Behandelter Abschnitt Off 7,9-10
Die unzählbare Volksmenge aus den Nationen
„Nach diesem sah ich: Und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen, und sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen waren in ihren Händen. Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil sei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“ (7,9.10).
In der Haushaltung der Gnade sind die Gläubigen aus Juden und Heiden in Christus alle eins geworden, alle gleicherweise Glieder am Leib des Christus ohne Unterschied. Hier aber, sobald Israel als Volk wieder auf den Plan tritt, wird zwischen Israel und den Nationen streng unterschieden. Israel ist wieder das bevorzugte Bundesvolk Gottes, und als ein erneuertes Volk nicht mehr Schwanz, sondern Haupt der Völker. Ihm, d. h. seinen Priestern und Leviten, ist auch im Neuen Bund allein der Dienst im Tempel anvertraut; darum wird es nach genauer Zahl versiegelt. Bei der „großen Volksmenge“ dagegen lesen wir nichts von Versiegelten, es ist eine unzählbare Schar, wiewohl ja Gott auch da seine bestimmte Vollzahl hat, ebenso wie heute in der Ekklesia, der christlichen Brautgemeinde (Röm 11,25.).
Aber in beiden Fällen bleibt uns die Zahl verborgen. Bestimmte Zahlen, bei denen es sich um Zeitangaben oder Mengenzahlen handelt, werden im Wort Gottes stets nur in Beziehung zu Israel gegeben. Auch in der Apostelgeschichte werden uns die Zahlen der Erretteten nur solange mitgeteilt, wie das christliche Zeugnis noch in Verbindung mit Jerusalem und dem Judentum stand; sobald es darüber hinaus wuchs, werden keine Zahlen mehr genannt. Darum ist es absolut ausgeschlossen, aus den biblischen Zahlen die Wiederkunft des Herrn berechnen zu können, da ja die christliche Ära eine Einschaltung von unbestimmter Zeitdauer in die Zahlenangaben für Israel bedeutet.
Diese „große Volksmenge“ ist, ähnlich wie die heutige „Ekklesia“, aus „allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen“, allerdings in ganz anderem Ausmaß, gesammelt. Was heute geschieht, ist nur eine „Erstlingsfrucht“ der großen zukünftigen Ernte. Es gibt mehr als 2000 Sprachen auf der Erde, nur etwa in 1 100 Sprachen wurde Gottes Wort, oder Teile davon übersetzt, also nicht viel mehr als die Hälfte. Wenn aber nach Joel 3 die Fülle des Geistes ausgegossen sein wird, dann wird auch die Ernte der Boten Gottes jener Zeit, eine viel mächtigere und umfassendere sein und alle Völker und ganze Völker erfassen. Ihre Predigt umfasst dann nicht das Evangelium der Gnade, sondern das Evangelium des Königreiches des Messias, die Botschaft vom 1000-jährigen Reich. Auch diese Segnung ist selbstverständlich auf das Erlösungswerk am Kreuz gegründet, nur wird dann als Verheißung nicht das Eingehen in den Himmel, sondern Herrlichkeit und Segnung auf der Erde in Aussicht gestellt.