Christus verkündigen (Phil 1,18)
Auch Pauli Gegner verkündigten Christus; wenn auch nicht wie Paulus selbst, und vor allem nicht mit denselben Beweggründen, so wusste er doch, dass sie Christus verkündigten, und darüber freute er sich. Diese heilige Kunst kennen nur wenige Diener Gottes in unserer Zeit. Solange kein anderer oder falscher Christus verkündigt wurde, hat sich der Apostel nicht geärgert, sie nicht gehindert, sie nicht verleumdet oder verdächtigt. Er gab seiner Freude Ausdruck, dass Christus bekannt gemacht wurde. Welch ein Kapitel für uns! - Doch, bleiben wir mehr bei dem Ausdruck "Christus verkündigt" stehen. Was heißt es, Christus zu verkündigen? Wir predigen Christum, und zwar:
I. Die Person Christi. Sie ist die Person, die Gott war und Fleisch wurde (Joh 1,14), die in Gestalt Gottes war, aber unsertwegen hinabstieg und gehorsam war bis zum Tode am Kreuz. Wir verkündigen Ihn in Seiner göttlichen Majestät und Vollkommenheit; vollkommen in Heiligkeit, Macht, Liebe, Gerechtigkeit und Treue, wahrer Gott in Ewigkeit, aber auch ebenso wahrer Mensch, vom Weibe geboren, vollkommen in all Seinem Tun, in Wort, Werk und Wandel.
II. Den Namen Christi. Er ist der, der über alle Namen ist. In diesem Namen ist allein Heil; seine große Bedeutung ist "Retter-Seligmacher", und in diesem Namen werden sich alle Knie beugen. Diesen Seinen Namen hat Er selbst geboten zu predigen (Lk 24,47); denn er ist wie ein kostbares Öl, das ausgegossen ist (Hld 1,3). Dieser Name ist Musik im Himmel und wer in diesem Namen zum Vater kommt, der findet Erhörung seiner Gebete (Joh 15,16).
III. Das einzigartige Leben Christi. Darüber hat uns Petrus in seiner Rede im Hause des Kornelius einen Blick gegeben (Apg 10,38). Mit wenigen Worten beschreibt er dieses göttlich hingegebene Leben, Seine Zeichen und Wunder. Alle, die versucht haben, das Leben Jesu zu beschreiben, merkten nichts als Lücken in ihrer Darbietung, wenn sie nachträglich ihre Bücher an Hand dieses Lebens, das in sich selber Lebensquelle und Lebensursprung ist, verglichen. Kein Mund, keine Feder kann es würdig genug beschreiben. Dieses Leben (Jesus selbst) verkündigen wir zur Zeit und zur Unzeit.
IV. Das allgenugsame Sterben Christi. Wir wissen, was wir Seinem Tode verdanken, wenn wir nur an Jes 53 denken. Durch Seinen Tod hat Er Sühnung für unsere Sünden getan. Durch Sein Blut sind wir rein gemacht von aller Sünde (Eph 1,7). Er hat gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit Er uns zu Gott führe. Durch Seinen Tod, durch Sein vergossenes Blut haben wir Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum, dadurch ist der neue und lebendige Weg offen und jeder Sünder darf in kindlichem Glauben kommen, wissend, dass seine Schuld beseitigt ist (Heb 10,19 ff.). Christi Werk ist das größte aller Zeiten und das Werk von Golgatha genügt für die Ewigkeit.
V. Die Auferstehung Christi. Unter den verschiedenen Wahrheiten, die die Apostelgeschichte bringt und die Apostel verkündigten, tritt die Auferstehung Christi an erste Stelle. "Den hat Gott auferweckt, des sind wir alle Zeugen", klingt in jeder Predigt, die sie gehalten haben durch. Die Auferstehung ist der Beweis, dass Gott das Werk auf Golgatha besiegelt hat. Er ist unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden. Die Auferstehung ist das Siegel Seines Werkes und in ihr ist auch unsere Auferstehung gesichert.
VI. Die Himmelfahrt Christi. Auch sie ist für den Gläubigen von größter Bedeutung und wird schon im Alten Testament angezeigt. Er ist zurückgegangen zum Vater, und wie Er in Wolken gen Himmel gefahren ist, so wird auch Sein geliebtes Volk in Wolken Ihm entgegengerückt werden. Als das große Werk der Erlösung vollbracht war, ist Er hingegangen und hat sich zur Rechten der Majestät Gottes gesetzt (Heb 1,3).
VII. Den gegenwärtigen Dienst Christi. Im Hebräerbrief lesen wir, dass der Herr immerdar lebt und sich immerdar für uns verwendet. Er ist dort als der große Hohepriester Seines Volkes und vertritt uns. Wenn der Verkläger der Brüder uns antasten will, so tritt Er als Fürsprecher für uns ein. Er bringt auch unserer Bitten vor den Vater. Am Kreuze starb der Herr für uns, aber droben im Himmel lebt Er und verwendet sich für die Seinen und bereitet uns Stätten.
VIII. Die Wiederkunft des Herrn. Sie soll das Hauptthema der Gegenwart sein. Er ist einmal erschienen Sünde hinwegzunehmen, ein zweites Mal aber wird Er ohne Sünde denen erscheinen, die auf Ihn warten zur Seligkeit. Wer das ganze Evangelium verkündigt, wird den herrlichen Abschluss „Seine Wiederkunft“ nicht vergessen. Die Wiederkunft Christi ist vor allem das große Thema der Endzeit. Der Bräutigam kommt. „Gehet aus, Ihm entgegen“, so ruft unser Herr selbst den Seinen zu. Sein Kommen ist vor der Tür. Die Zeichen der Zeit sind so auffallend, dass jeder sorgfältige Schriftforscher merken muss, dass wir vor der großen Wende der Zeit stehen. Der Herr wird kommen, die Toten in Christo werden auferstehen, die lebenden Gläubigen verwandelt und gemeinsam dem Herrn entgegengerückt werden, um allezeit bei Ihm zu sein. Bei diesem großen Akt erfüllt sich die Verheißung des Hosea: "Tod wo ist dein Stachel, Tod wo ist dein Sieg?" Der Tod, der all die Jahrtausende hindurch die Gläubigen festgehalten hat und sie für immer festhalten wollte, muss sie plötzlich herausgeben. Welch großer Tag! Befleißigen wir uns doch alle, den ganzen Christus zu verkündigen.
Darüber, dass Christus verkündigt wurde, freute sich Paulus. Freuen wir uns auch, und was tun wir, dass dieser Christus, in dem allein Heil ist, gepredigt wird? - In Röm 15,16 redet Paulus von einem Priesterdienst für das Evangelium. Üben wir diesen aus? O, dass wir alle Mitarbeiter am Evangelium sein möchten und dazu beitragen, dass Christus verkündigt wird.