Behandelter Abschnitt Off 2,1-7
Ephesus
(Kap. 2, 1-7)
In den sieben Sendschreiben haben wir die letzten feierlichen Reden des Herrn. Je und je waren sie Gegenstand besonderen Forschens. Gewiss werden auch wir durch unsere kurzen Betrachtungen inneren Gewinn davontragen.
Empfänger des Briefes. Gleich wie ,jeder Brief einen Adressaten hat, so auch die Schreiben an die sieben Gemeinden. Das erste Schreiben galt der Gemeinde zu Ephesus, d. h. «Schönheit». Und trotz des vielen Schönen in jener Gemeinde muss der Herr klagen und ausrufen: «Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlassen hast.» Im Briefe des Apostels Paulus an die Epheser bestaunen wir die tiefe Erkenntnis göttlicher Dinge in ,jener Gemeinde. Nicht weniger als 22mal wird die Liebe erwähnt, so glühend waren sie für den Herrn.
Absender des Schreibens. In den einzelnen Sendschreiben ist die verschiedene Darstellung der Person des Herrn als Absender höchst beachtenswert. In der Botschaft an Ephesus steht Er vor uns:
Als der, der die sieben Sterne hält.
Als der, der inmitten der Gemeinden wandelt, der sie segnet, erfreut, aber auch prüft und Anstößiges verurteilt. Sein Herz ist traurig, wenn Er Böses wahrnimmt, das weder gerichtet noch bereut wird, weil Er sich dadurch aus der Mitte der Gemeinde entfernen müsste.
Reiches Lob. In fünf der Sendschreiben muss der Herr tadeln, jedoch anerkennt Er jedesmal das Gute, ehe Er das Mangelhafte rügt. Eine mustergültige Belehrung für uns! Jeder erfahrene und erfolgreiche Pädagoge wird zuerst das Gute am Kinde loben, hernach auf das Ungenügende oder gar Fehlerhafte hinweisen. Bei Ephesus lobt der Herr siebenerlei:
1. Ihre Tätigkeit, «ich kenne deine Werke».
2. Ihre Bemühungen «und deine Arbeit».
3. Ihre Geduld «und dein Ausharren».
4. Ihre Gemeindezucht, «und dass du Böses nicht ertragen kannst».
5. Ihr Unterscheidungsvermögen, « du hast die geprüft, welche sich Apostel nennen und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden». (Wer sich also heute Apostel nennt, ist ein Lügner.)
6. Ihre Unermüdlichkeit, «und bist nicht müde geworden».
7. Ihr Hassen der Werke der Nikolaiten.
Allgemein nimmt man an, dass die Tätigkeit der Nikolaiten eine Wühlarbeit war, die zwischen Geistlichen und Laien einen großen Unterschied machte, so dass dadurch das allgemeine Priestertum in Frage gestellt wurde (1Pet 2,5.9). Nicht eine These, sondern die Wiedergeburt macht uns zu Geistlichen und befähigt und berechtigt uns zum Dienst. Die gräulichen Wölfe, von denen Paulus in seiner Abschiedsrede an die Epheser geweissagt hatte, standen vor der Tür und begehrten Einlass. Die Epheser erkannten aber die bedauerliche Lehre der Nikolaiten und hassten ihre Werke.
Der tiefbetrübte Herr. Wie wehmütig und ernst klingen doch des Herrn Worte: «Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlassen hast.» Die erste Liebe ist nicht allein die erste Begeisterung für den Herrn nach der Bekehrung, sie ist vielmehr jenes freudige, ununterbrochene Warten auf Ihn, wie wir es bei den Thessalonichern finden (l. Thess. 1, 9‑10). Christus war den Ephesern so groß geworden, dass sie in ihrer ersten Liebe alle verkehrten Dinge dem Teuer übergaben (Apg 19,19). Beachten wir den folgenden 20. Vers in Apg 19, der uns zeigt, welch großer Segen solcher Treue und Hingabe folgte. «Also wuchs das Wort des Herrn mit dacht und nahm überhand.» Die erste Liebe fand also ihren praktischen Ausdruck auch in der ungeheuchelter Bruderliebe. Der ersten Liebe der Epheser folgte leider bald eine andere, die Geldliebe. Paulus schrieb in dieser Angelegenheit an Timotheus, der sich zu jener Zeit gerade in Ephesus aufhielt (1Tim 6,10 ff.). In der Folge glich Ephesus einem Weibe, das sich von seinem Manne wendet und eine andern liebt. Die Ursache der meisten Schwierigkeiten im Glaubensleben liest im Verlassen der ersten Liebe. Das Herz ist nicht mehr in der rechten Stellung zum Herrn die Liehe erkaltet, der Abfall fasst zuerst feine, unscheinbare Wurzeln und endet mit dein Zustand voll wenn keine Buße stattfindet. Das Äußere der Epheser war anscheinend in Ordnung, aber das Innere war morsch. Das Verlassen der ersten Liehe verunehrt den Herrn, beraubt uns Seiner Freude und ist ein Sieg Satans. Lieber Leser, wie steht es um dich? Stehst du in Gefahr, dich wieder heimisch zu fühlen in dieser Welt, ist bei dir die erste liebe gedämpft oder hast du sie gar schon verlassen? Wurde dir der Reichtum, die Ehre oder, wie einst dem Salomo, das Fleisch zum Verhängnis? Es gibt einen Ausweg, nämlich:
Die Umkehr. Nachdem der Herr das Grundübel des Verfalles festgestellt hat, ruft Er zur Buße. «Gedenke, wovon du gefalle n bist.» Vergleiche dein Heute mit deinem Einst! Ephesus soll innerlich trauern, soll ein Fasten ausrufen und sich in Gottes Gegenwart schonungslos richten; denn ohne wahre Buße gibt es keine gründliche Wiederherstellung. Ephesus soll noch einmal alles Gott Missfällige dem Feuer übergeben (Apg 19) und bis dahin zurückkehren, wo das Abweichen anfing. Meistens ist es in der Vernachlässigung des Lesens der Schrift und im Aufgeben des Gebets zu suchen. Ephesus wird ermahnt, die ersten Werke zu tun, weil die jetzigen nicht mehr aus der Liebe fließen.
Eine ernste Warnung. Ephesus hat die Ermahnungen zur Umkehr nicht zu Herzen genommen. Und gleich wie die Stadt selbst zur Ruine geworden ist, so auch die einst blühende dortige Gemeinde. Wer immer der warnenden Stimme Gottes kein Gehör schenkt, hat nur noch das Gericht zu erwarten; wer sich aber selbst richtet, den wird Gott nicht richten. Beherzigen wir so recht 1Kor 13, auf dass unsere Liebe nicht erkalte.
Eine große Verheißung. Sie gilt den Überwindern. Was immer störend zwischen den Herrn und uns getreten sein mag, muss überwunden und die leicht umstrickende Sünde abgelegt werden. Was nun die große Verheißung betrifft, so bekommen du und ich das Vorrecht wieder, das Adam durch seine Sünde eingebüßt hatte, nämlich im Paradiese Gottes zu sein und die Früchte des Lebensbaumes zu genießen. Überwinden ist köstlich vor Gott, ist aber nur möglich nach vorangegangener Buße, Selbstgericht und Reinigung.
Es sei noch hervorgehoben, dass jedes der sieben Sendschreiben den
Aufruf zum Hören enthält. Es verdross also den Herrn nicht, siebenmal
dasselbe zu sagen. Die Hebräer waren im Hören träge geworden (