Behandelter Abschnitt Phil 1,19-20
Gebet der Philipper und Darreichung des Geistes (Phil 1,19-20)
Schenken wir unsere Aufmerksamkeit noch dem 19. Vers. Paulus nennt hier zwei höchst beachtenswerte Tatsachen, die wir nicht übersehen dürfen, weil sie allen Gläubigen nützlich sind. Er nennt da 1. das Gebet, die Fürbitte, und 2. die Darreichung des Geistes. Beachten wir ihre große Bedeutung.
I. Die Umstände des Apostels. Obwohl sie uns zum Teil bekannt sind, muss doch einiges zum besseren Verständnis wiederholt werden. Der Apostel war im Gefängnis und zwar voll guter Zuversicht. Er wusste, dass er am gottgewollten Ort war, sonst hätte Gott es gar nicht zugelassen. Alles, was ihm bis dahin zugestoßen war, diente zur Förderung des Evangeliums (Vers 12 ff.). Dem Apostel stand stets die Ehre Gottes vor Augen, wie das der nächste Vers auch zeigt. So wollte er auch Gott in der gegenwärtigen Lage ehren. Ihn beschäftigte weder sein Märtyrertod noch seine Freiheit, sondern die Verherrlichung Christi. Wird Christus mehr durch sein Sterben geehrt, so will er sterben, wird Er aber herrlicher gemacht durch das Bleiben im Fleische, so will er leben. So soll die Gesinnung jedes Gottesknechtes sein. Ist dies auch die unsere?
II. Durch euer Gebet. Paulus gründet seinen Sieg auf zwei Tatsachen,
auf die Fürbitte der Philipper und auf die Darreichung des Geistes Jesu
Christi. Paulus war ein großer Beter. In Vers 4 betet er für die
Philipper, hier aber sagt er, dass ihm ihre Fürbitte zum großen Nutzen
und Segen gereiche. So könnte man diesen Abschnitt überschreiben: der
Wert der Fürbitte (1Thes 5,25; 2Thes 3,1; Kol 4,3;
III. Warum sollen wir Fürbitte für Gottes Diener üben? Das Gebet ist die wirksamste Waffe, die Gott Seinem Volke gegeben hat. Durch sie werden Bollwerke Satans, fester als die Mauern Jerichos, zerstört. Paulus schätzte das Gebet der Gläubigen über alles. Nie bettelte er um Geld, nie sagte er: wenn wir die Mittel hätten, so könnten wir dieses oder jenes tun. Paulus wusste, dass das eines wahren Dieners Gottes unwürdig ist, denn Gott sorgt bestimmt für Sein Werk. Dagegen bat er um die Fürbitte der Mitgläubigen. Von der Fürbitte erwartete er Großes. Aber warum sollen wir für die Diener Gottes beten?
IV. Wegen ihrer großen und vielseitigen Aufgabe. Diener Gottes sind
gesandt Tote aufzuerwecken. Wie Hesekiel zu den Totengebeinen predigte,
also müssen noch heute Gottes Diener zu Toten predigen, damit sie
erwachen (Hes 37). Von Natur sind die Menschen tot in Sünden (
Diener Gottes sollen den Heiligen dienen. Das ist ein schwerer Dienst. Paulus tat ihn Nacht und Tag unter Weinen, Fasten und Beten. Es gilt, die Hungrigen zu speisen. Oft aber sind nur wenige Brote und einige kleine Fischlein vorhanden; da dürfen die Diener nicht verzagen. Darum betet für sie.
Diener Gottes sind vielen Versuchungen und Gefahren ausgesetzt. Gewinnen sie Seelen, so versucht sie Satan durch Hochmut. Andere stehen in der Gefahr, in eine durch Übung erlangte Fertigkeit zu geraten und aus ihr heraus zu dienen. Wieder andere werden gelegentlich lau und träge oder den Menschen gefällig. Gewiss, es steht geschrieben, habt Frieden mit jedermann, aber nicht um jeden Preis. Wie nötig ist darum die Gebetswache.
Zu alledem sind Diener Gottes besonderen Angriffen Satans ausgesetzt. Wie manches Mal wollte Satan die Apostel töten. Diener Gottes müssen oft durch böse und gute Gerüchte gehen, Schmach, Verleumdung und Lästerung ertragen. Man verdreht ihre Worte und lügt dazu. Darum bete für sie! Ferner gibt es Stunden der Entmutigung wie bei Elias, wenn die erhoffte Frucht ausbleibt, oder gar einige zurückgehen, und wie Demas, wiederum die Welt lieb gewinnen. Es soll jede Gemeinde für ihre Diener beten; sowohl die Alten, die, wie Hanna, nichts anderes für den Herrn tun können (Lk 2,37), als auch die Kranken auf ihrem Lager. Inniges Beten muss stets, wie das Feuer auf dem Altar, brennen. In den Häusern hin und her dürfen sich zwei oder drei zum Gebet vereinigen. Will die Gemeinde gesegnet werden, so soll sie beten und besonders ihrer Diener gedenken.
V. Die Darreichung des Geistes Jesus Christi. Neben dem Gebet stützt sich Paulus auf die Darreichung des Geistes. Das Gebet wirkt von unten nach oben und die Darreichung des Geistes als Antwort wirkt von oben nach unten. Paulus wünscht, dass der Geist, der auf Jesus ruhte, auf ihm sei und ihn leite. Gleich wie der Heilige Geist Jesus nach der Taufe in die Wüste und in allem Dienste leitete, so wünscht auch er diese sichere Darreichung, denn er will wie sein Herr, den Vater verherrlichen. Paulus will nicht zuschanden werden, er bedarf des beständigen Zuflusses des Heiligen Geistes. Dieser Geist bedient sich der Werkzeuge, die Er sich selbst erwählt. Und ein solch auserlesenes Werkzeug will Paulus um jeden Preis sein.
Die Darreichung des Geistes benötigen wir heute ebenso, wie die Apostel in ihren Tagen, wenn der Herr in der Mitte der Gläubigen gepriesen werden soll, Seelen bekehrt, Heilige erbaut, Gleichgültige und Rückfällige erneuert.
Unsere Mithilfe an der Mission in fernen Landen ist nötig, damit der Geist Jesu Christi auf und in unsern Missionsgeschwistern ruhe. Es ist des Apostels heiße Bitte, dass die Philipper die Darreichung des Geistes für ihren treuen Diener erflehen. Auch wir wollen es tun und zwar für alle Gottesknechte, damit durch sie Jesus Christus hocherhoben werde in allen Lagen. Wir sind mitverantwortlich. Wir, die vielen, sind ein Leib und dazu gesetzt, einander Handreichung zu tun.