gottlosigkeit (Off 9,20-21).
Die Zeit der großen Trübsal. Da der Herr in Verbindung mit der großen Trübsal von Jerusalem und vom Tempel redet, kann es sich nur um d i e Zeit handeln, da Israel wieder in Palästina sein wird; denn der Gräuel der Verwüstung wird an heiliger Stätte sein (Jer 30,7; Dan 11,38.39; 12,1; Mt 24,15-21; Off 13,14-15). Die große Trübsal bildet die zweite Hälfte der 70. Woche Daniels, die mit dem Kommen Christi auf dem Ölberg abschließt.
Die Dauer der großen Trübsal. Die 70. Woche Daniels umfasst eine Zeitspanne von sieben Jahren. Sie zerfällt in zwei Hälften und liegt zwischen der Entrückung und dem Erscheinen Christi auf dem Ölberg (Mt 24,30). Die zweite Hälfte beginnt, wenn Satan aus dem Himmel geworfen und sich auf das wehrlose Israel stürzen wird. Die Drangsale werden besonders gegen das Ende hin so groß sein, dass sie um der Auserwählten willen verkürzt werden.
Die Werkzeuge der großen Trübsal. Da ist vor allem die satanische Trinität:
Der Drache als Antigott.
Das Tier als Antichrist.
Der falsche Prophet als Antigeist.
Und obwohl sich die Wut Satans hauptsächlich über Israel ergießen wird (Off 12), so wird der Antichrist doch alles, was Gott anbetet und das Malzeichen des Tieres nicht annimmt, verfolgen und töten. Die Getöteten sind aus allen Nationen und sind jene Heiligen, die durch die Missionstätigkeit Israels zum Herrn bekehrt worden sind.
Der Schrecken der Trübsal. Der Tempel, Israels Heiligtum, wird verunreinigt werden, wohl ähnlich wie einst durch AntiochusEpiphanes (Dan 11,36). Jerusalem wird dann von den antichristlichen Heeren belagert sein (Sach 14). Vom Höhepunkt dieser Leidenszeit spricht der Herr in Mt 24,21 ff. Heute sehen wir Israels Wehen schon beginnen; denn der Druck auf dieses Volk setzt mächtig ein. Israel muss die Ablehnung des Herrn Jesu mit unvorstellbarer Not bezahlen.
(Meine kleine Schrift «Die große Trübsale beschäftigt sich eingehend mit diesem Thema.)